Dieser Beitrag ist im englischsprachigen Original bereits am 5. Mai 2015 erschienen.
Jemeniten nutzen ihre Kunst und Kreativität um dem Krieg in ihrem Land, dem ärmsten Land im Nahen Osten, Einhalt zu gebieten.
In den letzten drei Jahrzehnten litt der Jemen an chronischer Unterentwicklung und einer sozio-ökonomischen Krise. Die prekäre humanitäre Situation wurde durch die vier Jahre politischer Instabilität nach der Revolution 2011 noch weiter verschärft. Präsident Ali Abdullah Saleh floh ins Exil. Seit das Land seit dem 26. März durch Luftangriffe der saudischen Koalition bombardiert wird und die Miliz des vertriebenen Präsidenten Saleh sich mit den Huthi-Rebellen verbündete, die in die südlichen Provinzen vorrücken und diese bombardieren, hat die Lage ein katastrophales Ausmaß angenommen.
Tausende Jemeniten sitzen im Ausland fest, ohne Möglichkeit nach Hause zurückzukehren. Weitere 300.000 sind obdachlos im eigenen Land, mit wenig bis gar keiner Unterstützung. Das auferlegte Embargo über die jemenitischen Luft-, Land und Seerouten führte dazu, dass viele Jemeniten im Ausland gestrandet sind, mit neuen Einreisebestimmungen von Ländern, in denen sie früher willkommen waren, und ohne Kapital zu ihrer Unterstützung. Inmitten der Luftangriffe, Panzerbeschüsse und des Embargos, muss die jemenitische Bevölkerung schreckliche Verhältnisse erdulden, mit Nahrungs-, Treibstoff- und Wasserknappheit und ständigen Stromausfällen.
Cedric Schweizer, Verantwortlicher der ICRC (Internationales Kommittee des Roten Kreuzes) im Jemen sagt in einer gemeinsamen Stellungnahme mit MSF (Médecins Sans Frontières – Ärzte ohne Grenzen):
The harsh restrictions on imports imposed by the coalition for the past six weeks, added to the extreme fuel shortages, have made the daily lives of Yemenis unbearable, and their suffering immense
Die strikten Beschränkungen der letzten sechs Wochen durch die Koalition was Importe angeht, haben auch zu der extremen Treibstoffknappheit beigetragen. Sie haben den Alltag der Jemeniten unerträglich gemacht und ihr Leiden unermesslich.
Was die Jemeniten jedoch zusätzlich zu Tod und Zerstörung durch den Krieg fürchten, ist der Zerfall des gesellschaftlichen Gefüges und die Feindseligkeit, die sich zwischen den verschiedenen, gleichsam leidenden Regionen im Land entwickelt. Jemenitische Künstler nutzen ihre Kreativität, trotz der Schwierigkeiten und Verzweiflung, um Botschaften des Zusammenhalts, der Einheit und für ein Ende des Krieges und der Ungerechtigkeit auszusenden.
Bushra Al Fusail, eine Fotografin und Frauenrechtsaktivistin, und ihre Freundin Nina Aqlan, eine Gesellschaftsunternehmerin, benutzten zerbrochenes Glas aus dem von saudischen Luftangriffen am 20. April ins Visier genommenen Faj Attan-Depot, um ein Wandmosaik herzustellen. Dieser Luftangriff erschütterte die Hauptstadt Sanaa, zerstörte viele Wohnhäuser und Geschäfte. Die Künstlerinnen benutzten den Schutt aus der Explosion um einen Ausdruck von nationaler Einheit zu schaffen, indem sie die Teile an einer Wand zur jemenitischen Nationalflagge anordneten. Nina Aqlan schreibt auf Facebook:
Each piece on the wall represents a home that was destroyed, a life that was lost, the wounds sustained, the pain and horror that the city lived on that day. The glass colored Yemeni flag stands for the solidarity and hope that must be revived in these moments of war and tragedy.
Jedes Stück an der Wand steht für eines der Häuser, die zerstört wurden, ein Leben das verloren ging, die erlittenen Wunden und den Schmerz und der Schrecken, den die Stadt an diesem Tag erlebte. Die jemenitische Flagge aus buntem Glas steht für Zusammenhalt und die Hoffnung, die in Augenblicken des Krieges und der Tragödie wiederbelebt werden muss.
Die “Flagge” ist in der Hadda Straße zu sehen, einer geschäftigen Hauptstraße im Zentrum Sanaas.
