Tödliche Krankheiten, gewaltsame Konflikte und weiße Retter: Hollywoods verzerrte Darstellung Afrikas
Der jüngste Ausbruch des Ebola-Virus in Westafrika hat bis jetzt mindestens 712 Menschen das Leben gekostet, und Hunderte weitere stehen im Verdacht, an der Krankheit gestorben zu sein. Während sich weltweit die Angst vor dem Virus verbreitet, hat diese ganz reale Krisensituation des internationalen Gesundheitswesens manche an eine fiktive Krise erinnert, die es vor fast 20 Jahren in einen Film geschafft hat, in dem Dustin Hoffman, Rene Russo, Kevin Spacey und Morgan Freeman in den Hauptrollen zu sehen sind, um nur einige Namen zu nennen.
“Outbreak” erzählt die Geschichte eines fiktiven, Ebola-ähnlichen Virus namens Motaba, das zuerst in der Demokratischen Republik Kongo entdeckt wird, und davon, wie die US-amerikanischen Gesundheitsbehörden und die Armee dessen Ausbreitung verhindern. Zu Beginn des Films zerstören zwei US-Soldaten das afrikanische Dorf, in dem das Virus gefunden wurde, um den tödlichen Bazillus geheim zu halten. Die Bombardierung leitet den Film ein, aber die Handlung führt von da an weg vom afrikanischen Kontinent und die Opfer des Dorfes werden nebensächlich.
Afrikanische Opfer als Nebensache zu betrachten ist ein ständig wiederkehrendes Thema in vielen Hollywoodfilmen. Die Onlinedatenbank IMDB (Internet Movie Database) gibt an, dass in ungefähr 1.367 Filmen der afrikanische Kontinent erwähnt wird. In vier der beliebtesten wird ein von Gewalt geprägtes afrikanisches Land zum Schauplatz für Westeuropäer, die nach Erlösung suchen: “Blood Diamond”, “Tränen der Sonne”, “Lord of War – Händler des Todes” und “Der letzte König von Schottland.” In drei weiteren Filmen der Topklasse werden afrikanische Bürger als nichtsahnende Versuchsobjekte in medizinischen Experimenten dargestellt oder sind anderen Gesundheitsrisiken ausgesetzt: “Der ewige Gärtner”, “Outbreak” und “Sahara”, nicht zu vergessen die sachlichen Ungenauigkeiten, die in Filmen wie “Ich träumte von Afrika”, “Katanga” oder in der “Madagascar”-Triologie auftauchen.
Während Hollywood sicherlich in seinem Blick auf den afrikanischen Kontinent seit “Der Prinz aus Zamunda” mit Eddie Murphy von 1988 gereift ist, sind realistische Darstellungen des Kontinents von Hollywoods Filmemachern immer noch rar gesät. Wie Schauspieler Ben Affleck behauptet, scheinen nicht viele Hollywoodproduzenten an Filmen über den afrikanischen Kontinent interessiert zu sein. Und nicht zuletzt vergessen wir nicht, dass Hollywood immer noch einen Großteil der westlichen Perspektive auf den Rest der Welt ausmacht.
Nicht länger ‘Herz der Finsternis'?
Die Zeiten, in dem der Kontinent als das “Herz der Finsternis” bezeichnet wurde, sind vorbei, aber das überwiegende Gefühl, dass der Kontinent kein sicherer Ort ist, spielt immer noch eine große Rolle in neueren Filmen. Es bleibt abzuwarten, welchen Einfluss diese Auffassung auf Wirtschaft und internationale Beziehungen haben wird. Dennoch lohnt es sich, sich die Frage zu stellen, ob Fluggesellschaften ihre Flüge genauso schnell wegen der Angst vor Ebola gestrichen hätten, wenn der Ausbruch auf einem anderen Kontinent stattgefunden hätte? Und gründet sich die Entscheidung des USA Basketballteams, seine Reise in den Senegal wegen der Angst vor Ebola abzusagen - obwohl Senegal nicht von dem Virus betroffen ist – ausschließlich auf dem Ausbruch des Virus oder spielen allgemeine Bedenken bezüglich des Gesundheitsschutzes auf dem gesamten Kontinent eine Rolle?
Dies soll jedoch in keinem Fall bedeuten, den Ausbruch von Ebola auf die leichte Schulter zu nehmen. Die Situation vor Ort ist sicherlich schon jetzt und in zunehmendem Maβe bedenklich. Die Staatschefin von Liberia, Ellen Johnson-Sirleaf, hat wegen Ebola den nationalen Notstand erklärt und Nachbarstaaten wie die Elfenbeinküste rüsten ihre Maßnahmen zur Prävention und Bewusstseinsbildung auf. Dennoch begünstigen die Geschichten über Afrika Reaktionen wie diesen Tweet des Economist:
The spread of Ebola in west Africa is deeply troubling for the region and the world http://t.co/UHKMdoyzt1 pic.twitter.com/8XYrJFPlUp
— The Economist (@TheEconomist) August 17, 2014
Die Verbreitung von Ebola in Westafrika ist tief besorgniserregend für die Region und die Welt.
