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Homosexuell zu sein ist nun legal in Indien

Kategorien: Südasien, Indien, Bürgermedien, Menschenrechte, Recht, Rechte der Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transsexuellen (LGBT)
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Regenbogenspektrum und die Pride-Parade in Bangaluru. Abbildung via Flickr-Account Pee Vee. CC BY-NC-ND 2.0

Inderinnen und Inder waren überwältigt vor Freude nachdem am Donnerstag, den 06. September, das Oberste Gericht Indiens ein 175 Jahre altes Gesetz, welches gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen kriminalisiert, einstimmig für verfassungwidrig erklärt.

Abschnitt 377 des Indischen Strafgesetzbuches [2] ist ein Erbe des Britischen Empire, das um die Mitte des 19. Jahrhunderts in den Kolonien viele Gesetze zur Kriminalisierung von Homosexualität einführte.

In einer historischen Rechtssprechung sagte der Oberste Richter Indiens [3], Dipak Misra:

Majoritarian views and popular views cannot dictate constitutional rights. LGBT community possesses human rights like all other sections of society. Equality is the essence of the constitution. 377 is arbitrary.

Mehrheitliche und weit verbreitete Ansichten dürfen Grundrechte nicht bestimmen. Die LGBTQ+-Gemeinschaft hat Menschenrechte, wie alle anderen Teile der Gesellschaft. Gleichstellung ist der Kern der Verfassung. 377 ist unbegründet.

Im Jahr 2013 erklärte der Oberste Gerichtshof Delhis Abschnitt 377 für verfassungswidrig [4]. Diese Entscheidung wurde kurz darauf jedoch durch das Oberste Gericht gekippt [5].

Die jüngste Entscheidung des Obersten Gerichts bescherte Menschen, homosexuell oder nicht, überall in Indien Freude. In den sozialen Medien wiesen viele darauf hin, dass dieser Sieg das Ergebnis [6] von jahrelangem Aktivismus durch Indiens LGBTQ+-Gemeinschaft ist.

Lehrer und Coach Danish Sheikh schrieb auf Facebook [7]:

For 29 years, I have lived in the shadow of this law, and now, just like that, it’s gone.

29 Jahre lebte ich im Schatten dieses Gesetzes und nun, einfach so, ist es nicht mehr da.

Jayna Kothari, Geschäftsführerin des Center For Law And Policy Research (etwa: Zentrum für Recht und Gesetzesforschung), sagte [8]:

In the words of Justice Indu Malhotra that history owes them and their families an apology for criminalizing them for so many years – today’s decision is a remarkable recognition of the equality and dignity of LGBT persons.

Mit den Worten von Richterin Indu Malhotra, dass die Geschichte ihnen und ihren Familien eine Entschuldigung schuldig ist weil sie so viele Jahre kriminalisiert wurden – die heutige Entscheidung ist eine bemerkenswerte Anerkennung der Gleicherechtigung und Würde von LGBTQ+-Menschen

Anderen Menschen bejubelten die Entscheidung auf Twitter:

Ich bin begeistert, dass Indien endlich das Gesetz aufgehoben hat, welches gleichgeschlechtlichen Sex kriminalisiert; ein Gesetz auferlegt von den Briten während ihrer Kolonialherrschaft. Heute wurde ein fünftel der Weltbevölkerung befreit von diesem homophoben rechtlichen Relikt.

Liebe siegt …. ?❤ stolze Inderin .. Liebe ist ein wunderschönes Gefühl und nun ist die Liebe in Indien frei #Menschlichkeit #377 #jaihind

Die Entscheidung gilt nicht in den Bundesstaaten Jammu und Kashmir [16], da sie ihre eigene Verfassung und ihre eigenes Strafrecht haben, das Ranbir Strafgesetzbuch (Ranbir Penal Code [17]), welches nicht-heterosexuelle sexuelle Handlungen noch immer kriminalisiert. Dr. Ajaz Ahmad Bund, Sozialarbeiter in Kashmir, sagte der Times of India [18]:

The Supreme Court judgment, I am hoping, will now initiate a debate and awareness about what it means to be gay or lesbian or transgender in Kashmir.

Die Entscheidung des Obersten Gerichts wird, so hoffe ich, nun eine Debatte anstoßen und Bewusstsein schaffen dafür, was es bedeutet, ein schwuler oder lesbischer oder Trans-Mensch in Kashmir zu sein.