Man sollte nicht glauben, dass politische Blogger sich besonders für den Aufenthaltsort von Prominenten interessieren könnten, doch in dem Moment, in dem das musikalische Powerduo Beyoncé und Jay-Z auf Kuba landete, wurde ein Kurzurlaub zum Hochzeitstag plötzlich zur Sache der kubanischen Diaspora in den Vereinigten Staaten. Obwohl die Reisefreiheit von US-Bürgern auf die Insel an sich nicht durch das kubanische Embargo eingeschränkt wird (kubanische Amerikaner dürfen das Land auch angesichts des Reiseverbots besuchen), ist es ihnen nicht erlaubt, auf Kuba Geld auszugeben, zumindest nicht ohne besondere Genehmigung. Dies macht eine Reise nach Kuba natürlich für die meisten Amerikaner unmöglich: Wie besucht man ein Land, ohne dort Geld auszugeben? Obwohl Havana Times, ein Blog auf der Insel, gestern behauptete, dass das Paar angeblich vom US-Finanzministerium die Erlaubnis für die Reise erhalten hat, geht die Kränkung für viele Diaspora-Blogger weit über die Aufweichung einer Reiseregelung hinaus. Für sie geht es ums Prinzip.
El Cafe Cubano fragte sich, warum das Paar „seinen 5. Hochzeitstag im kommunistischen, diktatorischen Kuba“ verbringen wolle und stellte in einem nachfolgenden Artikel augenzwinkernd die Frage:
Warum so viel Wind darum, dass Beyonce und Jay-Z in Kuba sind?
Alberto de la Cruz, der auf Babalú bloggt, konnte es erklären:
Wenn man in den letzten Tagen die Nachrichten über Beyonces und Jay-Zs unüberlegten und zutiefst beleidigenden Urlaub auf Kuba als Gäste von Castros Apartheid-Diktatur liest, geht es hauptsächlich um die Legalität ihrer Reise auf die kommunistische Insel. Dies ist sicherlich ein wichtiger Punkt, da es für amerikanische Bürger illegal ist, als Touristen nach Kuba zu reisen, selbst für persönliche Freunde von Präsident Obama. Doch was mich persönlich am meisten an diesem skandalösen Auftritt des prominentesten Paars der amerikanischen Musikszene stört, ist ihre völlige Gefühllosigkeit gegenüber der Unterdrückung und Brutalität, unter der das kubanische Volk – in seiner Mehrheit schwarz – durch die tyrannische Castro-Diktatur leidet. Durch ihren „Urlaub“… als ob sie einfach an ein beliebiges anderes Urlaubsziel reisten, teilen Beyonce und Jay-Z Amerika, der Welt und, am grausamsten, dem versklavten kubanischen Volk faktisch mit, dass sie das brutale und rassistische Regime der Insel stillschweigend gutheißen.
Er griff außerdem das Thema auf, dass die kubanische Regierung durch den Besuch Punkte in Sachen Öffentlichkeitsarbeit zu verbuchen scheint:
Die Castro-Diktatur sieht den Besuch von Beyonce und Jay-Z natürlich als Propaganda-Chance, um sich selbst als etwas anderes als eine unterdrückerische Tyrannei darzustellen… Es werden Fotos von dem Powerduo veröffentlicht, wie es die Sehenswürdigkeiten und den Luxus auf Kuba genießt. Es wird jedoch dafür gesorgt, dass nicht erwähnt wird, dass diese Annehmlichkeiten dem typischen Kubaner abgesprochen werden. Alles, was die Öffentlichkeit zu sehen bekommt, sind zwei sehr reiche und mächtige Amerikaner, die einen karibischen Kurzurlaub genießen. Die Verprügelung von Regimekritikern, die Steinigung von Familien, die sich gegen die Castro-Diktatur stellen, und ihre gewalttätigen Gefangennahme und Inhaftierung wird in den Pressemitteilungen und Nachrichtenmeldungen passenderweise nicht erwähnt.
Seine Schlussfolgerung lautete:
Während ihr Beyonce in Kuba beim Salsatanzen zuseht, weiß die Castro-Diktatur, dass ihr keine Augen oder Gedanken für die Lebensrealität in Castros Kuba übrig habt. Ihr werdet euch keine Gedanken über die Hunderten von politischen Verhaftungen machen, die jeden Monat stattfinden, oder die Tausenden von politischen Häftlingen, die in kubanischen Gulags dahinvegetieren… ihr denkt nicht an Sonia Garro, eine Schwarze und Regimekritikerin, die seit über einem Jahr unrechtmäßig gefangen gehalten wird. Während ihr nur Augen für Beyonce und Jay-Z habt, die auf der verbotenen Insel Kuba Partys feiern, weiß die Castro-Diktatur, dass ihr keine Augen für die wehrlosen Frauen in Weiß habt, die gnadenlos von der Staatssicherheit der Castro-Diktatur und angeheuerten Schlägertypen geschlagen und verprügelt werden. Das, meine Freunde, ist es, was mich am meisten an Beyonces und Jay-Zs Urlaub auf Kuba stört: Sie helfen der Castro-Diktatur dabei, ihre Gräueltaten und ihre rassistische Unterdrückung zu übertünchen.
