Der Sozialanthropologe und Soziologe Ginny Moony erklärt, warum der Ebola-Ausbruch den Westafrikanern ihre Menschlichkeit nimmt:
Die Art und Weise in der sich Westafrikaner um ihre Kranken und Verstorbenen kümmern, unterscheidet sich angeblich deutlich vom Rest der Welt. Dies ist alles andere als wahr. Auf der ganzen Welt ist das Wesentliche bei der Pflege von Kranken gleich: Das Berühren Kranker oder toter Verwandter ist ein natürliches Phänomen. Überall werden die Verstorbenen gereinigt und sorgsam aufgebahrt, um den Angehörigen die Möglichkeit zu geben sich zu verabschieden. In den Niederlanden können wir unseren verstorbenen Angehörigen bis zu vier Tage in unserem Wohnzimmer aufbahren. Und der physische Kontakt mit dem Verstorbenen findet so lange statt, bis der Sarg geschlossen und zu Erde gelassen oder in den Ofen des Krematoriums geschoben wird.
Im Fall der von Ebola betroffenen Länder ist das normale menschliche Verhalten von der Weltgesundheitsorganisation und anderen Experten als eine “altmodische und nicht erstrebenswerte Praxis” bezeichnet worden. Niemand hinterfragt, ob es nun angebracht ist, Menschen zu verbieten sich um Angehörige zu kümmern und die Trauerphase zu bestimmen. Die Lösung um Neuansteckungen mit Ebola zu verhindern scheint eindeutig: Unter keinen Umständen die Personen berühren. Empathischere Lösungen, zum Beispiel die Bereitstellung von Schutzkleidung für Familienangehörige, um eine Beerdigung der Angehörigen zu ermöglichen, werden nicht in Erwägung gezogen. Die Bevölkerung wird in die Ecke getrieben: Wenn sie nicht kooperieren, werden sie ins Gefängnis gehen. Diese harten Maßnahmen entfremden die Bevölkerung umso mehr von den Behörden. Ebola ist eine Strafe. Nicht für die internationale Gemeinschaft, nicht für die Politiker, nicht für die Elite, sondern nur für die armen Massen. Die Menschen sind alleine. Verlassen. Große Summen an Geld kommen an und erste Verbesserungen sind sichtbar und dennoch scheint die Epidemie Tag für Tag stärker und unbezwingbarer zu werden….