Österreichische und deutsche Bürgerinnen und Bürger kamen zusammen, um tausende Flüchtlinge willkommen zu heißen, die am 1. September mit Zügen von der ungarischen Grenze eintrafen.
Am Abend zuvor hatte die ungarische Polizei am Bahnhof von Budapest den Flüchtlingen plötzlich gestattet, in die Züge in Richtung der Grenze nach Österreich einzusteigen. Zuvor waren die Flüchtlinge gezwungen worden, an den Bahnhöfen und in Übergangslagern in Ungarn zu bleiben.
Der Journalist Christoph Schattleitner beschreibt, wie am Bahnhof von Wien um 10 Uhr am Montagabend hunderte Menschen ankamen und Spenden bereithielten, die sie in den Supermärkten der Umgebung erworben hatten. Die Welle der Unterstützung durch Wasser, Lebensmittel und Hygieneartikel war überwältigend und einige Gleise mussten gesperrt werden. Schließlich baten die Behörden darum, weitere Spenden zu unterlassen.
Als die Menschen, die Berichten nach aus Afghanistan, Eritrea und Syrien geflohen sind, auf ihrem Weg nach Deutschland Wien erreichten, wurden sie mit Jubel und Applaus empfangen.
Tosender Applaus. Österreich heißt Flüchtlinge willkommen. pic.twitter.com/BmCEVvCUIB
— Christoph (@Schattleitner) 31. August 2015
Freude am Westbahnhof #refugeeswelcome pic.twitter.com/QmiLzTj3eO
— jürg christandl (@JChristandl) 31. August 2015
Muslimische Jugend Österreich hat Beschriftung der Medikamente auf arabisch übernommen! #trainofhopepic.twitter.com/kwzrUvFOZh
— Linz gegen Rechts (@LinzGegenRechts) 1. September 2015
In München im Süden Deutschlands trafen am Dienstagmorgen 3.000 geflüchtete Menschen ein. Auch in Deutschland sammelten sich Bürgerinnen und Bürger am Bahnhof, um mit Spenden zu helfen und die erschöpften Flüchtlinge zu empfangen. Der Hashtag #trainofhope diente dazu, die Freiwilligen zu koordinieren, bekanntzugeben, an welchen Produkten Bedarf bestand und wie man sich bei der Hilfe beteiligen konnte.
#refugeeswelcome maximal: Flüchtlingfamilie wird rausgeführt. Helfer stehen mit Regenschirmen Spalier, verschenken Stofftiere #trainofhope
— Jonas Jansen (@vierzueinser) 1. September 2015
Das war hier heute tief beeindruckend, München. #trainofhope pic.twitter.com/mR3xxz2Uef — Jan Konietzny (@jankonie) 1. September 2015
HelferInnen sortieren Spenden vor dem #Hbf in #München #refugeeswelcome #trainofhope #Refugees pic.twitter.com/EtfNyK1mCU
— Reflektierter Bengel (@R_Bengel) 1. September 2015
Schließlich musste die Polizei in München die Menschen bitten, die Spendenflut zu stoppen:
Please do not bring any more goods for the Moment.The donations at hand will be sufficient for the refugees present and arriving today.
— Polizei München (@PolizeiMuenchen) 1. September 2015
Bitte bringt zu diesem Zeitpunkt keine weiteren Waren. Die vorhandenen Spenden werden für die anwesenden und die heute noch kommenden Flüchtlinge ausreichen.
Andere Organisationen baten darum, dass Menschen ihre mobilen WLAN-Hotspots und Geschäfte in der Bahnhofshalle ihre Router für die ankommenden Flüchtlinge freigeben:
Wollen #freifunk am Münchner Hbf installieren – gibt es Läden im/am Hbf, die einen Router aufstellen würden? #followerpower #refugeeswelcome
— Freifunk München (@FreifunkMUC) 1. September 2015
Menschen, die auf ihrer Flucht in Deutschland ankommen, waren bislang sehr auf das Entgegenkommen der Bürgerinnen und Bürger angewiesen, bis vor Kurzem die Regierung ihre eigenen Bemühungen intensivierte. Deutschland gab letzte Woche bekannt, dass alle syrischen Flüchtlingen bleiben und Asyl beantragen dürfen. Sie werden von nun an nicht mehr – wie es Verordnungen der Europäischen Union vorgeben – in das europäische Land zurückgeschickt, in dem sie das erste Mal registriert wurden.
Europa erlebt aufgrund der Konflikte in Syrien, Afghanistan und dem Irak und aufgrund der Gewalt und Instabilität an anderen Orten im Nahen Osten, Südasien und Afrika einen großen Zustrom von Menschen auf der Flucht. Gefährliche Überquerungen des Mittelmeers haben ebenfalls zugenommen. Bislang haben Länder, die an der Küste liegen, wie Griechenland oder Italien, eine überproportional hohe Anzahl von geflüchteten und asylsuchenden Menschen empfangen. Osteuropäische Länder dagegen wie Ungarn, die Slowakei, Tschechien und Polen haben sich bislang der Aufforderung widersetzt, Quoten einzuführen, nach denen asylsuchende Menschen unter den europäischen Mitgliedstaaten aufgeteilt werden.
Während sich die europäischen Staats- und Regierungsführer und -führerinnen darüber den Kopf zerbrechen, wie sie mit der Krise umgehen sollen, verlieren Menschen ihr Leben bei dem Versuch, auf dem Kontinent in Sicherheit zu kommen. Tausende Menschen sind auf dem Mittelmeer gestorben oder werden vermisst, so das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen. Ende August wurde auf dem Standstreifen einer österreichischen Autobahn ein Lastwagen mit den Leichen von 71 Menschen entdeckt. Die zuständigen Stellen sagen, dass die Opfer, von denen angenommen wird, dass es sich um Flüchtlinge handelt, erstickt sind.
Als sich diese Woche Flüchtlinge auf ihren Weg nach Deutschland machten, drückten viele Internetnutzerinnen und -nutzer ihre Dankbarkeit und Ehrfurcht vor der Welle an Solidarität unter den Deutschen, den Österreichern und Österreicherinnen aus:
Man kann den Helfern, die den Flüchtlingen bei der Ankunft am Bahnhof und überall sonst helfen, gar nicht genug danken! DANKE! #trainofhope
— Julia Probst (@EinAugenschmaus) 1. September 2015
Es läuft auch etwas fundamental richtig in diesem Land. Man übersieht es oft, heute ist es nicht zu übersehen. #trainofhope
— Martin Hoffmann (@ErzaehlerMartin) 1. September 2015