En archéologue des idées, Séverine Kodjo-Grandvaux explore les strates d'une épistémologie qui, au cours du dernier siècle, s'est construite essentiellement en réaction à l'Occident. D'abord sous le joug de son influence impérialiste, puis en réaction contre cette emprise [..] avec le mouvement des Indépendances et l'injonction à la décolonisation des esprits, vient le temps d'une pensée cherchant à se replier sur « l'identité africaine », contre le moule occidental. Un « retour au sources » risqué : « Dès lors que la philosophie cherche à se penser de manière « nationalitaire », c'est-à-dire continentale, nationale, ethnique, elle doit éviter plusieurs écueils, notamment celui de l'esprit collectif et celui de la particularisation excessive », écrit l'auteur. L'apport de la philosophie occidentale comme celui des autres courants de pensée ne doit pas être rejeté.
In ihrer Rolle als Archäologin der Ideen untersucht Séverine Kodjo-Grandvaux die Ebenen einer Disziplin, die im vergangenen Jahrhundert hauptsächlich in Reaktion auf den Westen konstruiert worden ist. Während der Kolonialzeit bewegte sich diese Philosophie unter der Kontrolle der imperialistischen Kolonialmacht, um sich dann zu einer Gegenreaktion auf den Einfluss der Kolonialisten zu entwickeln. […] Mit der Unabhängigkeitsbewegung versuchte man auch in der Philosophie, zur “afrikanischen Identität” zurückzukehren und sich vom Vorbild des Westens zu distanzieren. Kodjo-Grandvaux hält solch eine Ideologie des “Zurückkehrens zu den Ursprüngen” für riskant. Sie schreibt: “Wenn Philosophie versucht, in ein ‘regionales’ – etwa kontinentales, nationales oder ethnisches – Muster hineinzupassen, muss sie mehrere Fallen vermeiden, vor allem den Anschein von Homogenität und die exzessive Partikularisierung.” Der Beitrag, den die westliche Philosophie und andere Denkansätze leisten können, sollte nicht verkannt werden.
Kodjo-Grandvaux verweist auf eine Debatte über Ethnophilosophie, die afrikanische Philosophen seit langem führen: Die Idee, dass eine Kultur oder Region eine bestimmte Philosophie hat, die sich grundlegend von den anderen philosophischen Strömungen unterscheidet, sei in sich widersprüchlich. Doch viele zeitgenössische afrikanische Philosophen wenden ein, dass ihre Arbeit eine kritische Reflektion über afrikanische Herrschaft ist und wie diese den Alltag ihrer Mitbürger beeinflusst. Daraus folgt, dass afrikanische Philosophie sich in erster Linie im Kontext des afrikanischen Kontinents entwickelt und sich an ein afrikanisches Publikum wendet.
2. Souleymane Bachir Diagne (Senegal)
Souleymane Bachir Diagne (hier ein englischsprachiger Wikipediaeintrag), ein senegalesischer Philosoph und Professor an der Columbia Universität, plädiert dafür, dass afrikanische Philosophen ihre Arbeit für ihre Landsleute zugäglicher machen müssen. Er sagt:
Nous devons produire nous-mêmes des textes en langues africaines et un de mes anciens élèves américain travaille en ce sens à une anthologie de textes de philosophes africains auxquels il a demandé d’écrire des articles dans leur propre langue. Des locuteurs de cette langue sont ensuite chargés de les traduire en anglais.
Wir müssen unsere eigenen Texte in afrikanischen Sprachen produzieren. Einer meiner ehemaligen Studenten arbeitet an einer Anthologie von Texten afrikanischer Philosophen, die gebeten wurden, Artikel in ihrer eigenen Sprache zu schreiben. Dann sollen Muttersprachler sie ins Englische übersetzen.
3. Léonce Ndikumana (Burundi)
Außer dem Bemühen, ihre afrikanischen Landsleute besser zu erreichen, kommen noch weitere richtungsweisende Ideen von afrikanischen Philosophen. Léonce Ndikumana (hier ein englischsprachiges Profil) wurde in Burundi geboren und arbeitet nun als Wirtschaftsprofessor an der Universität Massachusetts in Amherst. In seinem Buch “Africa's Odious Debt: How Foreign Loans and Capital Flight Bled a Continent“, (Afrikas verhasste Schulden: Wie ausländische Kredite und Kapitalflucht einen Kontinent ausbluteten) macht sich Ndikumana zur Aufgabe, viele der gängigen Gemeinplätze über Afrika anzufechten, die weltweit als Fakten gelten, wie der, dass Entwicklungshilfe den afrikanischen Kontinent subventioniert. In der Tat übertreffe die Kapitalflucht vom afrikanischen Kontinent (1,44 Billionen verschwinden spurlos aus afrikanischen Ländern und landen in Steueroasen oder reichen Ländern) laut eines Beitrags des African Europe Faith and Justice Network bei Weitem die Entwicklungshilfe (50 Milliarden nach Afrika, so dass Wall Street Journal).
Ndikumana ist auch einer der wichtigsten Meingsführer in Afrika. So kämpft er zum Beispiel gegen Vorgaben von internationalen Institutionen, die sich oft gegen den Willen der afrikanischen Bevölkerung richten.
4. Kwasi Wiredu (Ghana)
Falsche Gemeinplätze zu kontern ist ein wachsender Trend unter afrikanischen Intellektuellen. Kwasi Wiredu, ein ghanaischer Philosoph, ist einer von ihnen. Er meint zum Beispiel, dass ein Mehrparteiensystem, das oft als die Basis für demokratie angesehen wird, nicht immer zu Einheit und Stabilität führt. Stattdessen hält er eine Konsenusdemokratie im afrikanischen Kontext für besser geeignet:
Given that democracy is government by consent, the question is whether a less adversarial system than the party system, which is bound up with majoritarian decision-making, cannot be devised. It is an important fact that reasonable human beings can come to an agreement about what is to be done by virtue of compromise without agreeing on issues of truth or morality.
Vor dem Hintergrund, dass Demokratie Regieren durch Konsens ist, ist die Frage, ob nicht ein weniger antagonistisches als das Parteiensystem möglich ist. Es ist eine wichtige Tatsache, dass vernünftige Menschen mit Hilfe von Kompromissen sich darüber einigen können, was zu tun ist, ohne sich in Sachen Wahrheit oder Moral einig zu sein.
5. Kwame Anthony Appiah (Ghana)
Ein weiterer ghanaischer Philosoph, Kwame Anthony Appiah, der zur Zeit an der New Yorker Universität lehrt, wehrt sich jedoch gegen den Trend zum Afrozentrismus vieler afrikanischer Philosophen. Er hält Afrozentrismus für ein überholtes Konzept und plädiert für mehr transkulturelle Dialoge und weniger “Regionalismus”:
[Ancient Greek philosopher Diogenes] rejected the conventional view that every civilized person belonged to a community among communities […] A global community of cosmopolitans will want to learn about other ways of life on radio, on television shows, through anthropology and history, through novels movies, news stories and newspapers, and on the Web.
[Der antike griechische Philosoph Diogenes] lehnte die allgemeine Annahme, dass jede zivilisierte Person einer Gemeinschaft unter Gemeinschaften angehört, ab. […] Eine globale Gemeinschaft von Kosmopoliten wird im Radio, im Fernsehen, durch Anthropologie und Geschichte, durch Romane und Filme, Nachrichten und Zeitungen und im Internet etwas über andere Lebensweisen lernen wollen.
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