Und weniger Tweets wie diesen von Jina Moore:
The more time I spend in #Liberia, the more I see #Ebola‘s secret weapon: Our innate instinct to show our love w/ touch, compassion & care.
— @itsjina (@itsjina) August 17, 2014
Je mehr Zeit ich in Liberia verbringe, umso mehr sehe ich Ebolas geheime Waffe: unser angeborener Instinkt, unsere Liebe mit Berührungen, Mitgefühl und Fürsorge zu zeigen.
Saverio Bellizzi, Epidemiologe bei Ärzte ohne Grenzen in Guinea, stimmt Jina Moores Tweet zu:
In Telimele, Guinea we achieved a significant reduction in mortality, down to 25 per cent, thanks to our relations of trust and dialogue with the local community. People would come to us within 48 hours from the first appearance of symptoms and we could provide them with the best assistance.
In Telimele in Guinea haben wir dank unserer Vertrauensbeziehungen und dem Dialog mit der lokalen Gemeinschaft eine bedeutende Reduzierung der Sterblichkeit, gesunken auf 25 Prozent, erreicht. Die Menschen kommen innerhalb von 48 Stunden nach dem Auftauchen der ersten Symptome zu uns und wir können sie bestens versorgen.
Die Wahrnehmung ist wichtig, denn letzten Endes könnte die effizienteste Lösung, das Virus im wirklichen Leben zu stoppen, im Gegensatz zum Abwerfen von Bomben wie im Film “Outbreak”, vermutlich einfach “mehr Handschuhe und sterile Spritzen” sein.
Auf der Suche nach Partnern, nicht nach Rettern
Eine andere weit verbreitete Auffassung in Hollywood ist, dass Afrika ein von “Konflikten verwüsteter” Kontinent ist. Während die Gewalt auf dem Kontinent in den letzten Jahren zugenommen hat, könnte jeder Reisende jedoch genauso gut anderswo auf der Welt über einen Konflikt stolpern, wie diese Karte von Orten, an denen weltweit bewaffnete Konflikte stattfinden, zeigt:
Der Film “Tränen der Sonne” beschreibt den üblichen Handlungsrahmen eines afrikanischen Landes, das von Gewalt heimgesucht wird und in dem Westler versuchen, Leben zu retten. In einer Szene sagt Lt. A.K Waters, gespielt von Bruce Willis:
It's been strongly suggested that we turn over Arthur and abandon these refugees out here in the bush. I'll tell you right now: I'm not gonna do that. Can't do that. Broke my own rule – started to give a fuck.
Es wurde uns stark nahegelegt, Arthur zu übergeben und diese Flüchtlinge hier draußen im Busch ihrem Schicksal zu überlassen. Ich sage Ihnen jetzt und hier: Ich werde das nicht machen. Kann das nicht machen. Habe meine eigenen Regeln gebrochen – das ist mir jetzt alles scheiβegal.
Es scheint vielleicht ein bisschen hart zu sein, ausgerechnet eine Szene zu wählen, in der ein Mensch entschieden hat, andere Mitmenschen zu retten, aber das vorherrschende Gefühl hier ist, dass afrikanische Flüchtlinge das verzweifelte Bedürfnis nach einem weißen Retter haben. Das Problem ist, dass westliche Militäreingriffe keine gute Erfolgsgeschichte in Afrika vorzuweisen haben. Erst in letzter Zeit ist Libyen zu einem Scherbenhaufen geworden, Mali ist immer noch sehr unstabil und Hunderte sind in der zentralafrikanischen Republik ums Leben gekommen, trotz der Unterstützung durch das französische Militär.
Eine neue Erzählform Hollywoods über Afrika ist hier vonnöten. In der Tat ist es ziemlich aussagekräftig, dass einer der meist gelobten neueren Hollywoodfilme über Afrika “Invictus” keinerlei fremde Beteiligung beinhaltet. “Invictus” handelt davon, wie Südafrika sich nach der Zeit der Apartheid zu einer besser vereinigten Nation entwickelt. Schließlich erklärt das Gedicht, von dem sich der Titel des Films ableitet, mit Nachdruck:
It matters not how strait the gate,
How charged with punishments the scroll,
I am the master of my fate,
I am the captain of my soul.
Egal wie schmal das Tor, wie groß,
wieviel Bestrafung ich auch zähl’,
Ich bin der Meister meines Los:
Ich bin der Captain meiner Seel.
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