
Blick auf die Nachbarschaft Alhook in al-Hudaida einen Tag nachdem Luftangriffe am 21. September 30 Menschen töteten Quelle: Hisham Al-Omeisy (Twitter).
Am Mittwoch, dem 21. September 2016, trafen von der saudischen Koalition geführte Luftangriffe die Hafenstadt al-Hudaida im Jemen. Nach Angaben von Ärzten, die mit CNN sprachen, wurden mindestens 30 Zivilisten getötet und 14 Häuser zerstört, sowie mehr als 90 Häuser beschädigt.
Al-Hudaida, auch ‘Hodeida’ (الحديدة) geschrieben, befindet sich in den Händen der Huthi-Rebellen und war deshalb Ziel wiederholter Bombenangriffe durch die saudische Koalition. Laut Berichten von Al Arabiya fand tatsächlich zu diesem Zeitpunkt ein “Treffen der Anführer der Huthi-Miliz im Präsidentenpalast statt”. Die Vereinten Nationen verurteilten die Luftangriffe.
Der Krieg im Jemen wird oft als ‘Der vergessener Krieg‘ bezeichnet und die Akteure, die daran teilnehmen, werden von den internationalen Beobachtern nicht immer verstanden. 2015 schrieb die BBC einen Artikel mit dem Titel ‘Die Jemen Krise: Wer bekämpft wen?’, in dem sie erklärt:
The main fight is between forces loyal to the beleaguered President, Abdrabbuh Mansour Hadi, and those allied to Zaidi Shia rebels known as Houthis, who forced Mr Hadi to flee the capital Sanaa in February.
Yemen's security forces have split loyalties, with some units backing Mr Hadi, and others the Houthis and Mr Hadi's predecessor Ali Abdullah Saleh, who has remained politically influential. Mr Hadi is also supported in the predominantly Sunni south of the country by militia known as Popular Resistance Committees and local tribesmen.
Both President Hadi and the Houthis are opposed by al-Qaeda in the Arabian Peninsula (AQAP), which has staged numerous deadly attacks from its strongholds in the south and south-east.
Der Hauptkonflikt besteht zwischen jenen Truppen, die dem belagerten Präsidenten, Abdrabbuh Mansour Hadi, treu sind und jenen, die sich mit den Zaidi Shia Rebellen, auch bekannt als Huthis, verschworen haben. Die Huthis zwangen Hr. Hadi im Februar zur Flucht aus der Hauptstadt.
Auch die jemenitischen Sicherheitskräfte teilten sich, einige unterstützen Hr. Hadi und andere die Huthis und den Vorgänger von Hr. Hadi, Ali Abdullah Saleh, der noch immer viel politischen Einfluss besitzt. Hr. Hadi wird ebenfalls vom überwiegend sunnitischen Süden des Landes und der dortigen Miliz – auch als PRC (Popular Resistance Committees) bekannt -, sowie von lokalen Stämmen unterstützt.
Beide Lager – Präsident Hadi und die Huthis – werden durch Al-Qaeda auf der arabischen Halbinsel (AQAP) bekämpft. Von ihren Hochburgen im Süden und Südosten des Landes aus haben sie zahlreiche tödliche Angriffe durchgeführt.
Auch von Amnesty International gibt es einen Bericht, der den Konflikt sogar bis in die 1990er Jahre zurückverfolgt, um die Zusammenhänge deutlich zu machen. Darin wird erwähnt, dass alle Parteien in diesem Konflikt “Verstöße gegen die Menschenrechte und das internationale Menschenrecht” begangen haben. Erst kürzlich erfuhren wir, dass seit 2015 mindestens 10.000 Menschen getötet wurden, davon etwa 60% durch die saudische Koalition.
Mit dem Vorwand auf einen feindlichen Marinestützpunkt zu zielen, bombardierte die Koalition den Hafen der Stadt das erste Mal im August 2015 und blockierte somit den Hafen, belagerte die Stadt und verhinderte, dass Hilfsfonds und Hilfsgüter jene in Not erreichten.
Al-Hudaida ist eine der größten Städte des Jemens, mit einer Bevölkerung von über 400.000; sie ist ebenfalls die Hauptstadt der Provinz Al-Hudaida, mit einer Bevölkerung von über 2.620.000.
Als der Sprecher der Koalition, Ahmed Asseri, von CNN zu den getöteten Zivilisten befragt wurde, gab er nur eine vage Antwort:
As with any allegations we receive, the information will be reviewed and once it is found [to be] supporting the allegation based on credible evidence, we will then move to a next step of investigation.
Wie bei allen Anschuldigungen, die uns erreichen, werden die Informationen erst begutachtet und sobald festgestellt wurde, dass die Anschuldigungen auf glaubhaften Beweisen beruhen, leiten wir als nächsten Schritt Untersuchungen ein.
