Die Zahl der Todesopfer des schweren Erdbebens, das Nepal am 25. April 2015 getroffen hat, ist inzwischen auf über 5.000 gestiegen. Schätzungen zufolge werden jedoch bis zu 10.000 Todesopfer befürchtet. Mehr als 8.000 Menschen wurden verletzt. Das Ausmaß der Schäden des Erdbebens und der Nachbeben ist riesig. Die Kosten für den Wiederaufbau werden im Milliardenbereich liegen. Laut den Vereinten Nationen sind 8 Millionen Menschen von dem Erdbeben betroffen und 1,4 Millionen benötigen Nahrungsmittelhilfe. Abgelegene Gebiete zu erreichen, gestaltet sich besonders schwierig.
Ich lebe im Vereinigten Königreich (UK), aber wurde in Thaprek VDC (Village Development Committee) im Distrikt Nuwakot, rund 100 km nordwestlich von Kathmandu, geboren. Nuwakot liegt sehr nahe am Epizentrum des Erdbebens. Das schwere Erdbeben vom Samstag hat mein gesamtes Dorf zerstört, darunter auch mein Zuhause. Die Natur hat mir meine Heimat genommen.
Ich habe vier Verwandte verloren. Mehr als ein Dutzend anderer Familienmitglieder und Nachbarn sind schwer verletzt. In Thaprek gibt es keine behördliche Präsenz. Seit dem Erdbeben am Samstag sind dort keine Rettungskräfte eingetroffen. Die Dorfbewohner befinden sich in einer schrecklichen Situation. Verletzte warten darauf, behandelt zu werden. Kinder und ältere Menschen leiden aufgrund des Regens und der Kälte besonders stark. Es gibt weder Wasser noch Nahrungsmittel.
Estimated shaking intensity by district in Nepal in Saturday's 7.8-magnitude quake pic.twitter.com/U9VxFpbmEK
— Agence France-Presse (@AFP) April 27, 2015
Geschätzte Erschütterungsintensität des Erdbebens der Stärke 7,8 am Samstag in Nepal in den einzelnen Distrikten
Die Distrikte Nuwakot, Gorkha, Lamjung und Dhading, die das Kathmandutal umgeben, sind am stärksten vom Erdbeben betroffen. Die internationale Gemeinschaft sendet Rettungsteams, um bei den Such- und Rettungsaktionen zu helfen, doch das genügt noch nicht. Ausländische Helfer aus Indien, China, Großbritannien, den USA, Singapur, Pakistan, Sri Lanka, Bangladesch, Bhutan, Kanada, Polen und der EU sind an den Rettungsarbeiten beteiligt, doch die entlegenen Dörfer haben sie bisher noch nicht erreicht.
Indian choppers, Israeli hospitals and Malay medics: How the world is coming to #Nepal‘s aid http://t.co/54wXrHf1th pic.twitter.com/Uq9EYD5Kfr
— Anup Kaphle (@AnupKaphle) April 27, 2015
Indische Helikopter, israelische Krankenhäuser und malaiische Mediziner: so hilft die Welt Nepal
Als ich von dem Erdbeben hörte, habe ich einige Male versucht meine Familie vom Vereinigten Königreich aus anzurufen. Beunruhigenderweise konnte keine Verbindung hergestellt werden. Ich geriet in Panik. Jede Minute kam mir vor wie ein Jahr. Um Mitternacht nepalesischer Zeit gelang es mir durchzukommen. Ich konnte mit meinen Eltern telefonieren und mehr über die Situation vor Ort erfahren. Ich bat meinen Vater den Hörer an meine Mutter weiterzureichen und noch bevor ich etwas sagen konnte, fragte sie “Wie geht es dir? Uns geht es gut, aber wir haben unser Zuhause, Verwandte und das gesamte Dorf verloren.” Ich war darauf vorbereitet schlechte Neuigkeiten zu hören, da ich im Fernsehen die Berichterstattung über das Erdbeben verfolgt hatte. Es gelang mir, nicht zu weinen und mich zu beherrschen während ich mit meiner Mutter redete. Doch als das Gespräch vorbei war, konnte ich die Tränen nicht länger zurückhalten.
