Führendes Literaturfestival der Karibik veröffentlicht Auswahlliste von 2021: Autor*innen aus Trinidad und Tobago dominieren

Einbände von Büchern, die es auf die Auswahlliste des OCM-Bocas-Preises für karibische Literatur geschafft haben. Bild bereitgestellt vom Bocas Lit Fest, bearbeitet und mit freundlicher Genehmigung verwendet.

Der dieses Jahr zum elften Mal ausgeschriebene OCM Bocas Prize for Caribbean Literature 2021 (OCM-Bocas-Preis für karibische Literatur 2021) gilt allgemein als der führende Literaturpreis für karibische Autoren und Autorinnen, und obwohl sich die Namen von Autor*innen aus fünf Ländern und Territorien der Karibik auf der Auswahlliste befinden, konnten sich Schriftsteller*innen aus Trinidad und Tobago den Löwenanteil sichern.

Der Preis im Wert von 10.000 US-Dollar zeichnet Bücher, die von karibischen Autoren und Autorinnen im jeweils vorhergehenden Jahr veröffentlicht wurden, in drei Gattungen aus – Dichtung, Erzähl- und Romanliteratur (Fiction) und literarische Sachbücher (Non-Fiction). Fünf der insgesamt neun Bücher auf der Auswahlliste für den Preis von 2021 stammen von Autor*innen aus Trinidad und Tobago, und die anderen von Autor*innen aus Dominica, Guyana, Jamaika und St. Lucia.

Das Festival selbst wird aufgrund der COVID-19-Pandemie wie bereits im letzten Jahr virtuell stattfinden, und zwar vom 23. bis zum 25. April 2021. Die Vorsitzende der diesjährigen Jury ist Vahni Capildeo, Gewinnerin des britischen Forward Poetry Prize von 2016.

Dichtung

Die Auswahlliste für Dichtung beinhaltet sowohl Debütautoren und -autorinnen als auch einen literarischen Veteranen, die ausgewählten Sammlungen decken eine Vielzahl von Themen ab. „Guabancex“, benannt nach der gleichnamigen Taíno Sturmgöttin, ist die erste Sammlung von Celia Sorhaindo, einer Dichterin aus Dominica. Der Anlass für ihr Buch waren die für den Inselstaat verheerenden Folgen des Hurrikans Maria im Jahr 2017.

Die jamaikanische Dichterin und Vorsitzende Opal Palmer Adisa, die trinidadische Dichterin Danielle Boodoo-Fortuné und der guyanisch-kanadische Schriftsteller Kaie Kellough gehören der Jury für Dichtung an. Die Jury war der Meinung, dass der Aufbau und die Ausdrucksformen „die Unermesslichkeit und Verletzlichkeit des Lebens auf einer Insel“ einfangen, indem sie „ein kollektives Trauma vermitteln, welches Schmerz und Verlust durchläuft und sich dann darüber hinaus in etwas verwandelt, das kostbar und annehmbar ist.“

Die Jury charakterisierte „The Dyzgraphxst“, die zweite Darbietung der in Kanada lebenden und aus St. Lucia stammenden Dichterin Canisia Lubrin, als „eine Reise, bei welcher der Sinn oft einer ungepflasterten Straße gleicht, was allerdings ein reichlich erfüllendes Erlebnis ist“. „Country of Warm Snow“ (etwa: Land des warmen Schnees), das sechste Buch des trinidadischen Autors Mervyn Taylor, lotet dagegen die Erfahrung, fünf Jahrzehnte lang wechselweise in zwei Ländern zu leben, aus. Die Jury beschrieb die Sammlung als „ein seltenes Buch, das sich mit trügerischer Leichtigkeit liest […], sich fließend über Zeit und Grenzen hinwegbewegt und dennoch am jeweiligen Ort tief verwurzelt ist.“

Erzähl- und Romanliteratur (Fiction)

Malachi McIntosh, Herausgeber des britischen Literaturmagazins Wasafiri, war Vorsitzender der Jury für Fiction. Ansonsten gehörten ihr noch Roland Gulliver, Direktor des Internationalen Autorenfestivals in Toronto, und die Autorin Tiphanie Yanique von den Amerikanischen Jungferninseln an.

