Mildes Urteil gegen „La Manada” empört Spanien

„La Manada“ beim Stadtfest San Fermín in Pamplona 2016. Foto: Cuarto Poder. Lizenz: CC BY-NC 3.0.

Das Landgericht von Navarra, Spanien hat das Urteil im Prozess gegen „La Manada“ (dt. das Rudel), eine Gruppe fünf junger Männern, die im Juli 2016 während des Stadtfests San Fermín in Pamplona gemeinsam eine junge Frau vergewaltigten, öffentlich bekannt gegeben. Den Mitgliedern von „La Manada“ werden außerdem Raub sowie Verstoß gegen das Persönlichkeitsrecht vorgeworfen, weil sie dem Opfer das Mobiltelefon stahlen, den Angriff filmten und in einem sozialen Netzwerk veröffentlichten.

Die fünf Angeklagten, von denen einer Soldat und ein anderer Polizist ist, wurden jeweils zu neun Jahren Gefängnis sowie weiteren fünf Jahren auf Bewährung verurteilt und müssen dem Opfer außerdem Schadenersatz in Höhe von insgesamt 50.000 Euro zahlen. Das Urteil lautete sexueller Missbrauch, nicht Vergewaltigung. Es handelt sich hierbei um zwei verschiedene Straftatbestände, von denen sexueller Missbrauch der minder schwerere ist, weshalb die Strafen nicht so hoch ausfielen, wie erhofft. Die Staatsanwaltschaft hatte 22 Jahre, die Privatklage – durchgeführt vom Stadtrat von Pamplona und der Regierung von Navarra – 26 Jahre Gefängnis gefordert.

Das Urteil führte zu einer Welle der Empörung in ganz Spanien. Bei Demonstrationen kamen unter dem Motto „Hermana, yo sí te creo“ (dt.: Schwester, ich glaube dir) tausende Menschen zusammen. Zur Urteilsverkündung hatten sich hunderte Menschen vor dem Landgericht von Navarra versammelt, die in Protest ausbrachen, nachdem das Urteil verkündet worden war.

Das Urteil gegen „La Manada“ überschreitet Grenzen: Die internationale Presse teilt die Empörung.

15 spanische Künstler*innen reagieren mit Zeichnungen auf das Urteil gegen „La Manada“.

Bild: Das ist ein Rudel. Das sind Vergewaltiger.

Text: Liebe Freund*innen, lest dies aufmerksam und schließt euch dem Protest an. Es betrifft alle Frauen und das sollte es nicht. Es reicht. Das Urteil des Richters ist so machistisch, wie die Einstellung des Rudels selbst. Unmoralisch, inakzeptabel, schändlich. Null Toleranz. #NeinHeißtNein

Auch in den sozialen Netzwerken wurde Empörung geäußert:

Bild: Machistischer Skandal: Sie war 18 / von 5 Männern vergewaltigt / betrunken, 10 Jahre älter und vorbestraft / sie haben die Tat über WhatsApp geplant / filmen sie / teilen sie in sozialen Netzwerken / das Gericht zweifelt an dir / hast du dich gewehrt? / sie urteilen, dass es keine Vergewaltigung war.

Viele von denen, die sich gewehrt haben, haben nicht überlebt
Müssen wir wählen zwischen getötet werden und schweigen?
SCHWESTER, ICH GLAUBE DIR

Text: Das Urteil gegen „La Manada“ trifft uns alle. #IchGlaubeDir. Gestern wurde in Spanien das Urteil im Fall des Verbrechens von „La Manada“ bekannt. Eine Gruppe von fünf Männern kreiste eine Frau ein und vergewaltigten sie, filmte die Tat und verbreitete das Video. Trotzdem urteilte das Gericht, dass es keine Vergewaltigung war.

Auf ihrer Facebook-Seite „No es nada personal“ (dt.: Es ist nichts Persönliches) veröffentlichte die Bloggerin Carlota M. einen Text, der viral ging:

Que cinco tíos te la metan simultáneamente por la boca, por el ano y por la vagina, de madrugada en un portal, mientras se animan entre ellos y repiten “¡me toca, me toca!”, eyaculando dentro de ti, sin articular tú ni una sola palabra y acabando sola en el hospital – sin mi móvil porque te lo han robado para que no puedas avisar a nadie – siendo atendida por policías, médicos y psicólogos, en España no se considera una violación.

El porno como educación sexual.
Cultura de la violación.
Justicia patriarcal.

Fünf Typen dringen gleichzeitig in deinen Mund, deinen Anus und deine Vagina ein, in der Morgendämmerung in einem Hauseingang, während sie sich gegenseitig anfeuern und „ich bin dran, ich bin dran!“ rufen, in dir ejakulieren, ohne ein Wort endest du allein im Krankenhaus – ohne Handy, weil sie es dir gestohlen haben, damit du niemanden informieren kannst –, wo Polizei, Ärzt*innen und Psycholog*innen sich um dich kümmern. Das wird in Spanien nicht als Vergewaltigung angesehen.

Pornos als Sexualerziehung.
Vergewaltigungskultur.
Patriarchale Justiz.

Feministische Gruppen hatten erneute Demonstrationen angekündigt, sollten die Mitglieder von „La Manada“ freigesprochen oder milde Strafen gegen sie verhängt werden. Zaida Cantera, Abgeordnete der Partido Socialista Obrero Español (kurz PSOE, dt. Spanische Sozialistische Arbeiterpartei) und selbst Opfer sexueller Belästigung innerhalb des Militärs, sagte über das bevorstehende Urteil:

Se estaría lanzando la consigna de la cultura de la violación permitida y las consecuencias de impunidad ante las violaciones serían devastadoras.

Es würde der Vergewaltigungskultur Auftrieb geben, die Konsequenzen für die Straffreiheit von Vergewaltigungen wären verheerend.

Die Angeklagten wurden nach mehr als fünf Monaten schuldig gesprochen. Das Gericht, das den Fall verhandelt hatte, ist für lange Prozessdauern bekannt. Dies liegt zum einen an der Menge der Fälle, über die es zu entscheiden hat, und zum anderen an der Gewissenhaftigkeit seiner Richter*innen, die ihre Entscheidungen sehr ausführlich begründen. In diesem Fall könnte die Uneinigkeit unter den Richter*innen eine Urteilsfindung weiter verzögert haben. Einer der Richter hatte sich, abweichend von den anderen, für einen Freispruch der Angeklagten ausgesprochen.

Sowohl die Verteidigung, die einen Freispruch gefordert hatte, als auch die Anklage haben angekündigt, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen. Währenddessen gehen die Proteste weiter:

Erneut Proteste gegen das Urteil, das „La Manada“ vom Vorwurf der Vergewaltigung freispricht.

Dieser Artikel wurde am 02. Mai 2018 um 11:50 GMT aktualisiert. In einer älteren Version wurde fälschlicherweise behauptet, dass die Gruppe von jungen Männern, genannt „La Manada“, wegen sexueller Nötigung für schuldig befunden worden war.

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