Sechs Jahre nach dem Tsunami: Der Stand der Dinge in Fukushima, Miyagi und Iwate

Shizugawa, Minami Sanriku (Miyagi)

„Blick von der Shizugawa High School auf Shizugawa, Minami Sanriku (Miyagi).” Shizugawa wurde am 11. März 2011 vom Tsunami zerstört und immer noch ist die Region mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Foto von Oktober, 2016. Von Flickr User Cheng-en Cheng. Lizenz: Attribution-ShareAlike 2.0 Generic (CC BY-SA 2.0).

Anfang März 2017 dokumentierte, die für den Nordosten Japans zuständige Tageszeitung Kahoku Shimpo, die Fortschritte, die in den letzten sechs Jahre erreicht wurden, um das Leben derer wiederaufzubauen, die von der „Dreifach-Katastrophe“ vom März 2011 betroffen waren. Ein gewaltiges Erdbeben, ein Tsunami und eine Atom-Unfall in Fukushima hatten die Katastrophe ausgelöst.

Die Kahoku Shimpo-Zeitung hat ihren Sitz in Sendai, das in der Präfektur Miyagi liegt. Die Präfektur Miyagi war eine etlicher Präfekturen in Japans Nordosten, die beides erleben musste das Erdbeben und den daraus entstandenen Tsunami. Hunderttausende Menschen aus Miyagi und den Nachbarpräfekturen Fukushima und Iwate wurden zwangsevakuiert, denn der Tsunami hatte ganze Küstenstädte von der Landkarte verschwinden lassen. Noch dazu erlebte die Präfektur Fukushima einen atomaren Unfall, schon alleine deswegen mussten 160 000 Einwohner ihre Häuser verlassen.

Der Sonderbericht der Kahoku Shimpo zeigt aus lokaler Sicht welche Fortschritte sechs Jahre danach erreicht wurden, um das Leben der Ortsansässigen wiederaufzubauen. Der ausführliche Bericht der Zeitung beinhaltet sowohl Statistiken der japanischen Wiederaufbaubehörde als auch Umfrage-Ergebnisse der Betroffenen selbst.

Die Wohnungsbaulage in Fukushima, Miyagi und Iwate

Die Kahoku Shimpo-Zeitung berichtet, dass bis zum Dezember 2015, insgesamt 77 Prozent der geplanten Ersatzhäuser (災害公営住宅, saigai kouei juutaku) in den Präfekturen Fukushima, Miyagi und Iwate fertiggestellt wurden. Den größten Erfolg unter den drei Präfekturen konnte Miyagi verzeichnen, hier wurden 80 Prozent der geplanten Ersatzhäuser fertiggestellt. Iwate hat 75 Prozent solcher Häuser fertiggestellt, wohingegen Fukushima mit 70 Prozent das Schlusslicht bildet.

Gleichwohl bemüht man sich immer noch, auch sechs Jahre nach der Katastrophe, Evakuierte von Behelfsunterkünften (仮設住宅, kasetsu juutaku) in endgültige Ersatzhäuser umzusiedeln. Nach der Dreifach-Katastrophe sahen sich fast 80 000 Menschen gezwungen in Behelfsunterkünften zu leben. Im Dezember 2016 lebten noch immer 36 000 Menschen aus Miyagi, Fukushima und Iwate in solchen Behausungen.

Fast 40 Prozent der im Jahr 2011 Evakuierten aus Fukushima leben noch in Notunterkünften, wohingegen Miyagi hierbei erfolgreicher war. Mehr als 75 Prozent der Evakuierten, die nach dem Desaster in Behelfsunterkünften hausten, wurden in endgültige Häuser umgesiedelt. Für Iwate liegt die Zahl hier bei 34 Prozent.

Der Stand der Arbeiten und der Alltag in den drei betroffenen Präfekturen

Wie die Kahoku Shimpo-Zeitung ermitteln konnte, haben 1074 von 1100 Schulen, die vom Unglück betroffen waren, ihre Pforten bis zum Dezember 2016 wieder geöffnet, was fast 98 Prozent der Schulen der drei Präfekturen ausmacht.

