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Sri Lankas Tierwelt während der COVID-19 Pandemie durch Wilderei gefährdet

Kategorien: Südasien, Sri Lanka, Bürgermedien, Recht, Regierung, Umwelt, Wirtschaft & Handel, COVID-19
Leopard on Brown Trunk Tree. Image by Pixabay via Pexels. CC0. [1]

Leopard auf einem Baum. Foto von Pixabay via Pexels. CC0.

Die Artenvielfalt von Sri Lankas [2] Tierwelt ist bemerkenswert für eine Inselnation, die nur 65.610 km² [3] misst. Obwohl die Tiere für die Tourismusindustrie des Landes äußerst wichtig sind, sind sie seit langem durch Faktoren wie Abholzung, dem Verlust ihres natürlichen Lebensraumes sowie Wilderei bedroht. Im Vergleich zu seinen südasiatischen Nachbarn hat Sri Lanka die Ausbreitung von COVID-19 erfolgreich [4] unter Kontrolle gebracht, gleichzeitig verzeichnet das Land aber einen Anstieg an Wilderei [5], da die Arbeitslosenrate während der Ausgangssperre stieg.

Am 20. März verhängte Sri Lanka eine landesweite Ausgangssperre, die bis zum 29. Juni andauerte [6]. Die Pandemie machte bis zu 500.000 Menschen arbeitslos [7] und die Arbeitslosenrate erreichte ein 10-Jahres-Hoch [8].

Zunächst hatte die Ausgangssperre einen positiven Einfluss [9] auf die Tierwelt in den beliebten Nationalparks Yala, Udawalawe, Minneriya, Kaudulla und Horton Plains, deren Betreiber sich über die übermäßig hohen Besucherzahlen [10] beschwerten. Seit die Anzahl der Besucher*innen jedoch sinkt, sind die Parks zum attraktiven Jagdrevier für Wilderer geworden.

Am 22. April wurde Parkranger Pradeep Bandar während einer Anti-Wilderer Razzia im Gal Oya National Park [11] im östlichen Teil Sri Lankas erschossen [12]. Die Wilderei für Buschfleisch (meistens Wildschweine, Axishirsche (Chitals) und Pferdehirsche (Sambars) [13]) wird durch die Nachfrage einheimischer Tourist*innen angetrieben, die das Fleisch als eine außergewöhnliche Delikatesse betrachten.

Laut Umweltschützerin Nayanaka Ranwella [5] wird geschätzt, dass seit Beginn der Ausgangssperre 600 wilde Tiere pro Tag durch Wilderer erlegt worden sind. Das Department of Wildlife Conservation (etwa: Artenschutzbehörde, kurz: DWC) verhaftete im April diesen Jahres fast 40 Personen, die meisten von ihnen wegen Wilderei.

Hemantha Withanage, Umweltforscher und Gründer des Centre for Environmental Justice (etwa: Zentrum für Umweltschutz und Umweltgerechtigkeit), merkte an [5], dass es sich in den meisten Fällen nicht um organisierte Wilderei handelte, sondern um Menschen, die wildern, um “Essen zu finden” oder Geld zu verdienen, da sie keine andere Möglichkeit haben, für ihren Unterhalt zu sorgen.

Groundviews-Autorin Anya De Saram-Larssen interviewte [14] den Gründer und Präsidenten der Sri Lanka Wildlife Conservation Society (etwa: Gesellschaft für Artenschutz Sri Lanka) Ravi Corea [15] zum Thema Wilderei während der COVID-19 Pandemie:

One of the most insidious impacts of the pandemic on wildlife conservation in Sri Lanka has been the rise in poaching during the lockdown, as well as illegal logging and gem mining. Reports in the local media estimate that around 600 wild birds and animals have been killed each day since the beginning of the lockdown. The lack of food security and loss of employment are among the reasons for the rise in poaching. With no one out there to protect it, wildlife is more vulnerable than ever. Poachers are able to move brazenly within national parks and protected sites; spotted deer and porcupines are among the most poached animals.

Eine der heimtückischsten Auswirkungen der Pandemie auf den Tierartenschutz in Sri Lanka ist der Anstieg der Wilderei sowie das illegale Abholzen von Bäumen und der illegale Abbau von Edelsteinen während des Lockdowns. Lokalen Medienberichten zufolge sind seit des Beginns der Ausgangssperre pro Tag geschätzt 600 wilde Vögel und Tiere getötet worden. Die mangelnde Ernährungssicherheit und der Verlust von Arbeitsplätzen sind zwei der Gründe für den Anstieg der Wilderei. Da es niemanden gibt, der die Wildtiere schützt, sind sie verletzlicher denn je. Wilderer können sich in Nationalparks und Schutzgebieten schamlos bewegen; Axishirsche und Stachelschweine gehören zu den am meisten gewilderten Tieren.

Der Sri-Lanka-Leopard [16] (Panthera pardus kotiya) zählt zu den gefährdeten Tierarten. Im Jahr 2015 gab es noch ungefähr 700 bis 950 Einzeltiere. In den vergangenen Monaten wurden mehrere Leoparden durch Fallstricke getötet [17].

Forscherin Amantha Perera twittert:

Wieder ein brutaler Mord an einem wilden Sri-Lanka Leopard – bereits der 7. dieser Art durch Fallstricke in Sri Lanka Central Hills; mindestens 3 Leoparden gerettet – මන්දකට අසුව තවත් දිවියෙකු මරණයට (grafische Bilder)

Der Politikanalytiker und Aktivist Thilanka Rathnayake macht die Untätigkeit der Regierung für den Tod des Leoparden verantwortlich:

Es ist eindeutig, dass sich die Regierung weder um die Tierwelt, die Umwelt, noch sonst irgendetwas schert. Das Ministerium für Tierschutz und andere wichtige Behörden schlafen. Es sollte strenge und schwere Bestrafungen für diese Taten geben. Ansonsten werden die Leoparden in Sri Lanka in wenigen Jahren ausgestorben sein.

Nach dem öffentlichen Aufschrei stellte [27] Sri Lankas Premierminister Mahinda Rajapaska eine Untersuchungskommission zusammen, um die Wildereivorfälle im späten Juli umgehend zu untersuchen.

Trotzdem scheint sich die Situation in absehbarer Zeit nicht zu ändern. Die DWC verfügt nicht über genügend Mitarbeiter*innen [5], die gegen die illegalen Aktivitäten in geschützten Gebieten [28] ankämpfen könnten. Diese Gebiete machen zusammen 12 % von Sri Lankas gesamter Landfläche aus. Ravindra Attygalla kommentiert [29] auf Facebook:

If there were “Proper and caring” persons in the department (DWC), this would not happen. The people who are responsible to protect the nature and habitat haven't taken proper steps. Very soon we will lose everything that belongs to nature.

Wenn es beim DWC Menschen geben würde, die sich richtig kümmern, dann würde so etwas nicht passieren. Die Menschen, die die Umwelt schützen sollen, haben nicht die richtigen Maßnahmen ergriffen. Sehr bald werden wir alles verloren haben, das uns die Natur zu bieten hat.