Mit ihrer wilden Landschaft und dem harten Klima stellt die Große Sandwüste in Westaustralien einen herausfordernden Lebensraum dar. Für die wenigen Menschen, die hier leben, ist eine dieser Herausforderungen, über die großen Distanzen hinweg mit Nachbarn zu kommunizieren.
Handzeichen haben den Aborigines, die schon seit Jahrhunderten hier leben, traditionell zur Kommunikation gedient, lange bevor mobile und digitale Technologien erfunden wurden.
Als Anerkennung für dieses praktische Kommunikationsmittel hat sich der lokale Produzent Willi Lempert mit einer Gruppe enthusiastischer älterer Aborigine-Damen der Gemeinde Balgo zusammengetan. Gemeinsam haben sie einen Film aufgenommen, der 40 ihrer Handzeichen zeigt.
Lempert hat in der Gegend gearbeitet, als ihm die Idee für dieses Video kam. So erklärt er die Wichtigkeit der Handzeichen:
While many visitors quickly learn the standard “what now?” sign, it is easy to miss the dozens of diverse hand signals being subtly exchanged in conversation. As in all languages, some elements are traditional and others are recent innovations… hand signs are not only a way of communicating information, but also serve as full-bodied ways of expressing nuance, humor, and individual personality.
Viele Besucher lernen das Standard-Handzeichen “Was nun?”, aber man verpasst ganz schnell die vielen verschiedenen Zeichen, die in einer Unterhaltung unterschwellig ausgetauscht werden. Wie in allen Sprachen sind einige Elemente traditionell und andere sind neu hinzugekommen… Handzeichen sind nicht nur ein Mittel zur Informationsweitergabe, sondern bilden auch eine Möglichkeit, mit dem ganzen Körper feine Nuancen, Humor und Persönlichkeit auszudrücken.
Das Video ist Teil des Projektes “Mother Tongue” (deutsch: Muttersprache) des Senders ABC Open und der Organisation First Languages Australia und setzt sich für Kukatja ein, eine gefährdete Sprache der Einheimischen mit weniger als 1.000 Sprechern. Im Video werden für jedes Handzeichen der Frauen das entsprechende Wort in Kukatja und die englische Übersetzung dazu eingeblendet.
Lempert schreibt in einem Blogpost darüber, wie viel Spaß er und die Frauen beim Filmen hatten.
Die älteren Damen wie Payi Payi und Manaya, die im Video auftreten, spielen eine bedeutende Rolle im Gemeindeleben. Als Mitglieder des Kapululangu Aboriginal Women's Law and Culture Centre sind sie für das Fortleben der Gemeinschaft verantwortlich. Laut der Website des Centers könne hier nichts ohne die Alten geschehen.
Kapululangu’s Elders were born in the desert, and grew up and were trained in the Old Ways before the arrival of Kartiya/non-Indigenous people in their ancestral countries. This makes them custodians of an immense wealth of stories,skills and cultural knowledge. They want to share this wealth […] The Elders want their young people to grow up strong and resilient, proud of and knowledgeable in the ways of their people, secure in their peoples’ Law and Culture knowledge, so that they can better cope with the changing world. A peoples’ own Law and Culture is the glue that holds life together.
Die Alten von Kapululangu sind in der Wüste geboren und wurden nach den alten Traditionen erzogen, bevor die Kartiya, die Nicht-Eingeborenen, in ihr Land kamen. Das macht sie zu den Hütern eines großen Reichtums an Geschichten, Fertigkeiten und kulturellem Wissen. Sie wollen diesen Reichtum teilen. […] Die Alten wollen, dass ihre Nachfahren stark und widerstandsfähig aufwachsen, dass sie stolz sind auf ihr Volk und dessen Wissen weiterführen, dass sie das Wissen um Recht und Kultur ihres Volkes beherrschen, um besser in der sich verändernden Welt zu leben. Recht und Kultur eines Volkes sind der Kleber, der das Leben zusammenhält.
Indem sie sich mit lokalen Produzenten zusammentun, die ihnen helfen möchten, ihre Geschichte in ihrer eigenen Sprache zu erzählen, können sie dieses Wissen an die nächste Generation weitergeben.