Inzwischen wenden sich die Jemeniten an Soziale Medien, um dort ihrem Frust über das Versagen der internationalen Gemeinschaft in diesem Konflikt Luft zu machen.
Hossam Hamidaddin, ein 27-jähriger Jemenit, schrieb auf Facebook folgende Ode an al-Hudaida:
(العروس الأحمر لطخت بالدم الأحمر)
الحديدة تلك المدينة التي عرف أهلها بالطيبه والبساطة والبسمة، كنا نقضي فيها أجمل الايام قلوب أهل تهامة كأنها فلقة قمر بيضاء تنزل دموعهم رحمة على أخوانهم
…
وفي ليلة مظلمة نزلت صواريخ الهمج والمجرمين والذين يسعون لأغتصاب كل شيء جميل، ومزقت هذه الصواريخ عذرية العروس الاحمر تهامة لتصبح بلد ملطخ بالدماء المتناثرة الممزوجة بألم الصراخ
..
أصبحت دموع أهل الحديدة تنزل من الألم قلوبهم لم تعد بيضاء لانها لم تعد تنبض وهي تحت الانقاض صبراً أهل الحديدة ليس موعدكم الجنة لانكم أنتم الجنة بحد ذاتها..
Al-Hudaida, diese Stadt von Menschen, bekannt für ihre Einfachheit, Freundlichkeit und Fröhlichkeit……Wir verbrachten die schönsten Tage unseres Lebens dort. Eine Stadt voller himmlisch fröhlicher Menschen. Ihre Herzen und ihr Lachen schien wie das Mondlicht. Aber das Licht des Mondes wird nicht mehr auf Hudaida scheinen……Dunkelheit. Nach heute Nacht wird man nur Dunkelheit in Hudaida finden, Dunkelheit und Schreie der Verzweiflung.
Aus dem dunklen Himmel fielen nicht die Sterne, sondern Raketen. Die Raketen der barbarischen Verbrecher, die kein anderes Ziel verfolgen, als alles zu vergewaltigen, was schön ist. Ihre Raketen vergewaltigten unsere wunderschöne Rote Braut. Sie zerrissen ihre Jungfräulichkeit und beschmierten ihr Kleid mit Blut. Blut. Unsere geliebte Stadt schwimmt in einem Meer aus Blut und Schmerzensschreien…..
Meine Leute weinen und ihre Tränen fallen nicht von ihren Augen, sondern eher aus ihren Herzen….Ihre Herzen, die nicht länger schlagen, denn sie liegen unter den Trümmern und dem Geröll der Stadt.
Wie unzählige andere Jemeniten kann auch Hamiddadin nicht wieder zurück in den Jemen, da am 10. August der Flughafen geschlossen wurde – verantwortlich dafür waren die heftigen Luftangriffe der saudiarabischen Koalition auf die Stadt Sanaa. Public Radio International berichtete:
With the closing of Yemeni airspace, there have been few commercial flights in and out of the Sanaa airport. The only aircraft in the skies over the capital are war planes.
Seit der Schließung des jemenitischen Luftraums gibt es kaum noch kommerzielle Flüge vom und zum Flughafen in Sanaa. Die einzigen Flugzeuge, die man noch am Himmel über der Hauptstadt sieht, sind Kampfflugzeuge.
Ein Screenshot des Luftraumes über dem Jemen von der Seite FlightRadar24 am 23. September zeigt wie leer dieser ist (Kriegsflugzeuge erscheinen nicht auf dem Radar):

Screenshot vom Jemen auf der Seite FlightRadar24. Quelle.
Der jemenitische Aktivist Hisham Al-Omeisy fragt sich:
Am I being naive to still hope for int'l condemnations of last night's Saudi airstrikes on Hodeidah homes? #Yemenpic.twitter.com/JLPTEprnXU
— Hisham Al-Omeisy (@omeisy) 22 September 2016
Bin ich naiv, wenn ich noch immer auf eine internationale Verurteilung der saudischen Luftangriffe von letzter Nacht auf die Häuser in Hudaida hoffe? #Yemenpic.twitter.com/JLPTEprnXU
— Hisham Al-Omeisy (@omeisy) 22. September 2016
Die Geschichte dieses Gebietes liegt circa 1.400 Jahre zurück und macht sie so zu einer der ältesten Regionen im Jemen. Zabid, eine Küstenstadt in der Provinz al-Hudaida, ist seit 1993 Teil des UNESCO Weltkulturerbes und seit 2000 auf der Liste des gefährdeten Welterbes. Bekannt ist die Stadt vor allem für seine große Moschee, die 628 n. Chr. von Abu Musa Ashaari, einem der Gefährten des Propheten Mohammed, erbaut wurde.
Nach Aden ist der Hafen von al-Hudaida der wichtigste im ganzen Jemen und ist daher von herausragender, geopolitischer Bedeutung.
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