Was drei nordafrikanische Aktivistinnen und Aktivisten über den Klimawandel zu sagen haben

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Zum Weltsozialforum in Tunesien kamen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Nordafrika. © Thelma Young / 350.org

Sämtliche Links in diesem Artikel führen auf englischsprachige Seiten.

Angesichts eines steigenden Meeresspiegels und fortschreitender Wüstenbildung sprechen junge nordafrikanische Aktivistinnen und Aktivisten die großen Umweltfragen an:

Wenn wir planen, Solarmodule in der Sahara aufzustellen, denken wir dann wirklich an alles? Wird seit dem Arabischen Frühling mehr für das Klima getan? Wie können wir dafür sorgen, dass die Stimmen von Menschen, die vom Klimawandel betroffen sind, zu den politischen Entscheidungsträgern durchdringen?

In einem Multimedia-Beitrag der Klimaschutz-Organisation 350.org, produziert von Thelma Young, Hoda Baraka und Sarah Rifaat, berichten Aktivistinnen und Aktivisten aus Tunesien, Ägypten und Marokko darüber, wie sie sich für den Aufbau einer Klimabewegung in Nordafrika einsetzen.

Tunesien: Radhouane Addala

I've been all my life  interested in climate change and climate chaos and climate justice because that's how I've lived, how I grew up, seeing all that.

Ich interessiere mich schon immer für Klimawandel, Klimachaos und Klimagerechtigkeit, weil ich mit diesen Tatsachen aufgewachsen bin und sie mich schon mein ganzes Leben lang begleiten.

Radhouane ist freiberuflicher Korrespondent und Produzent in Tunesien, dem weltweit dritten Land, das den Klimawandel in seiner Verfassung berücksichtigt. Sein durch Crowdfunding finanzierter Dokumentarfilm „A Siege of Salt and Sand” („Belagert von Salz und Sand”) berichtet über den Klimawandel in Tunesien. Der Titel fasst das Schicksal eines Landes zusammen, welches sich „im Griff des steigenden Meeresspiegels und der Wüstenbildung befindet.” Einfach ausgedrückt: „Wenn wir nichts tun, werden wir bald nur noch ein Fleckchen Land sein, das zwischen Küste und Wüste eingezwängt ist.”

When you look at the Tunisian people before and after the revolution, you can feel there was a big change. For the first time people felt that they owned the country. So that brought climate change and climate chaos discussion to the table. Which later pushed the representatives of the nation and constituent assembly to make Tunisia the third country that admit the existence of climate change in it’s own constitution.

Wenn man sich die tunesische Bevölkerung vor und nach der Revolution anschaut, lässt sich eine große Veränderung feststellen. Zum ersten Mal spürten diese Menschen, dass ihnen das Land gehört, wodurch auch die Themen Klimawandel und Klimachaos auf den Tisch kamen. So wurden schließlich die Volksvertreterinnern und Volksvertreter und die verfassungsgebende Versammlung des Landes dazu gebracht, Tunesien zum weltweit dritten Land zu machen, das die Existenz des Klimawandels in seiner Verfassung anerkennt.

Der Trailer von „A Siege of Salt and Sand”

Marokko: Fadoua Brour

I didn't choose to be a climate activist. It's rather something that imposed itself as a global problem, a problem that threatens security on this planet.

That pushed me to do something.

Ich musste einfach Klimaaktivistin werden. Es ist nun einmal so, dass der Klimawandel ein weltweites Problem ist, das die Sicherheit auf unserem Planeten bedroht.

Deswegen tue ich etwas.

Fadoua ist Gründerin und Präsidentin des Moroccan Youth Climate Movement („Klimabewegung der marokkanischen Jugend”). Sie kämpft für eine bessere Zukunft für Marokko und für eine gerechte Energiewende, im Rahmen derer die Rechte und Bedürfnisse der betroffenen örtlichen Bevölkerung beachtet werden. Sie erklärt: „Wenn es sich um ein gemeinsames Problem und die Sicherheit vieler Menschen handelt, müssen diese Menschen — alle Menschen — in die Diskussion miteinbezogen werden.”

Bevor wir also Marokko dazu beglückwünschen, dass es den größten Solarpark der Welt baut, sollten wir darüber nachdenken, wie sich der Bau auf die örtliche Bevölkerung auswirkt, die bereits unter einer Wasserknappheit leidet.

It's not only about ambitious actions, but sharing the ambitious actions with concerned people and implementing policies in a just way.

Es geht nicht nur darum, ehrgeizige Ziele zu verfolgen, sondern diese Ziele auch mit der betroffenen Bevölkerung abzustimmen und sie auf eine gerechte Art und Weise umzusetzen.

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Tunesische Frauen demonstrieren im Rahmen des Weltsozialforums für ihre Rechte und ihre Zukunft. © Thelma Young / 350.org

Ägypten: Sarah Rifaat

Climate change is already impacting communities on the north part of Egypt, who live in the Nile delta and close to the Mediterranean sea because rising sea levels are already encroaching upon the agricultural lands. There are farmers who are having to relocate their towns because of the sea coming into their lands.

Farmers in other parts were impacted by the changing seasons; there is an increased risk in the Red Sea on the marine life there. Impacts are happening all around us.

Derjenige Teil der ägyptischen Bevölkerung, der im Norden des Landes im Nildelta in der Nähe des Mittelmeers lebt, ist schon vom Klimawandel betroffen. Durch den steigenden Meeresspiegel dringt das Wasser bereits bis zum Ackerland vor und einige Bauern müssen umziehen, da das Meer ihren Grund und Boden erreicht hat.

Bauern in anderen Teilen Ägyptens sind von den sich verändernden Jahreszeiten betroffen, die Meeresflora und -fauna des Roten Meeres ist bedroht. Die Auswirkungen des Klimawandels sind überall zu spüren.

Sarah ist Koordinatorin für die arabische Welt bei 350.org. Schon vor vielen Jahren hat sie verstanden, dass es beim Thema Klimawandel nicht nur um Eisbären geht. Als Ägypterin kennt sie zahlreiche Beispiele von Gemeinden, die wegen des steigenden Meeresspiegels umziehen mussten, einige von ihnen sogar mehrmals.

Sie beschäftigt sich mit der Anpassung an den Klimawandel und mit Klimagerechtigkeit und hinterfragt entsprechende Maßnahmen wie hohe Wälle, die reiche Industriegebiete vor dem steigenden Meeresspiegel schützen, aber die umliegenden Gemeinden gefährden. Außerdem kritisiert sie den Umstand, dass große Agrarunternehmen ermutigt werden, sich das Land anzueignen, das verdrängte Gemeinden zurücklassen. Für Sarah sind solche Beispiele „das Gegenteil von Klimagerechtigkeit”.

People are starting to notice the extreme weather events. It’s scary to think that when it becomes so extreme, and everyone feels it, will it mean it’s too late?

Die Menschen registrieren langsam die extremen Wetterereignisse. Die Vorstellung, dass das Wetter so extrem wird, dass alle es bemerken, macht mir Angst und ich frage mich: Ist es dann vielleicht schon zu spät?

350.org baut eine weltweit agierende Klimabewegung auf. Dieser Artikel wurde auf Global Voices im Rahmen einer Content-Sharing-Vereinbarung erneut veröffentlicht.

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