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Thailändische LGBTQ+-Aktivist*innen und prodemokratische Demonstrierende protestieren gemeinsam für Gleichheit

Kategorien: Ostasien, Thailand, Bürgermedien, Frauen & Gender, Jugend, Meinungsfreiheit, Menschenrechte, Politik, Protest, Rechte der Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transsexuellen (LGBT), Warum protestieren Jugendliche und Studierende in Thailand?, Warum protestieren Jugendliche und Studierende in Thailand?
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Demonstrierende mit riesiger Pride-Flagge laufen zur Silom-Straße. Foto und Bildunterschrift: Prachatai.

Dieser Artikel wurde ursprünglich [1] von Prachatai veröffentlicht, einer unabhängigen thailändischen Online-Zeitung. Global Voices hat den Artikel im Rahmen einer Vereinbarung zur gemeinsamen Nutzung von Inhalten editiert und erneut veröffentlicht.

Bei einer Pride-Parade am 7. November 2020 in Bangkok forderten thailändische Frauen, Mitglieder der LGBTQ+-Community und prodemokratische Demonstrierende die Gleichberechtigung aller marginalisierten Gruppen, den Rücktritt des Premierministers Prayut Chan-o-cha, eine neue Verfassung sowie eine Reform der Monarchie.

Die Demonstration, die von Seri Toey Plus und Women for Freedom and Democracy – beides Gruppen, die sich für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen – organisiert wurde, startete an der Samyan-Kreuzung im Zentrum Bangkoks. Die Demonstrierenden, die große Regenbogenflaggen sowie Plakate mit Forderungen nach der Gleichstellung der Geschlechter, der Ehe für alle [2], dem Recht auf Schwangerschaftsabbruch [3] und der Legalisierung von Sexarbeit bei sich hatten, zogen über die Rama-IV.- zur Silom-Straße, einer zentralen Stelle im Stadtzentrum Bangkoks.

Während der Demonstration führte [5] Women for Freedom and Democracy, begleitet von Trommler*innen der Theatergruppe B-Floor, eine thailändische Version der chilenischen feministischen Hymne „Un violador en tu camino“ (dt.: „Ein Vergewaltiger auf deinem Weg“) auf, um gegen sexualisierte Gewalt, Victim Blaming [6] und Rape Culture [7] zu protestieren.

Die Hymne stammt ursprünglich von dem chilenischen feministischen Kollektiv Las Tesis. Der spanischsprachige Text wurde mittlerweile bei Frauenrechtsprotesten [8] weltweit in vielen Sprachen gesungen, um gegen sexualisierte Gewalt und die patriarchale Machtstruktur zu protestieren, die Frauen unterdrückt.

Die thailändische Version wurde von Women for Freedom and Democracy übersetzt. In dieser heißt es, dass „der Staat, der unsere Stimme ignoriert, der Staat ist, der uns vergewaltigt“. „Die Polizei, das Militär, die Gerichte, das gesamte Land, die Monarchie“ werden als mitschuldig an geschlechtsspezifischer Gewalt genannt.

Die thailändische Version verwendet außerdem Bilder aus dem sanskritischen Epos Ramayana [9], das auch in der thailändischen Kultur populär ist. In der Geschichte zwingt Rama seine Frau Sita, durch Feuer zu gehen, um nach ihrer langen Gefangenschaft durch Ramas Rivalen Ravana ihre Reinheit zu beweisen.

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An der Saladaeng-Kreuzung angekommen, setzten sich die Demonstrierenden und streckten ihre Arme mit dem Drei-Finger-Gruß aus Die Tribute von Panem in die Luft, während aus den Lautsprechern des Lastwagens, der den Demonstrationszug anführte, die Nationalhymne erklang. Foto und Bildunterschrift: Prachatai.

Der Demonstrationszug kam unter der Haltestelle Saladaeng des Bangkoker Skytrains zum Stehen, wo die Demonstrierenden den Lastwagen, der den Demonstrationszug anführte, als Bühne für Tänze und Reden zu verschiedenen sozialen Themen nutzten – etwa die Legalisierung von Sexarbeit, das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche, geschlechtsspezifische Diskriminierung in den MINT-Fächern, sexualisierte Belästigung von Frauenrechtsaktivist*innen [10], die Situation von LGBTQ+ in muslimischen Gemeinschaften, Rechte von ethnischen Gruppen und Migrant*innen sowie die patriarchale Machtstruktur der thailändischen Monarchie. Außerdem gab es eine Aufführung von einer Gruppe Drag Queens.

Die Aktivist*innen prangerten sexualisierte Belästigung an und forderten, dass Frauen und LGBTQ+ auf Protestbühnen repräsentiert werden. Außerdem nannten sie die drei Forderungen der prodemokratischen Bewegung: der Rücktritt Prayuts, eine neue Verfassung und eine Reform der Monarchie.

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Sirisak Chaited, der für die Rechte von LGBTQ+ und Sexarbeiter*innen kämpft, trug während der Demonstration ein Handtuch mit der Aufschrift „Sexarbeit ist kein Verbrechen“, womit er zur Legalisierung von Sexarbeit aufrief. Foto und Bildunterschrift: Prachatai.