Die Auswahlliste für diese Kategorie umfasst zwei Debütromane sowie das neueste Buch einer ehemaligen Gewinnerin des OCM-Bocas-Preises für karibische Literatur. „These Ghosts Are Family“ (etwa: Diese Geister gehören zur Familie), das erste Buch der in den USA lebenden jamaikanischen Autorin Maisy Card, ergründet die Verstrickungen einer Familie über mehrere Generationen hinweg. Das Buch beeindruckte die Jury durch seine innovative Herangehensweise, mit der es „die Geschichte der karibischen Versklavung und das Vermächtnis des Traumas, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde“ behandelt.

Die in Großbritannien lebende und aus Trinidad stammende Schriftstellerin Ingrid Persaud wurde dafür gelobt, in ihrem Debütroman „Love after Love“ (etwa: Liebe nach der Liebe) „Charaktere [ge]schaffen [zu haben], die wir wirklich lieben lernen.“ Gleichzeitig machte ihre Landsfrau Monique Roffey, die ebenfalls in Großbritannien lebt, mit ihrem neuesten Werk „The Mermaid of Black Conch“ (etwa: Die Meerjungfrau von Black Conch), das sehr gut ankam und kürzlich zum Buch des Jahres beim britischen Literaturpreis Costa Book Award gekürt wurde, das Rennen.

Roffey ist kein unbekannter Name bei literarischen Auszeichnungen, hat sie doch bereits 2013 den OCM-Bocas-Preis für ihren Roman „Archipelago“ (Archipel) gewonnen. Die Jury sagte über ihr neustes Buch, es „liest sich wie das Werk einer Romanautorin, die ihr Material gut beherrscht und sich darauf konzentriert, ein mythisches ‚Damals‘ zum Hier und Jetzt sprechen zu lassen.“

Sachliteratur (Non-Fiction)

Aufgrund der Bandbreite der in dieser Gattung eingereichten Werke, die von Essays und Memoiren bis hin zur Kulturkritik reichen, hieß es vonseiten der Jury, dass sich die „karibische Sachliteratur in ausgezeichneten Händen befindet.“ Ihr gehörten die Vorsitzende Rosamund S. King, die guyanisch-amerikanische Schriftstellerin Gaiutra Bahadur und der britische Autor Blake Morrison an.

Die Lebenserinnerungen „Of Colour“ (etwa: Von Hautfarbe) der in den USA lebenden trinidadischen Autorin Katherine Agyemaa Agard, die visuelles Material geschickt in das Narrativ integriert, wurde als „unerschrocken experimentell“ beschrieben, wohingegen Andre Bagoos „The Undiscovered Country“ (etwa: Das unentdeckte Land) als eine „hinreißend intelligente“ Sammlung von unterschiedlichen Abhandlungen über alle Dinge von Kunst bis Politik aufgenommen wurde: „Wo sonst würde man im gleichen Buch Themen wie trinidadisches Streetfood und eine Würdigung von Thom Gunns Dichtung antreffen, oder würden Dylan Thomas und die Musikrichtung Soca nebeneinander behandelt werden?“

Die Memoiren „Musings, Mazes, Muses, Margins“ (etwa: Überlegungen, Wirrwarr, Versunkensein, Spielräume) des angesehenen Literaturwissenschaftlers Gordon Rohlehr, der in Guyana geboren wurde und in Trinidad lebt, wurden als eine Autobiografie verstanden, die mithilfe einer gespaltenen Persönlichkeit und eines Traumtagebuchs erzählt wird. Dabei werden J'ouvert, ein Straßenfest mit einem Ritual vor Anbruch des Tages, das den Beginn des Karnevals in Trinidad und Tobago einläutet, das „ausgelassene Durcheinander“ des vornehmlichen Karnevalsschauspiels, und der Ernst des Aschermittwochs – des offiziellen Beginns der Fastenzeit, die das jährliche Straßenfest des Landes zum Abschluss bringt – vergleichend nebeneinander gestellt.

Die Liste mit der engeren Auswahl für den diesjährigen OCM-Bocas-Preis wird am 28. März veröffentlicht, und die Gewinner*innen werden dann während des virtuellen Festivals am 24. April bekannt gegeben.

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