Sechs Jahre später steht fest, dass der industrielle Wiederaufbau in den drei Präfekturen weitaus schwieriger ist. Während beinahe 100 Prozent der Fischereihäfen in Iwate und Miyagi nun wieder in Betrieb sind, haben in Fukushima nur 30 Prozent der Fischereihäfen ihren Betrieb wiederaufgenommen.

Der Tsunami und der atomare Unfall, haben in den drei Präfekturen Agrarland großflächig in Mitleidenschaft gezogen. Miyagi konnte 93 Prozent seiner Landwirtschaftsflächen wiederherstellen, wobei nur 66 Prozent des Ackerlandes in Iwate und weniger als 50 Prozent zerstörtes Ackerland in Fukushima wieder benutzt werden können.

Es ist unwahrscheinlich, dass das nur eine Folge des Atomunfalls ist, denn nur 690 Hektar von 5 400 Hektar zerstörten Ackerlandes von Fukushima, liegen in der “nuklearen Sperrzone”.

In zwei der drei Präfekturen hat sich der Tourismus weitestgehend wieder erholt, aber auch hier bleibt Fukushima weit abgeschlagen zurück. Die Touristenzahlen in Miyagi und Iwate sind wieder zu 90 Prozent auf dem gleichen Stand, wie vor dem Unglück. Fukushima hingegen kann hier nur 75 Prozent aufweisen.

Allerdings berichtet die Kahoku Shimpo-Zeitung auch, dass seit der Katastrophe fast die Hälfte der Küstenbewohner, es als schwieriger empfinden sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Ist die einheimische Bevölkerung auf das nächste große Erdbeben vorbereitet?

Um ein Gesamtbild ermitteln zu können, führte die Zeitung zahlreiche Befragungen unter der einheimischen Bevölkerung und unter den Evakuierten durch. Sie befragte sie über den Stand des Wiederaufbaus und auch, wie sich ihr Empfinden gegenüber dem Tsunami-Risiko verändert hat. In ihrer Einleitung des Artikels erklärt die Kahoku Shimpo-Zeitung:

住民の津波防災意識を探る調査を実施した。今後起きる地震や津波に備えて対策をしているとの回答が83.1%と意識の高さがうかがえる一方、実際の備えに不安を感じている人も55.9%と半数を超え、課題があることを示した。

Die Kahoku Shimpo führte eine Befragung durch, um mehr über das Tsunami-Bewusstsein unter der einheimischen Bevölkerung in Erfahrung zu bringen. Die Befragung erbrachte, dass 83.1 Prozent der ortsansässigen Einwohner, Maßnahmen ergriffen haben, um auf künftige Erdbeben und Tsunamis vorbereitet zu sein. Allerdings finden 55.9 Prozent der Befragten, dass immer noch nicht genug in Sachen Katastrophen-Prävention getan wurde.

Wie es um diejenigen steht, die aus der Präfektur Fukushima evakuiert werden mussten

In ihrer Ausgabe zum Jahrestag des Erdbebens hat die Kahoku Shimpo-Zeitung ihre Aufmerksamkeit verstärkt auch auf die Lage der Evakuierten aus Fukushima gerichtet. Fukushima musste ja nicht nur das gewaltige Erdbeben und den verheerenden Tsunami miterleben, nein, die Präfektur Fukushima war auch Zeuge des schlimmsten, katastrophenverursachten, atomaren Unfalls, den Japan je miterleben musste.

Von 160 000 Evakuierten aus Fukushima wurden fast 63 000 Menschen in Gebiete außerhalb der Präfektur verlegt. Anfang 2016 waren etwas mehr als 23 000 Leute, zurück nach Fukushima, in dauerhafte Ersatzhäuser umgesiedelt worden. Nach dem Stand von 2017 wohnen immer noch 40 000 Einwohner von Fukushima außerhalb ihrer Heimat-Präfektur.

In den Katastrophengebieten sind die meisten der Evakuierten, die immer noch in Behelfsunterkünften hausen, älter als 50 Jahre alt. Sie in richtige Behausungen zurückzubringen scheitert bekanntermaßen daran, weil die Anstrengungen für den Wiederaufbau von Miyagi, Iwate und Fukushima mit massiven Bauprojekten konkurrieren müssen. Hierbei handelt es sich um Bauprojekte, die Teil der Olympischen Spiele sind, die 2020 in Tokio stattfinden werden.

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