Mexiko: Entrüstung über grausamen Mord an drei Filmstudenten

Estudiantes disueltos en ácido

Foto vom Protestmarsch am 24. April 2018 in Mexiko-Stadt, geteilt im öffentlichen Profil des Twitter-Aktivisten Emilio Álvarez Icaza.

Die Nutzer der sozialen Netzwerke in Mexiko – besonders jene, die Twitter nutzen – brachten ihre Trauer und Entrüstung anlässlich der am 23. April 2018 veröffentlichten Nachricht über den Mord an den drei seit März verschwundenen Filmstudenten zum Ausdruck. Die veröffentlichte Version der lokalen Behörden ist, dass die Jugendlichen durch Anhänger des organisierten Verbrechens getötet und ihre Körper anschließend zur Beseitigung von Spuren in Säure aufgelöst wurden.

Sobald die Nachricht veröffentlicht wurde, sprach sich die Journalistin und Akademikerin Gabriela Warkentin auf folgende Weise aus:

Ermordet und in Säure aufgelöst, so tauchen die drei in Jalisco entführten Filmstudenten wieder auf.

Es ist dieses Mexiko, über das wir jeden Tag sprechen müssen.

Jeden verfluchten Tag.

Scheiße!

Die Fakten

Seit dem 20. März 2018 meldeten Mitglieder der Universität der Audiovisuellen Medien (CAAV), mit Sitz in Guadalajara im Bundestaat Jalisco in West-Mexiko, öffentlich, dass der Aufenthaltsort von Salomón Aceves, Marco Ávalos und Daniel Díaz, Studenten der genannten Universität, unbekannt sei. Die Journalistin Zorayda Gallegos, Mitarbeiterin vieler Medien, unter anderem der Zeitung El País, bezog sich auf das Geschehene:

Salomón Aceves Gastélum, de 25 años y originario de Mexicali (Baja California); Daniel Díaz, de 20 años y de Los Cabos (Baja California Sur), y Marco Ávalos de 20 años y de Tepic (Nayarit), vivían en la zona metropolitana de Guadalajara, donde estudiaban cine. Los tres desaparecieron el pasado lunes después de realizar una grabación en un domicilio de Tonalá, una localidad colindante con Guadalajara, donde realizaban una tarea escolar.

Salomón Aceves Gastélum, 25 Jahre aus Mexicali (Niederkalifornien); Daniel Díaz, 20 Jahre aus Los Cabos (Niederkalifornien) und Marco Ávalos, 20 Jahre aus Tepic (Nayarit), lebten im Großraum von Guadalajara, wo sie Film studierten. Die drei verschwanden am vergangenen Montag nach einer Filmaufnahme, die Teil einer Hausaufgabe war. Sie befanden sich in einem Haus in Tonalá, einem Nachbarort von Guadalajara.

Laut einer Chronologie, die von der mexikanischen Zeitschrift Milenio veröffentlicht wurde, sprach eine Gruppe von „stark bewaffneten Männern”, die sich als Polizeibeamten vorstellte, die Studenten und andere an, sie begleiteten sie in der Gegend der Wohnanlage Colinas de Tonalá, wo sie entführt wurden. Andere Quellen bestätigten, dass sie mit Mitgliedern einer anderen kriminellen Organisation, die um die Kontrolle der Gegend kämpft, verwechselt worden sind.

Danach (in Berufung auf die Chronologie von Milenio) wurden die Jugendlichen in ein Haus gebracht, wo einer von ihnen, Salomón Aceves, während einer Folterung starb. Schließlich wurden auch seine Begleiter umgebracht und an einen anderen Ort gebracht, wo laut der Behörden ihre Körper in Schwefelsäure aufgelöst wurden.

Die Empörung

Der Twitter-Nutzer Montserrat teilte einige Bilder mit den Gesichtern der ermordeten Studenten:

Hier sind sie. Die drei von uns. Filmstudenten.

Aufgelöst in Schwefelsäure.

S Ä U R E

Camilo Saavedra sagte Folgendes, als er von der Nachricht erfuhr:

Totale Empörung heute in Jalisco und in Mexiko. Heute bestätigte sich die traurige Nachricht, die nach so vielen Qualen zu erwarten war, drei unschuldige Studenten sind durch ein Verbrechen getötet worden. Wir, Mexikaner, haben die viele Gewalt satt! #NoSonTresSomosTodxs (soviel wie: WirSindNichtDreiWirSindAlle)

Vianey teilte ihre Trauer mit folgender Nachricht:

Wie traurig ist es, zu erfahren, dass in diesem Land Student Sein gleichbedeutend mit dem Tod ist; welcher Schmerz und welche Ohnmacht zu wissen, dass jeder von uns durch Säure aufgelöst enden könnte, weil man zur falschen Zeit am falschen Ort ist. #NoSonTresSomosTodxs Ich sende all meine positive Energie ihren Familien.

Die Veröffentlichung von Vianey kann man besser verstehen, wenn man sich an den Fall der 43 Studenten erinnert, die in Iguala verschwanden, im Bundesstaat Guerrero, im September 2014 (Fall Ayotzinapa).

Luis Antonio García machte folgenden Kommentar, in dem er sich auf die vorgeschlagene Amnestie eines laut Umfragen zufolge Spitzen-Präsidentschaftsanwärters berief und vorschlug, gegen die pauschale Gewalt zu kontern:

Die Bestätigung der in Jalisco getöteten Studenten ist eine Schande. Als Land müssen wir Gerechtigkeit fordern. Es gibt für diese Verbrechen keine Rechtfertigung, nicht einmal eine Erklärung aufgrund des sozialen Kontextes. Nie wieder Straflosigkeit, nie wieder Amnestie für ihre Mörder.
Gerechtigkeit!

Eine Methode, die nicht neu ist

Die Nutzung von Säure sowie anderen starken chemischen und ätzenden Mitteln, mit der Absicht die Leichen aufzulösen, ist in Mexiko keine Neuheit. Santiago Meza López – besser bekannt als „El Pozolero“ (der Klempner) – ist der vielleicht bekannteste Kriminelle, der schon wegen solcher Gräueltaten verurteilt wurde. Journalisten rechneten aus, dass El Pozolero mehr als 300 menschliche Körper aufgelöst hat. Alle waren an internen bewaffneten Konflikten beteiligt, in denen Mexiko tief versunken ist.

Proteste in der mexikanischen Hauptstadt… und im Netz

Am Nachmittag des 24. April gingen tausende Jugendliche auf die Straßen von Mexiko-Stadt, um gegen die pauschale Gewalt, die das Land in Mitleidenschaft zieht, zu protestieren. Der Twitter-Hashtag #NoSomosTresSomosTodxs (soviel wie: WirSindNichtDreiWirSindAlle) wurde zu einem Trend und wurde von den Einwohnern genutzt, um Gerechtigkeit und Sicherheit vom Staat zu fordern.

Es wird erwartet, dass es mehr Bürgermobilisierungen geben wird, um sich der Mittäterschaft der Behörden, die die Unsicherheit und die Gewalt an mehreren Orten des Landes verursacht hat, entgegenzustellen.

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