Nachdem ich mit meiner Familie gesprochen hatte, versuchte ich die Leitstelle der nepalesischen Polizei sowie die indische und US-Botschaft in Nepal zu erreichen, um Rettungsteams für mein Dorf zu organisieren. Doch das Telefonnetz funktionierte nicht richtig. Am Sonntagmorgen begann ich wieder anzurufen, um Hilfe für mein Dorf zu organisieren. Ich kommunizierte über Twitter mit der indischen und US-Botschaft, doch leider waren sie nur mit der Situation im Kathmandutal beschäftigt und nicht in der Lage, ein Rettungsteam in mein Dorf zu schicken.
@USEmbassyNepal Nuwakot Thaprek – 9851024011, 9801024011.. Waiting for rescue and help.
— N Adhikari (@BraboAlfa) April 26, 2015
Wenn Sie Handy-Empfang haben, rufen Sie 100 an oder schicken Sie eine SMS an 9851281363 um die Polizei zu kontaktieren, damit sie Rettung schicken kann
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Nuwakot Thaprek – 9851024011, 9801024011.. Warten auf Rettung und Hilfe.
Andere Twitternutzer unterstützten mich:
#NepalQuakeRelief @adgpi @MEAcontrolroom rescue ops status please? https://t.co/3Pbupn0QEA
— The Earthwoman (@tw_bhav) April 26, 2015
Wie ist der aktuelle Stand der Rettungsaktionen?
Entire villages of Gorkha, Sindupalan, Dhading, Lamjing destroyed. Waiting for any Help. #NepalQuake #NepalEarthquake pic.twitter.com/YHiCku6C3u
— JigmeUgen (@JigmeUgen) April 27, 2015
Ganze Dörfer in Gorkha, Sindupalan, Dhading und Lamjung zerstört. Warten auf irgendeine Art von Hilfe.
Und andere äußerten Bedenken, dass Menschen in entlegenen Gebieten vernachlässigt werden:
Many of us fear #NepalQuake victims in villages are neglected. We can't let this happen. It's morally reprehensible. They need #nepalrelief
— Ravi Nepal (@RaviNepal) April 28, 2015
Viele von uns befürchten, dass die Erdbebenopfer in den Dörfern vernachlässigt werden. Wir dürfen das nicht zulassen. Das ist moralisch verwerflich. Sie benötigen Hilfe.
#NepalQuakeRelief Villages in the vicinity of our Disaster Relief Camp that are severely affected pic.twitter.com/N76TboXhqH
— SAR DOGS NEPAL (NFP) (@sardogsnepal) April 28, 2015
Dörfer in der Nähe unseres Nothilfe-Camps, die schwer getroffen wurden
Das hat jedoch nicht zu Hilfs- und Rettungsmaßnahmen in meinem Dorf geführt.
Einige haben ihre Anerkennung für die internationale Reaktion zum Ausdruck gebracht:
A nice Sand Art on #NepalEarthquake with a message “Join Hands to Help victims” at Puri beach of Odisha, India. RT pic.twitter.com/YW5oPTcI9H
— Dr. Imran H Sarker (@ImranHSarker) April 26, 2015
Schöne Sandkunst zum Erdbeben in Nepal mit der Aufforderung “Lassen Sie uns die Hände reichen, um den Opfern zu helfen” am Strand von Puri, Odisha, Indien.
भुईचालोले ध्वस्त पारेको लाप्राक गाउँ [“Larpak village of Gorakha district, after the massive earthquake.”] https://t.co/jqzz9HORbJ via @setopati pic.twitter.com/rcNtibuH2B
— Setopati (@setopati) April 26, 2015
Das Erdbeben hat das Dorf Larpak komplett zerstört.
Running for my life with thousands of other not something I want to do again. pic.twitter.com/sLmATKypCR
— Siobhan Heanue (@siobhanheanue) April 25, 2015
Mit tausenden anderen Menschen um mein Leben zu rennen, ist nichts, was ich noch einmal tun möchte.
Die Menschen in abgelegenen Dörfern warten allerdings seit Samstag vergeblich auf die Ankunft von Rettungs- und Suchtrupps. Laut Meldungen vom Dienstag bereitet sich die nepalesische Armee jedoch darauf vor, in abgelegene Gebiete aufzubrechen, um dort zu helfen.