Dieser Beitrag erschien zunächst auf dem Community Blog von Global Voices, auf dem die Mitwirkenden von Global Voices sich austauschen und über den auch die Öffentlichkeit die Global Voices-Community näher kennenlernen und mitdiskutieren kann.
Innerhalb von acht Tagen übersetzte unsere “Global Voices auf Deutsch”-Community 22 Beiträge zum Jemen ins Deutsche und fasste sie in einem Dossier zusammen. Was war da los?
Es begann damit, als die Übersetzerin Manuela Leibetseder das Dossier “Humanitarian Crisis in War-Battered Yemen” der englischsprachigen Global Voices-Seite ins Deutsche übersetzte. Für die vielen verlinkten Global Voices-Berichte gab es aber nur in den wenigsten Fällen bereits eine deutsche Übersetzung. Manuela wandte sich daher Ende Mai an die Lingua German Community:
Da dieses Vorhaben für mich alleine nicht zu bewältigen gewesen wäre, zumindest nicht in einem angemessen Zeitraum, habe ich mir Hilfe der GV Deutsch Community geholt.
Innerhalb kürzester Zeit melden sich acht Community Mitglieder und übernehmen Texte zur Übersetzung, geben sich Tipps, stimmen sich ab und übersetzen innerhalb kürzester Zeit 22 Beiträge ins Deutsche.
Die Beiträge in einem Dossier zusammenzufassen, ermöglicht es uns, Hintergrundinformationen zu vielen Aspekten der Situation im Jemen zu geben, sagt Mele Coronato:
Die gezielte “komplettes Dossier”-Aktion erlaubt es der Leserschaft, in einem Vorgang sehr viele Facetten und Blickwinkel eines komplexen Problems (er)kennen zu lernen. Man lernt selbst eine Menge dabei, was dem Übersetzen auf jeden Fall zugute kommt!
Eva Gefflaut ergänzt:
Eine Sammlung der veröffentlichten Artikel und eine Zusammenfassung der Ereignisse hilft, die politische Situation im Krisengebiet Jemen besser zu verstehen und zeigt einmal wieder, wie viel Leid und Entbehrung Krieg verursacht. Die Übersetzung der oft hektisch verfassten, aber dadurch authentischen Tweets geben das wahre Grauen der Kämpfe und Luftangriffe wider, wovon unbedingt in aller Welt erzählt werden muss.
Carola Berger betont ebenfalls die Authentizität der Beiträge, die sich aus sozialen Medien speisen:
Ich habe mich am Jemen-Dossier von Global Voices Deutsch beteiligt, weil wir so auf die menschlichen Tragödien in diesem Krieg durch Zitieren von direkten Augenzeugenberichten bzw. -tweets aufmerksam machen können. Eine solche wirklich hautnahe Berichterstattung ist in den Mainstream-Medien auch mit Korrespondenten vor Ort nicht möglich.
Die Wiedergabe der Sichtweise der Menschen vor Ort ist auch Manuela besonders wichtig:
Ich finde, die kommerziellen Nachrichten und größeren Media Outlets berichten oft sehr selektiv und viel zu hastig über die Geschehnisse. Während manche “Stories” bereits nach wenigen Tagen wieder aus den Nachrichten verschwinden, entwickeln sich die Konflikte im Hintergrund weiter, beginnen zu brodeln und eskalieren und wirken sich dann in einem viel größeren Ausmaß auf andere Entwicklungen aus. Oft kann man diese Eskalation dann nicht mehr nachvollziehen, weil man den Verlauf nicht mitbekommen hat.
Henrike Greuel stimmt zu, dass die Berichterstattung im Fall Jemen nicht ausreiche:
Der Krieg im Jemen ist ein vergessener Krieg. In den Medien werden die Entwicklungen, Opfer, Verhandlungen um Waffenstillstand und die sich anbahnende Katastrophe nicht besprochen. Umso wichtiger, dass wir dieses Land in den Fokus rücken.
Eric Schreyer stellt fest, dass uns sowohl die Ursachen als auch die Auswirkungen eines solches Krieges bewusst sein müssen:
Auch und vor allem in Deutschland müssen uns immer wieder vor Augen führen, aus welchen Gründen ein Krieg entsteht und dass dadurch unsagbares menschliches Leid verursacht wird.
Diese umfassende Information diene dabei nicht nur der Leserschaft, sondern auch uns Übersetzerinnen und Übersetzern selbst, so Pia Staigmüller:
Ich glaube, dass es ein wichtiges und komplexes Thema ist und da ist es besonders wichtig, so viele Details und Informationen wie möglich zu bekommen. Das hilft sowohl den Lesern als auch uns Übersetzern für das aktuelle Geschehen und auch in Zukunft.
Tatsächlich hat die Erstellung des Dossiers zunächst einmal bei uns selbst dazu beigetragen, dass wir uns informieren. Für das Dossier, das Manuela angepasst hat und ständig weiter aktualisiert, haben wir Links zu deutschsprachigen Texten recherchiert, die unseren Leserinnen und Lesern auch den Kontext – über unsere Berichte hinaus – schaffen.
Das erfolgreiche Beispiel dieses Crowdworkings hat aber auch uns als Team sehr gut getan. Isabelle Poweleit stellt fest:
Ich finde es einfach auch sehr wichtig die Global Voices Community und ihre Mitglieder bei Projekten zu unterstützen, die ihnen am Herzen liegen. Ich fand die Idee einen Aufruf zu starten sehr gut und wollte dabei helfen die Vision umzusetzen.
Eva ergänzt:
Ist doch toll, egal auf welchem Kontinent wir leben, in welchen Zeitzonen wir uns bewegen das Teamwork klappt! Und auch deswegen übersetze ich gerne für Global Voices!
Lena Nitsche sagt, dass das Team dadurch näher zusammen gekommen ist:
Diese Aktion schweißt unsere Community zusammen.
Und Pia gibt Ausblick darauf, dass diese Aktion nur der Beginn weiterer Initiativen ist:
Es hat Spaß gemacht, zu sehen, wie toll ein Team arbeiten kann und es ist schön, ein Teil davon zu sein. Ich hoffe, dass dies nur der Anfang von weiteren Aktionen ist.