Hitzewelle macht Klimaanfälligkeit Südostasiens deutlich

Eine Bäuerin im Norden der Philippinen zeigt die Auswirkungen von El Niño und das Fehlen einer angemessenen Bewässerung. Foto: Facebook-Gruppe Amihan Women. Verwendung mit Genehmigung.

Klimaexpert*innen warnen seit langem, dass Südostasien im Zuge der anhaltenden Klimakrise besonders anfällig für Umweltkatastrophen und Extremwetterereignisse sein wird. Das Jahr 2024 zeigt, wie tödlich dieses Extremwetter sein kann. Süd- und Südostasien werden seit einem Monat von einer rekordverdächtigen Hitzewelle geplagt, die in der gesamten Region unzählige Tote forderte, einige Regierungen zu Schulschließungen veranlasste und Homeoffice-Anordnungen zu verhängen, und die zu einem Anstieg von Gesundheitsproblemen führte.

Während sich die Hitze dieses Jahr durch das Wetterphänomen El Niño noch verschärfte, stellen Forscher*innen in einer im Nature Scientific Journal veröffentlichten Studie fest, dass die übermäßige Hitze und die übermäßigen Regenfälle in Südostasien in den letzten Jahren „weit außerhalb“ der historischen Klimanormen liegen. Ein Wetterhistoriker bezeichnete die Hitzewelle im April sogar als „das extremste Ereignis in der weltweiten Klimageschichte“. Die folgende Karte zeigt, wie heiß es in Asien während der wochenlangen Hitzewelle war.

Horrific heat wave all across Asia. Lethal conditions caused by oil, gas and coal. We have to choose: we can continue building new fossil fuel projects and watch as millions suffer and die. Or we can stop, actually begin a just transition, and build a safer world. pic.twitter.com/8NttL94F6c

— Tzeporah Berman (@Tzeporah) May 3, 2024

Schreckliche Hitzewelle in ganz Asien. Tödliche Bedingungen, verursacht durch Öl, Gas und Kohle. Wir haben die Wahl: Wir können weiterhin neue Projekte für fossile Brennstoffe umsetzen und zusehen, wie Millionen Menschen leiden und sterben. Oder wir können damit aufhören, einen gerechten Übergang einleiten und eine sicherere Welt schaffen. pic.twitter.com/8NttL94F6c

— Tzeporah Berman (@Tzeporah) 3. Mai 2024

Während die Karte oben zeigt, dass in den meisten Ländern der Region reale Temperaturen zwischen 40 und 45 Grad Celsius herrschten, erreichte der Hitzeindex – also die gefühlte Temperatur unter Berücksichtigung der Luftfeuchtigkeit – in dicht besiedelten Städten, in denen sich die Hitze durch Gebäude und Wolkenkratzer anstaut, noch höhere Werte. In Bangkok wurde ein Hitzeindex von 52 Grad Celsius gemessen, was die Regierung dazu veranlasste, eine Warnung herauszugeben, in der sie die Bevölkerung aufforderte, während der Hauptsonnenstunden in den Häusern zu bleiben.

Myanmar wurde von der brütenden Hitze mit Temperaturen von über 45 Grad Celsius in den meisten Teilen des Landes heimgesucht, die in der Stadt Chauk mit rekordverdächtigen 48,2 Grad Celsius ihren Höhepunkt erreichte. Nach Angaben von Radio Free Asia (RFA) sollen in Myanmar 1.500 Menschen an einem Hitzschlag gestorben sein, was anhand von Krankenhaus- und Beerdigungsdaten ermittelt wurde. Die tatsächliche Zahl könnte noch höher sein, da die politische Instabilität und der interne Konflikt in Myanmar die Erfassung solcher Zahlen erschwert.

Für Personen, die gezwungen sind, sich nach draußen zu begeben, wenn die Sonne ihren Höhepunkt erreicht, kann die Situation innerhalb von Minuten bedrohlich werden. Ein burmesischer Einwohner, der aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden möchte, sagte, dass sein Sohn, Mann Moon Maung, 36, weniger als 15 Minuten nach Auftreten der Symptome einem Hitzschlag erlag.

