Flüchtlinge aus dem Jemen leiden unter Elend und Demütigung

Fotos einer Reise vom Jemen über Djibouti nach Ägypten, gepostet von Facebook-Nutzer Fahd Aqlan
Das Original zu dieser Übersetzung ist bereits am 3. Mai 2015 erschienen.
Auch im bereits zweiten Monat seit Beginn einer militärischen Kampagne gegen den Jemen durch die von Saudi-Arabien angeführte arabische Militärallianz leiden die Jemeniten noch unter den Schrecken des Krieges, der in ihrem Land tobt. Gleichzeitig kämpfen andere, die im Ausland Zuflucht suchen, mit Elend und Demütigung. Hier finden sich einige der Geschichten, welche über die sozialen Medien geteilt wurden, und nur auf diese Weise Gehör finden konnten.
Tausende Jemeniten befinden sich mittellos im Ausland, ohne jede Möglichkeit, in ihre Heimat zurückzukehren, da die Streitkräfte der von Saudi-Arabien angeführten Militärallianz das Land seit dem 26. März unter Beschuss halten. Weitere 300.000 wurden innerhalb des Jemen vertrieben und müssen fast gänzlich ohne Hilfe auskommen. Jemeniten, die sich aufgrund medizinischer Behandlungen oder anderer Gründe zum Zeitpunkt des Kriegsausbruchs im Ausland aufhielten, wurden auf Befehl der Kriegsallianz einen vollen Monat lang daran gehindert, in ihr Heimatland zurückzukehren. Durch die Blockade der Luft-, Land- und Seewege, die dem Jemen auferlegt wurde, blieben viele Jemeniten im Ausland zurück. Dazu kommt, dass die Länder, die sie zuvor freundlich aufgenommen hatten, nun neue Forderungen für die Verlängerung ihrer Visa stellten, und dass es ihnen an jeglicher Versorgung mangelt.
Die Streitkräfte der arabischen Militärallianz fliegen seit dem 26. März Luftangriffe auf den Jemen. Die Anschläge beschränkten sich dabei nicht auf militärische Einrichtungen oder die Huthi, welche das Hauptziel ihres Feldzugs darstellen. Diese hatten im Januar die jemenitische Haupstadt Sana'a in ihre Gewalt gebracht.
Auch in der malerischen, südlich gelegenen Hafenstadt Aden kam es zu gewaltigen Zerstörungen. Von dort aus nahmen die Reaktionen der Huthi ihren Ausgang. Unterstützt wurden sie dabei von Milizen, die sich dem früheren jemenitischen Präsidenten, Ali Abdulla Saleh, verpflichtet haben. Jener war im Zuge weitverbreiteter Proteste im Jahr 2011 dazu gezwungen worden, zurückzutreten.
Fahd Aqlan, Jemenit, lebt seit acht Jahren in Ägypten und betrachtet das Land als eine zweite Heimat. Um die Hochzeit seines Bruders mitzuerleben war er in den Jemen gereist, bevor der Krieg ausbrach. Auf seiner Facebookseite beschreibt er in vier Teilen seine qualvolle und demütigende Reise aus dem Jemen über Djibouti zurück nach Ägypten.
Im ersten Teil schreibt er darüber, wie schwierig es war, Taiz wohlbehalten über den Landweg zu erreichen, nachdem sein Flugzeug in Aden gelandet war. Zu dieser Zeit rückten die Huthi vor und die Luftangriffe lagen nur wenige Tage in der Zukunft.
Der zweite Teil befasst sich damit, wie er seine Reise aus dem Jemen zurück nach Kairo plante. Dazu musste er das einzig verbliebene Mittel nutzen, über den Seeweg auf einem Boot, das Herden transportierte. Dieses verkehrte von der Hafenstadt Mokha aus nach Djibouti und von dort aus weiter nach Kairo.