In der Zwischenzeit beleuchtete Uncommon Sense eine fortgesetzte Ungerechtigkeit auf Kuba – in diesem Fall ganz passend die Notlage eines kubanischen Rappers, der in den Hungerstreik getreten ist, um seine Freiheit einzufordern:
In derselben Woche, in der der amerikanische Hip-Hop-Superpunk Jay-Z und seine Frau Beyonce ihren Hochzeitstag in Havanna feierten, saß der kubanische Rapper Angel Yunier Remon Arzuaga in einer kubanischen Gefängniszelle im Hungerstreik, nachdem die Geheimpolizei in das Haus seiner Mutter einbrochen und ihn geschlagen und verhaftet hatte.
Jay-Z mag vielleicht 99 Probleme haben, aber man kann mit Sicherheit sagen, dass Remons Leiden – das Leiden eines anderen Musikers, das Leiden eines anderen Schwarzen, das Leiden eines jeden Kubaners – sein und Beyonces Partyleben auf Kuba negativ beeinflusst hätte, keines davon ist.
Die Capitol Hill Cubans fragten sich ebenfalls, ob das Paar bezüglich des inhaftierten Rappers und anderer vermitteln werde.
Jorge Ponce, der auch auf Babalú bloggt, veröffentlichte ein Foto von Jay-Z, auf dem er ein T-Shirt mit einem Aufdruck von Che Guevara trägt. Er nutzte dies als Ausgangspunkt, um die Rassenthematik auf Kuba anzusprechen:
Der berühmte Revolutionär Guevara war kein Freund der Afroamerikaner. Jay-Z zeigt also eine unglaubliche Ignoranz bezüglich Guevaras Vergangenheit und seiner Kommentare oder seine einzige Sorge ist es, vor den Kameras seine coole Seite zu zeigen.
Es folgen zwei Zitate, die „El Che“ in Bezug auf Afroamerikaner zugeschrieben werden:
„Wir werden für die Schwarzen genau das tun, was sie für die Revolution getan haben. Damit meine ich: nichts.“
und
„Der Schwarze ist träge und faul und gibt sein Geld für Frivolitäten aus, wohingegen der Europäer zukunftsorientiert, organisiert und intelligent ist.“
Und jetzt erfahren wir, dass die kubanischen Behörden den Afro-Kubaner Roberto Zurbano dafür degradiert haben, dass er vor kurzem einen Artikel für die New York Times geschrieben hat, der den Rassismus während der kubanischen Revolution und ihrer Anführer stark kritisiert.
Dies bringt uns zum Urlaub von Beyoncé und Jay-Z auf Kuba zurück. Werden sie sich auf Kuba mit Regimekritikern, die sich für Menschenrechte einsetzen, treffen – von denen die meisten Afro-Kubaner sind, wie Dr. Oscar Biscet – und sich für Roberto Zurbano einsetzen, oder werden sie sich nur auf ihren Spaß konzentrieren?
Er fügte hinzu:
Unter uns gesagt hofften die kubanischen Behörden, dass der Ausflug von Beyoncé und Jay-Z nach Kuba die Artikel und Berichte der Amerikaner und der weltweiten Medien über Yoani Sánchez beenden würden. Nun, Hut ab für Yoani und die starke Botschaft, die sie über den Mangel an Menschen- und Bürgerrechten in Kuba gesendet hat.
Capitol Hill Cubans stimmten zu, dass dieses Argument seinen Wert hatte, und bezogen sich unterstützend auf eine Nachrichten von Reuters:
Castros Staatsmedien waren die ersten, die Bilder über die Reise veröffentlichten und ausländische Nachrichtenbüros auf der Insel auf die Präsenz und den Verbleib der Stars aufmerksam machten.
Warum?
Weil die ausländischen Medien sich zu stark auf die kritische kubanische Bloggerin Yoani Sanchez und die Anführerinnen der Demokratiebewegung, Rosa Maria Paya und Berta Soler, konzentrierten.
Das Blog erwähnte auch einen weiteren von Beyoncés früheren Verstößen, ihre Zustimmung im Jahr 2009, mit einem der Söhne des früheren libyschen Anführers Muammar Gaddafi bei einer Silvesterparty in St. Barts aufzutreten. (Angeblich spendete sie ihr Honorar in Höhe von 2 Millionen USD später der Hilfe für die Erdbebenopfer in Haiti.):
Beyonce korrigierte ihre kontroverse Aktion mit einer späteren noblen Geste – kann sie dieses Mal dasselbe tun?
Gib Berta [Soler, Anführerin der Frauen in Weiß], die gegen Ende des Monats die USA besuchen wird, nur 5 Minuten.
Ist das zuviel verlangt?