The death of my son happened very fast. I immediately called a car and took him to hospital. The doctor said my son has already died. He had no heartbeat and no blood pressure.

Der Tod meines Sohnes geschah sehr schnell. Ich habe sofort einen Wagen gerufen und ihn ins Krankenhaus gebracht. Der Arzt sagte, mein Sohn sei bereits tot. Er hatte keinen Herzschlag und keinen Blutdruck.

Fast 2 Millionen Menschen mussten nach dem Putsch im Februar 2021 aus ihren Häusern in Myanmar fliehen, wodurch Hunderttausende obdachlos und besonders anfällig für Umweltbelastungen wurden. Die Regierung der inhaftierten Regierungschefin Aung San Suu Kyi hat zwar 2018 einen Klimaaktionsplan ausgearbeitet, doch seit ihrem Sturz befindet sich das Land im Bürgerkrieg, weshalb wenig Hoffnung auf staatliche Hilfe bei der Eindämmung der sich verschlimmernden Klimakatastrophen besteht.

Aufgrund der anhaltenden Trockenheit sind auf den Philippinen tiefe Risse in den landwirtschaftlichen Feldern entstanden. Foto: Facebook-Gruppe Amihan Women, Verwendung mit Genehmigung.

Auf den Philippinen mussten wegen der Hitzewelle Schulen geschlossen werden, da die Temperaturen in einigen Teilen des Landes 42 Grad Celsius überstiegen. Mehr als die Hälfte der Schulen in Metro Manila verkürzte den Schultag oder musste wegen fehlender Klimaanlagen ganz geschlossen werden. Das Wetterphänomen El Niño hat das Land außerdem mit einer Dürre konfrontiert, die Besorgnis über Wasserknappheit auslöst und zu erheblichen Störungen in der Landwirtschaft führt. Die Dürre ist so extrem, dass die Ruinen einer Stadt, die vor 50 Jahren beim Bau eines Stausees überflutet wurde, wieder aufgetaucht sind, weil sich die Wasservorräte verknappen.

In Thailand starben 38 Menschen an einem Hitzschlag – vor allem Personen, die im Freien arbeiteten, ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen. Eine weitere Folge der Hitze war ein rekordverdächtig hoher Stromverbrauch, da die Menschen in ihren Häusern blieben und Klimaanlagen nutzten, um sich abzukühlen, was die Strominfrastruktur des Landes belastete. Obwohl Klimaanlagen derzeit notwendig sind, um tödliche Hitze zu vermeiden, warnen das UN-Umweltprogramm und andere Klimaexpert*innen, dass angesichts der weltweit steigenden Temperaturen die Abhängigkeit von Klimaanlagen einen Teufelskreis schaffen kann, der die Emissionen erhöht und die Klimakrise weiter verschärft.

Die Hitzewelle in Thailand wurde am Montag, den 6. Mai, durch einen Regenguss unterbrochen, der in Bangkok zu Überschwemmungen führte.

In den meisten Teilen Thailands (58 Provinzen) regnet es heftig, eine Erleichterung nach der Hitzewelle, die seit einigen Wochen anhält.
Viele Teile von Chonburi und die Autobahn Nr. 7 wurden überflutet, während für Bangkok weiterhin Regen vorhergesagt wird, wobei der stärkste Regen … pic.twitter.com/1Y9wh9ZegI

— Thai Enquirer (@ThaiEnquirer) 7. Mai 2024

In Malaysia forderte die Hitzewelle mindestens zwei Todesopfer, darunter ein 19 Monate altes Kind. Mehr als 30 Menschen meldeten schwere gesundheitliche Komplikationen aufgrund der Hitze.