Im dritten Teil schildert er, wie er bei den Hafenbehörden in Djibouti um eine faire Behandlung und die Rückgabe seines Passes kämpfen musste. Obwohl er eine Unbedenklichkeitserklärung aus Ägypten, sowie ein Flugticket nach Kairo besaß, wurde er wie ein Flüchtling behandelt, da kein Angestellter seiner Botschaft anwesend war, um ihm zu helfen. Bevor ihm die Flucht gelang, wäre er beinah in ein Flüchtlingslager abgeschoben worden. Seine Worte dazu:
كان مندوبوا السفارات البريطانية والأمريكية والمصرية والاردنية يعملون كخلية نحل لإستكمال إجراءات الدخول لمواطنيهم وكنت
اشعر بالأسى لحالي كيمني حيث لا احد من السفارة اليمنية
Abgesandte der britischen, amerikanischen, ägyptischen und jordanischen Botschaften versuchten mit aller Macht, die Einreiseformalitäten für ihre Mitbürger über die Bühne zu bringen und ich fühlte mich durch die Voraussetzungen, die für mich als Jemeniten ohne einen Vertreter der jementischen Botschaft galten, sehr verzweifelt
Der vierte und letzte Teil behandelt, wie er es schließlich schaffte, in den Flieger von Djibouti nach Kairo zu steigen. Dazu musste er ein weiteres Ticket nach Jordanien kaufen und hatte immer noch die Angst im Nacken, am Flughafen in Kairo abgewiesen zu werden, da sein Visum nach wie vor fehlte. Im Endeffekt erlangte er eine Einreiseerlaubnis, sowie ein auf sechs Monate begrenztes Visum. Seine Schlussfolgerung:
وصلت بيتي وانا غير مصدق ان كل شيء انتهى اخيرا ، ونمت كما لم أنم من قبل .
بعدها بأيام ذهبت الى مجمع التحرير لتسوية وضع اقامتي انا وأسرتي ، وضعوا على جوازاتهم اقامة غير محددة المدة وانا اقامة مؤقتة لمدة ستة أشهر فقط لأنني لم اكن داخل مصر عند تغيير القوانين !
Als ich zuhause ankam konnte ich nicht glauben, dass das alles endlich vorbei war und ich schlief wie nie zuvor in meinem Leben. Einige Tage später ging ich zum Mogamma (einem Amtsgebäude in Ägypten) am Tahrir-Platz, um meinen Aufenthalt sowie den meiner Familie legalisieren zu lassen. Die Pässe meiner Familie erhielten eine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis, meiner eine auf sechs Monate begrenzte, da ich zu dem Zeitpunkt, als die Gesetze geändert wurden, nicht in Ägypten gewesen war!
Eine ähnliche Geschichte teilt auch Nina A. Aqlan auf Facebook. Sie erzählt von den Demütigungen, denen sie auf ihrer Reise aus dem Jemen ausgesetzt war. In ihren eigenen Worten berichtet sie von einem Zwischenstopp an einem saudi-arabischen Militärstützpunkt:
I couldn't believe my eyes, besides the desert that surrounded us, the military men and scorching heat of the sun. We stood there, outside the plane waiting on the bear grounds of the airport…We were in a military airport. Our baggage was all taken out of the plane and laid on the ground. The back door to a black SUV that was parked near us opened and one of the Saudi military men pulled on a leach of a German shepherd leading him out to sniff our bags. The majority of us, women and children, stood there. Watching. The sounds of children crying from the heat, the uncertainty and worry.
Ich traute meinen Augen kaum, uns umgaben Wüste, Militärangehörige und die sengende Hitze der Sonne. Wir standen dort, außerhalb des Flugzeugs und warteten auf dem bloßen Boden des Flughafens… Wir befanden uns in einem Militärflughafen. Unser ganzes Gepäck wurde aus dem Flugzeug genommen und auf den Boden gelegt. Die Hintertür eines Geländewagens, der in unserer Nähe geparkt hatte, öffnete sich, und einer der saudi-arabischen Militärangestellten zog einen deutschen Schäferhund an einer Leine aus dem Wagen und ließ ihn unsere Taschen beschnüffeln. Die meisten von uns, Frauen und Kinder, standen einfach da. Wir sahen nur zu. Man konnte hören, wie die Kinder wegen der Hitze, der Unsicherheit und der Angst weinten.