Ahmed Alshaiba, ein jemenitischer Musiker der in New York lebt, produzierte sein neuestes Musikvideo als eine Hommage an sein Land und als eine Botschaft an alle Jemeniten, genannt “Meine Reise in den Jemen”. Albasha nimmt uns mit auf eine nostalgische musikalische Reise, wobei er Töne aus verschiedenen Regionen des Landes auf seiner magischen Oud spielt, was ein Gefühl von Einheit während dieser harten Zeiten, die das ganze Land treffen, symbolisiert.
SupportYemen, eine jemenitische Medienkooperative, veröffentlichte ihr letztes Video unter dem Titel “Die Farbe der Ungerechtigkeit”, inspiriert durch das Gedicht des berühmten, verstorbenen jemenitischen Dichters Lutfi Jaafar Aman. Das Video wurde unter den sehr schwierigen Umständen des im Jemen wütenden Krieges und unter langen Stromausfällen gefilmt. Mit kraftvoller Poesie, starker Visualität und Bildern des Krieges im Jemen hebt das Video von SupportYemen das menschliche Leiden, das alle Jemeniten betrifft, hervor. In der Pressemeldung zum Video geben sie an:
Yemenis are losing hope in the possibilities of civil peace and social justice as they are surrounded by the color of injustice that only gets darker and darker each day.
Die Jemeniten verlieren die Hoffnung auf die Möglichkeit eines Zivilfriedens und auf soziale Gerechtigkeit, während sie von der Farbe der Ungerechtigkeit umgeben sind, die jeden Tag nur dunkler und dunkler wird.
https://www.youtube.com/watch?v=1Nt9R39a2j4
In einem Blogbeitrag von Abdulrahman Hussein, einer der Mitbegründer von SupportYemen und der Regisseur des Films, könnt ihr mehr zur Entstehung des Videos lesen. Abdulrahman erwähnt auch die Schwierigkeiten, denen sie ausgesetzt waren:
While it has always been more risky to hold a camera than to hold a weapon, it was still possible to continue filming. However, today it was worse than ever as we are stuck in a brutal war that left people drowning in hate and Yemen is being torn apart more and more.
Es war zwar schon immer riskanter eine Kamera zu halten als eine Waffe, dennoch war es möglich, Filme zu drehen. Heute ist es jedoch schlimmer als je zuvor, während wir in einem brutalen Krieg festsitzen, der die Menschen in Hass ertränkt und der den Jemen mehr und mehr zerreißt.
Er fügt hinzu:
In spite of the absence of transportation and continuous bombardment every day, young Yemeni women and men continued to come and help finish filming.
Trotz fehlender Transportmöglichkeiten und anhaltender Bombardements jeden Tag, kamen jemenitische Frauen und Männer weiterhin und halfen, die Filmaufnahmen zu beenden.
Obwohl erst kurz veröffentlicht, wurde das Video gleich angesehen und weitläufig über die sozialen Medien geteilt:
Powerful video by @SupportYemen on current hardships faced by ppl in #Yemen Recommend read text in vid description https://t.co/Lp6ClFwsa8
— Hisham Al-Omeisy (@omeisy) May 5, 2015
Großartiges Video von @SupportYemen über die aktuellen Schwierigkeiten der Menschen im #Jemen. Ich empfehle euch, den Text in der Videobeschreibung zu lesen.
.@SupportYemen videos show how the poetry of our past is able to so accurately reflect our present
— Abubakr Al-Shamahi (@abubakrabdullah) May 5, 2015
Das Video von @SupportYemen zeigt, wie eindrücklich die Poesie unserer Vergangenheit unsere Zukunft reflektieren kann.
#Resilience and #Hope, that’s what @SupportYemen’s video proves of #Yemen-is: “The Color of Injustice” https://t.co/8DAaNGMHDJ #KefayaWar
— Benjamin Wiacek (@BenjaminWiacek) May 5, 2015
#Ausdauer und #Hoffnung, das ist es – wie das Video von @SupportYemen zeigt – was den #Jemen ausmacht: “Die Farbe der Ungerechtigkeit” #KefayaWar
Einmal mehr nutzt die jemenitische Jugend ihr Talent, um der Welt ihre Ausdauer in der Forderung nach Gerechtigkeit, Einheit und Frieden für den Jemen zu zeigen… und das so schnell wie möglich.
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