Architekt Santiago Calatrava erfolglos: Keine Zensur der Website, die seine Pfuscharbeiten aufführt

Startseite der Website calatravanonoscalla.com:
“Santiago Calatrava. Ruinöse Projekte und Rechnungen ohne MwSt”
Alle Links in diesem Artikel führen, soweit nicht anders gekennzeichnet, zu spanischsprachigen Webseiten.
Santiago Calatrava [de], spanischer Architekt mit Wohnsitz in der Schweiz, besteht hartnäckig auf die Zensur der Webseiten, die seine misslungenen Projekte aufführen. Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass der zuständige Richter seinen Antrag ablehnte, die Website calatravanonoscalla.com sperren zu lassen, auf der etliche Berufsfehler des Architekten bei Projekten aufgeführt werden, die überwiegend mit öffentlichen Geldern umgesetzt wurden. Alles hatte begonnen, als die Gruppe der Vereinigten Linken “Esquerra Unida” (EUPV) von Valencia eine Website namens calatravatelaclava.com [etwa: Calatrava knöpfts dir ab] erstellte. Sie trägt den Untertitel “Santiago Calatrava – Ruinöse Projekte und Rechnungen ohne MwSt” und beschreibt verschiedene Bauwerke des Architekten in der Region Valencia [de], die in einem technischen und finanziellen Desaster endeten.

Arbeiten zur Entfernung des Trencadís-Mosaiks vom “Palacio de las Artes” in Valencia. Foto auf Twitter hochgeladen von Rita Hanna Barbera
Einer der bekanntesten Fälle ist beispielsweise der des Opern- und Kulturpalastes Palacio de las Artes Reina Sofía, dessen Kosten am Ende viermal so hoch waren als ursprünglich veranschlagt. Ende 2013 begann sich das Trencadís-Mosaik [en] abzulösen, das die Struktur des Palastes bedeckte, was die valencianische Regierung zur Entscheidung zwang, es komplett zu entfernen, um Unfällen vorzubeugen. Die Kosten dieser Arbeiten werden auf drei Millionen Euro geschätzt. Ende Januar 2014 legte Calatrava Klage gegen EUPV ein, aus der hervorgeht, besagte Gruppe habe “Calatrava mit offensichtlich böser Absicht in einen politischen Streit verwickelt, der ihm fernliege und seinen guten Namen und sein berufliches Ansehen über das Internet und andere Kommunikationsmedien beflecke”. Der Architekt forderte einen Schadensersatz in Höhe von 600 000 Euro sowie die Sperrung der Website. Wie so oft in solchen Fällen, provozierte Calatravas Strafantrag einen Streisand-Effekt [de], durch den die Website innerhalb 24 Stunden nach Anklageerhebung eine halbe Million Seitenaufrufe und mehr als 95.000 Besuche erhielt. Der Hashtag #calatravatelaclava, der bereits weltweit ein Trendthema war, verzeichnete erneut eine starke Aktivität auf Twitter:
… y encima demanda “por daños a su honor” http://t.co/ZqDVFiYTRZ #CalatravatelaClava, más que cierre, difusión! http://t.co/NZgAIJG9r9 — Alejandro Lopez (@response_inc) January 30, 2014
…und obendrein klagt er, “weil seine Ehre verletzt wurde” #CalatravatelaClava Nicht Sperren, Teilen!
¿Un país donde los delincuentes persiguen a los que les denuncian? Mmmm… déjame pensar. #calatravatelaclava http://t.co/0haFmUGIe4 — Pedro Cañizal (@Pedro_Canizal) January 29, 2014
Ein Land, in dem die Verbrecher ihre Ankläger verfolgen? Mmmm… lasst mich mal überlegen. #calatravatelaclava
#CalatravaTeLaClava versión clicks de Playmobil http://t.co/SmYNkNmYSQ — Vicente Juan (@vicentejuan) February 5, 2014
#CalatravaTeLaClava Playmobil-Version von Clicks.
Obwohl die mit dem Fall beauftragte Staatsanwältin selbst forderte, die Klage abzuweisen, endete der Prozess am 15. Mai 2014 mit einem Urteil, das der EUPV auferlegte, ein Schadensgeld von 30.000 Euro an den Architekten zu zahlen und calatravatelaclava.com. zu sperren. In dem Urteil heißt es:
Todo ese conjunto de noticias que se publican en la página web, (…) que si bien puede decirse que en su casi totalidad resultan poco favorables a la labor profesional del arquitecto (…) entendemos estarían, sin embargo, dentro de los límites de la crítica como reflejo o uso del derecho también fundamental de la Libertad de Expresión o/e Información.(…) [la expresión «te la clava»] infringe el derecho al honor del Sr. Calatrava con el título de la página y este título es el primer contacto y quizas el único que se transmite al usuario de las redes sociales y de Internet. (…)
Die gesammelten Nachrichten, die auf der Homepage veröffentlicht sind, […] da lässt sich schon sagen, dass diese sich insgesamt wenig begünstigend auf die Berufstätigkeit des Architekten auswirken […], jedoch sind wir der Meinung, dass sich diese innerhalb der Grenzwerte der Kritik befinden, in denen das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung oder/und Information widergespiegelt oder angewandt wird. […] [der Ausdruck «te la clava» (er knöpfts dir ab)] als Titel der Website, verstößt gegen das Recht der persönlichen Ehre des Herrn Calatrava und dieser Titel ist der erste – und vielleicht einzige – Kontakt, der sich den Nutzern von Sozialen Netzwerken und des Internets übermittelt.