Sie fügt außerdem hinzu:
Yemenis are now being stranded, displaced, starved, killed, mentally sabotaged, humiliated, and terrorized. Enduring inhumane conditions, no access to fuel, water, poor to non existent medical services, official warnings that telecom maybe suspended soon due to lack of fuel, not being able to leave and now major airports in the country completely destroyed, not able to even receive money transfers from abroad, no foreign hard currency except for Saudi Riyals, Yemenis stuck abroad not able to return back to Yemen, and not even allowed into any Arab country without a visa.
Die Jemeniten werden mittellos gemacht, vertrieben, ausgehungert, getötet, psychisch bedrängt, gedemütigt und eingeschüchtert. Die Jemeniten können nicht in den Jemen zurückkehren, sie erhalten ohne ein Visum nicht einmal Zutritt zu den anderen arabischen Ländern und müssen dabei unmenschliche Bedingungen ertragen. Sie haben keinen Zugang zu Treibstoff, Wasser, es gibt nur schlechte oder gar keine medizinische Betreuung, offizielle Warnungen, dass die Telekommunikation aufgrund von Treibstoffmangel eingestellt werden könnte, sie können das Land nicht verlassen und inzwischen sind einige wichtige Flughäfen des Landes vollständig zerstört. Sie sind nicht einmal in der Lage, Geld aus dem Ausland überwiesen zu bekommen und können außer dem Saudi-Riyal keine ausländische Währung nutzen.
Diese Erzählungen sind lediglich zwei Beispiele von Menschen, die Glück und die richtigen Mittel hatten, die es schafften, wohlbehalten zu fliehen. Andere haben brutalere und furchteinflößendere Erlebnisse. Während ein Krieg ihr Land entzweit und sie Umstände erdulden müssen, auf die sie keinen Einfluss besitzen, leiden die Jemeniten gezwungenermaßen als Flüchtlinge unter Elend und Demütigung.
Auf Twitter wurde das herzzerreißende Foto eines alten jemenitischen Mannes gepostet, der in Kairo auf dem Bürgersteig schläft. Es ist möglich, dass er sich wegen einer medizinischen Behandlung in Kairo aufhielt und dann elend auf den Straßen von Kairo zurückblieb, als ihm das Geld ausging.
#Yemen nationals stuck in #Egypt due to #Saudi imposed air blockade forced to sleep in streets. #اليمن pic.twitter.com/8hC7tuP3hc
— Yemen Post Newspaper (@YemenPostNews) April 24, 2015
Jemenitische Bürger stecken in Ägypten fest. Eine von Saudi-Arabien auferlegte Blockade der Luftwege zwingt sie, auf der Straße zu schlafen.
Yemen_updates veröffentlicht Tweets über Jemeniten, die krank waren und denen die Einreise ins benachbarte Saudi-Arabien verweigert wurde. Saudi-Arabien führt die Militäreinsätze im Jemen durch und erlegt dem Land Sanktionen auf:
#Saudi humiliates the #Yemenis by sanctions and at borders. We know families that are waiting for days in Tiwal border town to get access.
— Yemen Updates (@yemen_updates) May 3, 2015
Saudi-Arabien demütigt die Jemeniten durch Sanktionen und an den Grenzübergängen. Wir wissen von Familien, die tagelang in der Grenzstadt Tiwal darauf warten, eine Einreiseerlaubnis zu erhalten.
Sick people who need urgent medical help at the #Saudi borders were not allowed in. They returned back to #Sanaa. pic.twitter.com/QV7kFf22NV
— Yemen Updates (@yemen_updates) May 3, 2015
Kranke, die dringend medizinische Hilfe benötigen, wurden an den saudi-arabischen Grenzen abgewiesen. Sie kehrten nach Sanaa zurück.
Wann werden die Jemeniten von anderen arabischen und angrenzenden Ländern endlich mit Würde oder gar als Flüchtlinge behandelt werden?
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