Frauen in Pakistan nehmen ihren Platz in der Öffentlichkeit ein, mit jeder Tasse Tee etwas mehr

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Foto veröffentlicht mit Genehmigung, von der Girls at Dhabas Facebook Seite.

Girls at Dhabas” ist eine Bewegung, die von zwei pakistanischen Frauen gestartet wurde. Das Ziel: Einen eigenen Platz einnehmen im öffentlichen Raum Südasiens. Die Facebook Seite dieser Gruppe beschreibt sie als “Desi Feministinnen, die öffentlichen Raum nach ihrem eigenen Ermessen und Gutdünken definieren wollen.” Dhabas sind ambulante kleine Stationen an der Straße, an denen Essen und Tee verkauft wird. Traditionsgemäß ist der Betrieb solcher Verkaufsstationen in ganz Südasien stets eine Domäne der Männer gewesen. Besucht werden sie am häufigsten auch von Männern oder von Frauen in deren Begleitung.

Alles begann im Mai 2015, als Sadia Khatri und Natasha Ansari, die beide in Karachi leben, den Hashtag #GirlsAtDhabas ins Leben riefen. Sie zeigten Fotos von Frauen, posteten sie auch auf Tumblr. Bald begannen Dutzende Frauen aus Südasien ebenfalls, Selfies von sich an Dhabas auf Twitter und Tumblr zu posten. Eine Konversation entstand, über das Thema Frauen und sichere Plätze für sie im öffentlichen Raum. Die Facebook Seite der Community hat inzwischen über 10.000 Fans.

Einer der Posts auf der Facebook Seite beschreibt den starken Wunsch, auch einfach einmal in der Öffentlichkeit entspannt an einem Ort zu sitzen:

The question is: can we now claim the right to other kinds of pleasure? The pleasure of sitting in an unbroken park bench, reading a book or eating a banana (why not a banana?). The pleasure of walking the streets at night without anxiously looking over our shoulders. The pleasure of not having to change clothes in a car because your family thinks they are immodest. The pleasure of not having to hide when you enter your building at 2 am in the morning for fear of what the neighbours will say. The pleasure of using a clean well-lit toilet at 4 am in the morning on a public street without worrying that none will be open. This kind of pleasure can only come from the right to take risks without the fear of loss of reputation as good girls. — Why Loiter?

What does pleasure mean to you?

Die Frage ist die: Können wir jetzt das Recht auf weitere schöne Dinge beanspruchen? Wie die Möglichkeit, auf einer Parkbank zu sitzen, die nicht kaputt ist, ein Buch zu lesen oder eine Banane zu essen (warum keine Banane?). Das Vergnügen, abends auf der Straße zu laufen, ohne uns ständig nervös umschauen zu müssen. Das gute Gefühl, nicht in irgendeinem Auto die Kleidung wechseln zu müssen, nur weil deine Familie denkt, sie sei nicht angemessen. Das befreiende Gefühl, dich nicht mehr verstecken zu müssen, wenn du nachts um 2 Uhr nach Hause kommst, aus Angst vor der Meinung der Nachbarn. Das angenehme Gefühl, um 4 Uhr morgens eine Toilette benutzen zu können, die sauber und gut beleuchtet ist, in einer öffentlichen Straße. Ohne befürchten zu müssen, dass du keine findest.  Dieses spezielle Gefühl entsteht nur durch das Recht, Risiken einzugehen zu können, ohne die Angst vor einer Rufschädigung als anständige Frau.

Was bedeutet dieses schöne Gefühl für euch?

Es ist evident, dass diese jugen Frauen tun, wovon sie reden. Und dass es ihnen nicht nur darum geht, sich mit ihren Freunden und Freundinnen bei den Teestationen zu treffen. In Pakistan hat die Bewegung auch jenseits der Dhabas Anhänger gefunden. Als Zeichen der Solidarität mit Mädchen der Universität in Karachi wurde ein Cricketspiel organisiert, nachdem dort eine Gruppe männlicher und weiblicher Studenten von Islami Jamiat Tulaba (IJT) angegriffen wurden, dem studentischen Flügel einer religiösen politischen Partei, weil sie gemeinsam auf dem Campus Cricket gespielt hatten.

Bilal Farooqi, ein Journalist von The News International, tweetete:

Super Initiative! Girls at Dhabas organisieren ein Gully-Cricket als Antwort auf die IJT Attacke auf Mädchen, die an der Karachi Universität Cricket spielten.

Fariha Awan sagte Folgendes:

Die “Girls at Dhaba” Bewegung ist sehr cool. Ich bin sicher, viele von uns in Karachi haben schon sehr oft Tee getrunken an den Dhabas?

Als Reaktion versuchte die Bewegung gemeinsam mit der Awami Workers Party, einer links gerichteten Gruppierung Pakistans, Frauen aus diversen sozialen Schichten zu involvieren. Vor allem welche aus der Arbeiterklasse.

Girls at Dhabas & awp (Awami Workers Party) treffen sich, um Zugang von Frauen zu öffentlichen Plätzen in Pakistan zu besprechen.

Und die Facebook Seite zum Event lieferte mehr Informationen zu diesem Treffen:

The absence of women from Pakistan's public spaces represents their systematic exclusion from a social and fully human existence. It is a symptom of an overwhelmingly patriarchal society that needs to be actively resisted…Girls at Dhabas will be co-facilitating a dialogue with the Awami Workers’ Party Isb-Rwp on women and public spaces in Pakistan this Monday in Islamabad. We will be discussing how to start things off in Islamabad, forming a local community around the issue and discuss ways people can get more involved.

Die Abwesenheit pakistanischer Frauen im öffentlichen Raum des Landes steht symbolisch für ihre allgemeine und systematische Ausgrenzung, sowohl sozial als auch von einer vollwertigen menschlichen Existenz. Es ist ein typisches Symptom einer überwältigend patriarchalischen Gesellschaft, der man mit aktivem Widerstand begegnen muss…Girls at Dhaba wird gemeinsam mit der Awami Workers’ Party Isb-Rwp einen Dialog abhalten, kommenden Montag in Islamabad, zu Frauen und öffentlichem Raum in Pakistan. Wir werden in Islamabad erörtern, wie die Sache angegangen werden kann, und eine lokale Gemeinschaft gründen. Diese wird sich mit dem Thema befassen und besprechen, wie diverse Menschen involviert werden können.

Als Antwort auf die kulturellen Barrieren, die die Gesellschaft errichtet hat, bieten Bewegungen wie “Girls at Dhabas” auch einen Einblick in Widerstandsbewegungen in Pakistan und anderen südasiatischen Ländern, die oft nicht beachtet werden.

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