
Foto mit freundlicher Genehmigung von Hazara World. Menschen in der Provinz Daikundi, Afghanistan, nehmen an einer Zeremonie zu Nouruz teil.
Für viele Menschen, die in den Teilen Eurasiens leben, in denen vorwiegend persische und türkische Sprachen gesprochen werden, bedeuten die am 21. März beginnenden Nouruz-Feierlichkeiten nicht nur den Anfang des Frühlings, sondern auch des neuen Jahres selbst. In Afghanistan jedoch wird der Anlass nicht überall gefeiert und die heidnischen Wurzeln des Feiertages spalten die Meinungen bei den verschiedenen Gruppen.
Darüber hinaus steigt mit dem wärmeren Wetter traditionell auch die Gewalt durch Aufständische im Land. Afghanistans Präsident Ashraf Ghani versuchte dieses Jahr, den Angriffen mit einem erneuten und bestärkten Friedensangebot an die Taliban entgegenzuwirken. Es gibt bisher aber keine Anzeichen dafür, dass sie sich auf Gespräche einlassen werden.
Dein Nouruz, nicht mein Nouruz
Die Timelines der sozialen Netzwerke waren überflutet mit guten Wünschen und Hoffnung auf Friede und Stabilität als Nouruz (auch Nawruz oder Naw-Ruz geschrieben) letzten Monat begann. Die Festlichkeiten der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche, die von den alten Zoroastriern gefeiert wurden, dauern bis weit in den April hinein an.
So great to see fellow citizens coming all the way from south of the country for #nowruz, dancing & playing traditional sports at the city squares in #Mazar (at 10pm) with others flying sky lanterns. May the new year shower this country with peace, security, empathy & solidarity pic.twitter.com/lhS1j4WcBc
— Tahir Qadiry (@tahirqadiry) March 20, 2018
So toll, Mitbürger, die aus dem fernen Süden des Landes für #nouruz angereist sind, auf den Plätzen in #Masar (um 22 Uhr) tanzen und traditionelle Sportarten spielen zu sehen, während andere Laternen in die Lüfte steigen lassen. Möge das neue Jahr dieses Land mit Frieden, Sicherheit, Empathie und Solidarität überschütten pic.twitter.com/lhS1j4WcBc
May the coming year take you on the path to glory where all your endeavors become glorious and your life becomes a success story. Happy #Nowruzpic.twitter.com/dxeglm5zdi
— Saleha Soadat (@SalehaSoadat) March 20, 2018
Möge das kommende Jahr dich auf einen Ruhmespfad leiten, auf dem all deine Bemühungen gelingen und dein Leben zu einer Erfolgsgeschichte wird. Fröhliches #Nouruz pic.twitter.com/dxeglm5zdi
NawRuz Mubarak, NawRuz Peroz. Happy New Year to all those who celebrate the first day of Spring as the first day of New Year. #Afghanistan#Kurdistan#Iran#Tajikistan
— Zalmay Khalilzad (@realZalmayMK) March 20, 2018
NawRuz Mubarak, NawRuz Peroz. Frohes neues Jahr an all diejenigen, die den ersten Frühlingstag als ersten Tag des neuen Jahres feiern #Afghanistan#Kurdistan#Iran#Tajikistan
This is the Afghanistan that could be – an Afghanistan of color, music, and smiles.
This is a village in Daikundi, celebrating Nawruz.
(Pics by Hazara World, via . @dailyetilaatroz ) pic.twitter.com/d0FcOWoS33— Mujib Mashal (@MujMash) April 1, 2018
Dies ist das Afghanistan, das es geben könnte – ein Afghanistan voller Farben, Musik und Lächeln. Dies ist ein Dorf in Daikundi, das Nouruz feiert. (Bilder von Hazara World, via @dailyetilaatroz )
Religiöse Hardliner haben allerdings kaum Zeit für den Feiertag, und Facebook wurde abermal zum Schauplatz der Spaltung des Landes, so sehr es auch die Einigkeit zeigt.
In einem beliebten Beitrag beschwor der konservative Hiatu Adden Sahebi, eine Person von öffentlichem Interesse, die Anwohner von Masar-e-Sharif aufs eindringlichste, nicht dem Sizdahbedar (dem 13. Tag des Nouruz) am 02. April zu gedenken.
سنت سیزده بهدر همان کار گوسفندان در چراگاه است. دشت شادیان مزار را به مکان فحشا و شرابخوری مبدل نسازید تا در غضب الهی گرفتار نشوید. از مولویان شهر خواهش می کنم بیاید دست به دست هم داده از فحشا جلوگیری کنیم
Sizdahbedar zu feiern ist wie ein Schaf zu sein, das die Graslandschaft durchstreift. Verwandelt die Shadian Wüste von Masar nicht in ein Moloch der Sittenlosigkeit und verfangt euch nicht im göttlichen Zorn. Ich rufe die Mullahs [von Masar-e-Sharif] an, diese Sittenlosigkeit zu verhindern.
Wie üblich jedoch nutzten Familien das warme Wetter an dem Tag, um in den Hügeln zu campen und Festessen zu veranstalten.
Ein weiteres schwieriges kommendes Jahr
Dieses Jahr wurde Nouruz von einer Tragödie überschattet, als ein Selbstmordattentäter sich am 21. März in Kabul in der Nähe einer heiligen schiitischen Stätte in die Luft sprengte. Mindestens 32 Menschen kamen hierbei ums Leben und zahlreiche weitere wurden verletzt.
Even on #Nowruz, innocent celebrating #Afghans are targeted 4 trying to live a basic, normal life, despite so much chaos, violence & poverty imposed on them. #Casualties higher than reported here, thanks to #Taliban 4 their direct or indirect role in this & so many other attacks. https://t.co/3iGHNaEudT
— M. Ashraf Haidari (@MAshrafHaidari) March 21, 201
Selbst an #Nouruz werden unschuldige feiernde Afghanen angegriffen, die versuchen ein normales Leben zu führen, trotz soviel Chaos, Gewalt und Armut, der sie ausgesetzt sind. #Opferzahlen höher als hier berichtet, dank der #Taliban und ihrer direkten oder indirekten Rolle in dieser ganzen Sache & so vielen anderen Angriffen.
Der militante IS übernimmt die Verantwortung für den Bombenanschlag und sagt, die Attacke zielte auf Schiiten ab.
Der Frühling ist auch die Jahreszeit, in dem die Taliban ihre Angriffe auf die vom Westen unterstütze Regierung verstärken und Zivilisten sich meist im Kreuzfeuer wiederfinden.
Ende Februar ging der afghanische Präsident Ashraf Ghani mit einem beispiellosen Friedensangebot auf die Taliban zu, welches die Möglichkeit für die Gruppe einschloss, ihre eigene politische Partei zu gründen. Das Friedensangebot wurde „ohne Vorbedingungen“ ausgesprochen und versicherte den Taliban sowie ihren Familien Sicherheit, sollten sie die Abrüstung vollziehen. Namen von Taliban-Mitgliedern würden im Rahmen der Vereinbarung außerdem von den schwarzen Listen entfernt werden, die von den Vereinten Nationen und den Vereinigten Staaten von Amerika geführt werden.
Es gab seitens der Gruppe, die trotz Aufsplitterung Teile von Afghanistan in ihrer Gewalt hat, bisher noch keine offizielle Stellungnahme zu Ghanis Angebot.