Syrische Antiquitäten werden über Facebook zum Verkauf angeboten.
Den Alarm löste der in Washington DC lebende Journalist Zaid Benjamin aus, der Screenshots der Facebookseiten verbreitete, auf denen syrische Antiquitäten in der Türkei zum Verkauf standen.
Another page on Facebook to sell Syrian antiques. Delivery in #Turkey. pic.twitter.com/Ni9zmTROiD
— Zaid Benjamin (@zaidbenjamin) May 30, 2015
Eine weitere Facebookseite, auf der syrische Antiquitäten verkauft werden. Die Übergabe erfolgt in der Türkei.
Aus Ägypten witzelte Sima Diab:
In the market to buy or sell #Syria‘n antiquities/antiques? Look no further than Facebook https://t.co/KED6XVV6vz
— Sima Diab (@SimaDiab) May 24, 2015
Unterwegs um syrische Antiquitäten zu kaufen oder zu verkaufen? Dann bedien dich doch bei Facebook.
Verständlicherweise ist die Facebookseite, zu der Sima verlinkt, nicht weiter aufrufbar.
Laut eines Beitrags der britischen Zeitung Daily Mail hat der IS (die Terrororganisation, die sich “Islamischer Staat” nennt) mehrere Millionen US-Dollar mit dem lukrativen Schmuggel von Antiquitäten machen können, indem sie antike Artefakte, die sie aus Museen gestohlen hatten, über ein Netz von Schmugglern und Zwischenhändlern in den Westen und die Golfstaaten verkauft haben.
Die Daily Mail behauptet, dass 10.000 Jahre alte Antiquitäten aus Raqqa in Syrien für mehr als eine Millionen US-Dollar pro Stück verkauft wurden und von Syrien und dem Irak durch die Türkei und den Libanon geschmuggelt wurden.
Die IS, die sich anfangs zur al-Qaida bekannt hatte, hat große Landstreifen Syriens und des Iraks besetzt und hinterlässt überall innerhalb weniger Monate eine Spur des Schreckens und der Zerstörung. Diese fanatische Gruppe besteht darauf, in all den Gebieten, die sie erobert, alle Plätze der “Häresie” und “Apostasie” auszuradieren. Zu den Gebieten, die sie erobert hat, gehört auch die Wiege der Zivilisation, eine Region voller Geschichte, die bis weit in die Antike zurückreicht.
Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) hat der Nachverfolgung der Schäden, die im syrischen Konflikt – nun bereits im vierten Jahr – der Geschichte des Landes entstehen, eine eigene Seite mit dem Titel Zum Schutz des syrischen kulturellen Erbes gewidmet.
Die UNESCO stellt fest:
Illegal excavations and looting have exponentially increased since the beginning of the conflict in Syria. These actions have damaged many historical sites and museums, and important Syrian cultural property has disappeared from the country to end up on the black market and/or in private collections.
Numerous archaeological sites in Syria are being systematically targeted for clandestine excavations by well-organized and often armed groups. Excavated archaeological objects of cultural significance make a lucrative trade for unscrupulous dealers operating both locally and internationally. Sites situated near the borders are, in general, more susceptible to being targeted by looters who take advantage of their location to quickly and illegally export artefacts out of Syria.
Illegale Ausgrabungen und Plünderungen haben seit dem Beginn des Konflikts in Syrien exponentiell zugenommen. Dadurch wurden viele historische Orte und Museen beschädigt und wichtiges syrisches Kulturgut ist aus dem Land verschwunden, um dann wieder auf dem Schwarzmarkt und/oder in privaten Sammlungen aufzutauchen.
Zahlreiche archäologische Stätte in Syrien wurden systematisch durch gut organisierte und oft bewaffnete Gruppen für illegale Ausgrabungen ausgewählt. Ausgehobene archäologische Funde von kultureller Bedeutung stellen einen lukratives Handelsgut für skrupellose Händler dar, die sowohl lokal als auch international tätig sind. Orte, die in Grenznähe liegen, sind allgemein eher gefährdet, von Plünderern ausgewählt zu werden, die damit den Vorteil verbinden, die Artefakte schnell und auf illegalem Weg aus Syrien heraus zu schaffen.
In Bezug auf Museen, sieht die Schadensanzeige der UNESCO folgendermaßen aus:
Most of the damage to museums in Syria has occurred in the north-western region of the country, where there have been incidents of looting of valuable cultural property, and many works of art are currently unaccounted for. A large number of museums have also had their infrastructure damaged as a result of being caught in the armed conflict.
Der meiste Schaden bezüglich Museen in Syrien ist im Nordwesten des Landes zu verzeichnen, wo es Plünderungen wertvollen Kulturguts gab und zurzeit viele Kunstgegenstände als vermisst gelten. Eine große Anzahl an Museen leidet zudem unter einer beschädigten Infrastruktur, was auf den bewaffneten Konflikt zurückgeht.
Viele ärgern sich aber auch darüber, dass so viele Menschen über die Zerstörung von Geschichte betroffen sind angesichts der vielen Toten, unter denen Syrer heute leiden.
Liam Stack kommentiert:
In recent weeks Syrian officials moved some antiques from Palmyra's museum, but didn't warn residents to leave too. http://t.co/EOpFYVc8Tv
— Liam Stack (@liamstack) May 15, 2015
Syrische Behörden entfernten einige Antiquitäten aus dem Museum von Palmyra, haben aber nicht die Einwohner gewarnt, ebenfalls Palmyra zu verlassen.
Khaled Diab warnt:
Western fixation with ruins over ruined lives in Syria may prompt ISIS to raze Palmyra for propaganda, says @hxhassan http://t.co/jJZzPzHSGc
— Khaled Diab (@DiabolicalIdea) May 25, 2015
Dass der Westen so auf Ruinen fixiert ist und nicht ruinierten Leben in Syrien kann dazu führen, dass der IS Palmyra zu Propagandazwecken zerstören wird, sagt hxhassan.
Hier gibt es weitere Berichterstattung von uns zum Thema:
1 Kommentar
Sehr spannender Artikel! Hierzu passt aus meiner Sicht prima diese Meldung, die vielen zumindest teilweise ein Trost sein dürfte: “Mit dem Kulturvandalismus des IS will sich die iranische Aktivistin Morehshin Allahyari nicht länger abfinden: Sie hat begonnen, einige der zerstörten, jahrhundertealten Objekte zu remodellieren und mit Hilfe von 3D-Druckern für immer rekonstruierbar zu machen.” Erschienen auf dem Portal Motherboard.vice: https://tinyurl.com/ofhwygl