Singapur verbietet Musikvideo aufgrund seines Pro-LGBT Inhalts

Screenshot from Jolin Tsai's music video 'We're All Different, Yet The Same'

Screenshot aus Jolin Tsais Musikvideo “We're All Different, Yet The Same”

UPDATE: Die Media Development Authority (Behörde für Medienentwicklung, kurz MDA) der Regierung hat bestätigt, dass sie örtlichen Sendern dazu geraten hat, das Musikvideo aufgrund seines ‘nur für Erwachsene geeigneten’ Inhalts nicht auszustrahlen.

Berichten zufolge wurde die Ausstrahlung sowohl des Musikvideos als auch des eigentlichen Songs “We're All Different, Yet The Same” der taiwanesischen Sängerin Jolin Tsai in allen Radiostationen und Fernsehsendern Singapurs verboten.

Die staatliche Media Development Authority (MDA) hat anscheinend eine Mitteilung an Radio- sowie Fernsehstationen des Insel- und Stadtstaates gesendet, die darüber informierte, dass das Musikvideo sowie das Lied nicht ausgestrahlt werden sollen. Laut den Berichten ist der Grund hierfür, dass der Liedtext sich für die Gleichberechtigung gleichgeschlechtlicher Paare in Ehe und Familie ausspricht, was im Konflikt mit den örtlichen Gesetzen steht. Das Musikvideo handelt von einem lesbischen Paar, das seit drei Jahrzehnten zusammenlebt.

Rechte für gleichgeschlechtliche Paare sind seit langem ein kontrovers diskutiertes Thema in Singapur, da Politiker oft beteuern, dass die Bevölkerung noch zu konservativ eingestellt und noch nicht bereit sei für eine weitreichendere Akzeptanz der LGBT-Rechte. Eine Verfassungsklage gegen Abschnitt 377a des Strafgesetzbuchs, der den Geschlechtsverkehr zwischen zwei Männern kriminalisiert, wurde letztes Jahr durch ein Gericht abgewiesen.

Das Verbot des Lieds und Videos wurde von einigen Einwohnern Singapurs befürwortet. Hierzu zählen besonders solche, die sehr offen mit ihrer Ablehnung gegenüber Veranstaltungen zur Förderung und Unterstützung von LGBT-Rechten (zum Beispiel Pink Dot) sind. Adi Asjor zeigte seine Unterstützung für das Verbot in einem Kommentar auf der Facebookseite We are against Pinkdot in Singapore (Wir sind gegen Pinkdot in Singapur):

What is the purpose of this marriage? To be happy for today? To satisfy their needs for today? What about tomorrow? Who will take care of their old age needs being childless (don't talk about adoption cos the child is the offspring of a man and wife). What about the next generation – same sex marriage means, simply put, the end of the road for them. Marriage is about procreation, about a system of family with children, about education, about the future of mankind. Marriage between man and woman is the foundation of the future of mankind. This IS the core value people must NOT forget.

Was ist der Sinn und Zweck dieser Ehe? Für einen Tag glücklich zu sein? Für einen Tag ihre Bedürfnisse zu erfüllen? Was ist mit Morgen? Wer wird sich um sie im Alter kümmern, weil sie keine Kinder haben (fangt bloß nicht mit Adoption an, weil ein Kind der Nachwuchs von einem Mann und einer Frau ist). Was ist mit der nächsten Generation – eine Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren bedeutet, einfach formuliert, das Ende des Weges für sie. Die Ehe dient der Fortpflanzung und ist ein Konzept einer Familie mit Kindern, der Bildung und Erziehung, der Zukunft der Menschheit. Eine Heirat zwischen Mann und Frau ist das Fundament für die Zukunft der Menschheit. Das IST der Grundwert, den die Menschen NICHT vergessen dürfen.

Jedoch frustrierte die Nachricht, die am Tag des Irland-Referendums zur Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare in der Ehe an die Öffentlichkeit kam, viele Singapurer:

Ich wünsche mir inständig, dass das Verbot der MDA von Jolin Tsais Musikvideo alle Leute dazu anregt, sich das Video anzusehen, weil das Verbot lächerlich ist und das Video eine tolle Botschaft hat.

Die Haltung unseres Landes gegenüber LGBT-Rechten ist furchtbar und macht mich wirklich wütend. 2015, selbsternannte Weltstadt und wir sind noch immer total borniert.

Welch Ironie, dass am gleichen Tag, an dem die MDA einen Song, der von einer gleichgeschlechtlichen Ehe handelt, verbietet, sich Irland klar für die gleichgeschlechtliche Ehe ausspricht. @PinkDotSG

Der Blogger und LGBT-Aktivist Alex Au kritisierte die Entscheidung seitens der MDA:

By contrast, the MDA’s move is not just regressive, it is risibly petty and self-defeating. Like many people, I had never heard of this song before. But now, it is being shared by many on social media. I am pretty sure Pink Dot organisers are thinking of a way to weave it into this year’s event.

… Do they think Singapore can remain exactly where we are while the world moves on?

Dieser Schritt der MDA ist nicht nur rückschrittlich sondern auch lachhaft unbedeutend und zwecklos. Wie viele andere hatte ich vorher noch nie von dem Song gehört. Aber jetzt wird es von vielen auf den sozialen Netzwerken geteilt. Ich bin mir sehr sicher, dass die Organisatoren von Pink Dot schon darüber nachdenken, wie sie ihn im Festival dieses Jahr einbringen können.

[…] Glauben sie wirklich, dass Singapur seine Stellung in der Welt halten kann, wenn der Rest der Welt sich in Richtung Zukunft bewegt?

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