Bodegas Ysios, ein weiteres Gebäude von Calatrava, weist ernste Problemen an der Dachkonstruktion auf. Foto hochgeladen aus Wikimedia Commons von ecemaml
EUPV schloss die Website, so wie es das Urteil verlangte und verlegte deren Inhalt auf eine andere Seite: calatravanonoscalla.com [Calatrava bringt uns nicht zum Schweigen], ein “Klon” seines Vorgängers, mit einem anderen Namen, der die Ehre des Architekten nicht verletzt. Calatravas Rechtsvertreter präsentierten einen Antrag um das Urteil vom 15. Mai zu erweitern, in dem sie forderten, “EUPV sei die Verwendung von Santiago Calatravas Namen oder Nachnamen zu verbieten, wenn dies dem alleinigen Zweck diene, ihn zu verunglimpfen sowie davon abzusehen, andere Internetdomänen zu benutzen, deren Ausdruck dem Gegenstand des Verfahrens gleicht oder ähnelt”. Diesmal hat der Richter die Klage abgewiesen. Die Webseite calatravanonoscalla.com bleibt weiter bestehen. Der EUPV-Abgeordnete Ignacio Blanco verkündete, dass seine Gruppe zudem Beschwerde gegen das Urteil vom 15. Mai eingelegt habe, da dieses, so sagte er wörtlich:
ni le gusta a Calatrava ni nos gusta a nosotros, porque entendemos que en el título no hay ninguna intromisión en su derecho al honor sino un ejercicio legítimo del derecho a la información y a la libertad de expresión: a fin de cuentas, con sus pifias y sobrecostes nos ha estado clavando a todos los valencianos durante 20 años.
[…] weder Calatrava noch uns gefällt, denn wir sind der Meinung, dass mit dem Titel keineswegs sein Recht der persönlichen Ehre angetastet wird, sondern ein rechtmäßiger Gebrauch des Informationsrechts und der freien Meinungsäußerung gegeben ist: Schließlich hat er uns Valenzianer zwanzig Jahre lang mit seiner Pfuscharbeit und den Mehrkosten unser Geld abgeknöpft.
Wenngleich Calatrava als Architekt ein weltweites Ansehen für seine ausgefallenen Strukturen geniesst, so tauchen bei seinen Gebäuden doch häufig Probleme auf, weswegen sich ihr Schöpfer schon mehrmals vor Gericht verantworten musste. Zum Beispiel im Fall des Kongresspalastes von Oviedo, für den er ein Schadensgeld von fast drei Millionen Euro zahlen muss, den Bodegas Ysios in Álava, die von ihm zwei Millionen Euro für die Schäden am Gebäudedach fordern oder der Brücke der Konstitution in Venedig, deren ursprünglichen Kosten sich fast verdreifachten und wo bereits mehr als 5.000 Anzeigen eingingen, weil Fußgänger auf der Glasoberfläche ausgerutscht und gestürzt sind. Die italienische Stadtverwaltung fordert deshalb mehr als eine Million Euro von dem Architekten.

Die Brücke der Konstitution in Venedig. Ihre rutschige Oberfläche hat Tausende von Unfällen provoziert. Foto hochgeladen aus Wikiarquitectura von Map
Der aus der Region Valencia stammende Calatrava hat seinen steuerlichen Wohnsitz seit Jahren in der Schweiz, wohin er im Jahr 2012 ebenfalls seine Investementgesellschaft verlegte. Das hält ihn weder davon ab, sich als spanischen “Patrioten” zu betrachten, noch davon, Millionen von Euro an den öffentlichen Bauwerken zu verdienen, die im Auftrag von diversen spanischen Regional- und Autonomieregierungen realisiert wurden, in denen überwiegend die konservativen Partei “Partido Popular” regiert, für die er seine Sympathien nicht verbirgt. Ebenso wenig hält es ihn davon ab, Botschafter der “Marke España” zu sein. Diesen Ehrentitel trägt er am heutigen Tage noch.
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