Befeqadu Hailu: Ein äthiopischer Blogger, der das Schweigen verweigert

Asmamaw, Befeqadu (in der Mitte) und Edom während eines Rennens in Addis Ababa. Foto mit freundlicher Genehmigung der Familie.
Im April 2014 wurden neun Blogger und Journalisten in Äthiopien inhaftiert. Einige von diesen Männern und Frauen waren Teil des Bloggerkollektivs Zone9, das über soziale und politische Themen in Äthiopien berichtete und sich für Menschenrechte und die Rechenschaftspflicht der Regierung einsetzte. Vier von ihnen schrieben außerdem für Global Voices. Im Juli 2014 wurden sie nach der Antiterror-Gesetzgebung des Landes angeklagt. Seitdem befinden sie sich hinter Gittern und ihr Gerichtsverfahren wurde wieder und wieder verschoben.
Dies ist der vierte Teil unserer Serie “Sie haben Namen”, mit der wir auf die einzelnen Blogger aufmerksam machen möchten, die sich zur Zeit in Haft befinden. Wir möchten sie als Menschen wahrnehmen, nicht als bloße Zahlen, und wir möchten ihre jeweils eigene Geschichte erzählen. Dieser Beitrag ist von Nwachukwu Egbunike, einem nigerianischen Dichter, Autor und Blogger, der seit 2011 mit Global Voices zusammenarbeitet.
Befeqadu Hailu ist ein äthiopischer Schriftsteller, der es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren konnte, gegenüber der Brutalität und den Menschenrechtsverletzungen in seinem Land zu schweigen. Dafür sitzt er gegenwärtig im Gefängnis.
Sein Roman “Kinder ihrer Eltern” war 2012 der Preisträger des Burt Award for African Literature, einer Auszeichnung afrikanischer Literatur. Er verfasst zudem Poesie. Da scheint es nur natürlich, dass seine Leidenschaft sich allen sichtbar im Bloggen ausdrückte und dass er ein Gründungsmitglied des Bloggerkollektivs Zone9 wurde.
Unter dem Gebrauch des Internets ist Befeqadu die Personifikation der ewigen Worte des Urvaters afrikanischer Literatur, Chinua Achebe: “Ein Künstler, so wie ich den Begriff verstehe, sollte sich auf die Seite des Volks gegen den Herrscher oder die Herrscherin stellen, die oder der das Volk unterdrückt.” Dafür wurde Befeqadu seiner Freiheit beraubt.
Befeqadu und die acht weiteren Inhaftierten wurden des Terrorismus bezichtigt und befinden sich seit April 2014 in Haft. Die wirklichen Übeltäter sind aber die, die sie gefangen halten: Eine repressive Regierung, die kritische und abweichende Meinungen verbietet. Denn das ist das Verbrechen, das man Befeqadu und seine Mitstreitern vorwerfen kann. Sie haben sich geweigert, der Norm des Schweigens zu entsprechen. Dieser Verrat gehört ganz offensichtlich zum Wesen eines jeden Schriftstellers, dieser Drang, nicht still bleiben zu können. Die Poesie, die durch Befeqadus Adern fließt, kann nicht durch die Einschüchterung eines Staates oder durch die Gitter eines Gefängnisses abgefüllt werden.
Befeqadu hat uns im Oktober 2014 aus dem Gefängnis einen Brief geschrieben, den wir in zwei Teilen veröffentlicht haben. Aus dem, was uns Befeqadu schreibt, ist ersichtlich, dass sein starker und unbeugsamer Wille, für die Wahrheit einstehen zu wollen, weiterhin ungebrochen ist. Er berichtete uns damals von seinen ersten Erfahrungen in der Haft und beschrieb die wiederholten Verhöre und dass er wieder und wieder gefragt worden sei: “Also, was glauben Sie, welche Verbrechen haben Sie begangen?” Er dachte über diese Frage nach:
“So what do you think is your crime?”
The question is intriguing. It sheds light on our innocence, on our refusal to acknowledge whatever crimes our captors suspect us of committing. Yes, they probed us severely, but each session ended with same question. The investigation was not meant to prove or disprove our offenses. It was meant simply to make us plead guilty.
After two years of writing and working to engage citizens in political debate, we have been apprehended and investigated. Blame is being laid upon us for committing criminal acts, for supposedly being members and “accepting the missions” of [opposition political parties].
[…] No matter what, boundaries exist in this country. People who write about Ethiopia’s political reality will face the threat of incarceration as long as they live here.
We believe that everyone who experiences this reality, dreading the consequences of expressing their views, lives in the outer ring of the prison – the nation itself. That is why we call our blog Zone9.
“Also was glauben Sie, welche Verbrechen haben Sie begangen?”
Die Frage ist interessant. Sie wirft Licht auf unsere Unschuld und auf unsere Verweigerung, welche Verbrechen auch immer zuzugeben, die uns vorgeworfen werden. Natürlich wurden wir gründlich verhört, aber alle Sitzungen endeten mit der gleichen Frage. Der Zweck war nicht die Wahrheit über die Beschuldigungen herauszufinden, sondern einfach nur, dass wir uns schuldig bekennen.
Nachdem wir zwei Jahre lang geschrieben und gearbeitet haben, um Bürger zu politischen Debatten anzuregen, wurden wir untersucht und verhört. Der Vorwurf gegen uns bezieht sich auf kriminelle Handlungen, dafür, angeblich Mitglieder und “Unterstützer” von Oppositionsparteien zu sein.
[…] Was man auch tut, es existieren Grenzen in diesem Land. Menschen, die sich mit der politischen Realität in Äthiopien auseinandersetzten und die mit der Gefahr der Inhaftierung leben, so lange sie hier sind.
Wir glauben, dass alle die, die mit den Konsequenzen der freien Meinungsäußerung leben müssen, in der äußersten Zone des Gefängnisses leben – die Nation an sich. Darum nennen wir unseren Blog Zone9.
Diese Frage “Also, was glauben Sie, welche Verbrechen haben Sie begangen?” so zu betonen und das, was Befeqadu dazu zu sagen hat, beleuchtet die Ironie zwischen dem, der gefangen nimmt (und der von seiner Angst eingeschlossen ist) und dem Gefangenen (der über eine innere Freiheit verfügt). Mit den Worten von Wole Soyinka sind “Bücher und alle Formen des Schreibens Terror für diejenigen, die die Wahrheit zu unterdrücken versuchen”.
![Digital drawing of Befeqadu Hailu by Melody Sundberg [Image used with permission]](https://globalvoicesonline.org/wp-content/uploads/2015/05/Befeqadu-Hailularge.1425138666-400x265.jpg)
Digitale Zeichnung von Befeqadu Hailu von Melody Sundberg
Geschichten weben, die nicht erzählt werden
Geschichten preisen, die nicht gehört werden
Laut rufen für Stimmen, die geknebelt sind
Den Stimmen, die sich erheben, dienen
Aus allen vier Himmelsrichtungen
Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang
Vom Atlantik bis zur Sahara
Lasst einen mächtigen Widerhall anschwellen, #FreeZone9Bloggers!
Dieser Artikel wurde von GV Advocacy veröffentlicht, einem Global Voices Projekt mit eigener Seite, das das Recht auf freie Meinungsäußerung verteidigt und gegen Zensur im Netz kämpft. Alle Artikel
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