Auch in Kambodscha mussten Schulen geschlossen werden. Am 27. April ereignete sich in Kampong Speu ein ungewöhnlicher Unfall, der zum Teil auf die Hitze zurückgeführt wird: Bei einer Munitionsexplosion in einem regionalen militärischen Kommandozentrum starben 20 Soldat*innen, viele weitere Soldat*innen sowie Zivilist*innen wurden verletzt, der Stützpunkt beschädigt und die Häuser von 25 Anwohnenden zerstört. Am 2. Mai gaben die Behörden eine Erklärung ab, in der es hieß: „Der Vorfall der Munitionsexplosion am 27. April 2024 … war ein technisches Problem. Die Waffen waren alt und defekt und auch das heiße Wetter trug dazu bei.“

Die Hitzewelle hatte außerdem negative wirtschaftliche Auswirkungen auf die gesamte Region. Personen, die im Straßenverkauf von Lebensmitteln und anderen Waren tätig sind, konnten sich während der hohen Temperaturen nicht im Freien aufhalten und hatten deutlich weniger Kundschaft. In Vietnam starben Millionen von Fischen in einem Stausee, da der Wasserstand zu niedrig war und die Temperaturen stiegen, was langfristige Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit in den umliegenden Städten haben könnte.

Das International Panel on Climate Change stellt in einem Bericht aus dem Jahr 2023 fest, dass Südostasien, wenn die Klimakrise unvermindert anhält, erhebliche und langfristige wirtschaftliche Beeinträchtigungen erfahren wird.

Weitere Katastrophen in Sicht

Ein Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) bezeichnet Asien als die „katastrophenanfälligste Region der Welt“ und warnt davor, dass die klimabedingten Gefahren noch zunehmen werden.

Asia remained the world’s most disaster-hit region from weather, climate and water-related hazards in 2023. Floods and storms caused the highest number of reported casualties and economic losses, whilst the impact of heatwaves became more severe.

Asien bleibt auch 2023 die Region, die weltweit am stärksten von wetter-, klima- und wasserbedingten Katastrophen betroffen ist. Überschwemmungen und Stürme verursachten die meisten gemeldeten Todesopfer und wirtschaftlichen Verluste, während die Auswirkungen von Hitzewellen immer gravierender wurden.

Die WMO stellt fest, dass Wasserkatastrophen wie Hurrikans, Sturzfluten und unvorhersehbarer Monsunregen die größte Bedrohung für Südostasien darstellen, während die Hitze von Jahr zu Jahr zu einem größeren Problem wird, da sie Städte lahmlegt und die Infrastruktur belastet.

Ein Bericht der World Weather Attribution, eines internationalen Konsortiums von Wissenschaftler*innen, das die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wettermuster untersucht, kam im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis, dass die Hitzewellen und extremen Regenfälle, die Südostasien in den letzten Jahren heimsuchten, größtenteils auf den Klimawandel zurückzuführen sind und durch den Menschen verursacht wurden.

Zwar erkennen viele Klimawissenschaftler*innen und Interessenvertreter*innen die prekäre Lage Asiens und Ozeaniens in Bezug auf die Klimakrise an. Dies bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass diese Länder bei internationalen Diskussionen einen Platz am Tisch erhalten. Die Gemeinschaften der pazifischen Inseln beklagen sich seit langem darüber, dass sie bei den internationalen Klimagesprächen übersehen und sogar ausgeschlossen werden, obwohl sie zu den am stärksten Betroffenen gehören.

Ebenso sind seit dem Militärputsch in Myanmar im Jahr 2021 keine burmesischen Vertreter*innen mehr offiziell bei internationalen Klimagesprächen wie den jährlichen COP-Gipfeltreffen vertreten. Während die Entscheidung der UNO, die Junta-Kräfte auszuschließen, von burmesischen indigenen Aktivist*innen und Anhänger*innen der Regierung der Nationalen Einheit (NUG) ursprünglich als Sieg gefeiert wurde, hat das Versäumnis, alternative Methoden der Beteiligung bereitzustellen, das Land ausgeschlossen und in seinen Strategien zur Eindämmung des Klimawandels scheitern lassen.

Auch wenn die Temperaturen inzwischen wieder gesunken sind, leiden viele Communitys in Südostasien noch immer unter den Auswirkungen der Hitzewelle und müssen sich für die Zukunft auf weitere einstellen.

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