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Wie Gemeinden in Bali mit der COVID-19-Pandemie umgehen

Kategorien: Ostasien, Indonesia, Bürgermedien, Gesundheit, Kunst und Kultur, Sprache, Wirtschaft & Handel, COVID-19, Rising Voices
[1]

Eine Marktverkäuferin in Bali. Foto von I Komang Arsa Saguna / BASAbali Wiki. Verwendung mit freundlicher Genehmigung.

Bali, Indonesiens wichtigstes Touristenziel, wird am 31. Juli seine Grenzen für einheimische Besucher*innen öffnen. Man hofft, dass die Öffnung der Insel den Tourismussektor, der von der COVID-19-Pandemie schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde, langsam wieder beleben wird.

Balis Erfahrung [2] mit der Lockerung der Beschränkungen wird maßgeblich sein für die Entscheidung der Behörden, ob Indonesien im September wieder ausländische Tourist*innen begrüßen wird.

Bis zum 30. Juli verzeichnete Indonesien 106.336 COVID-19-Fälle [3] mit 5.058 Toten. Das Corona-Virus ist in allen 34 Provinzen des Landes aktiv. Auf Bali hat sich die Zahl der COVID-19-Fälle seit Anfang Juli verdoppelt. Bis zum 27. Juli wurden in der gesamten Provinz 3.219 Fälle gemeldet.

Die Insel, die weitgehend vom Tourismus abhängig ist, wurde im April plötzlich abgeriegelt [4]. Das hat die lokale Wirtschaft stark betroffen und Tausende von Arbeiter*innen arbeitslos gemacht. Wie hat die Bevölkerung in den vergangenen drei Monaten überlebt?

In einem von BASAbali Wiki organisierten Wikithon wurden die balinesischen Teilnehmenden aufgefordert, die Auswirkungen von COVID-19 in ihren Gemeinden zu beschreiben.

BASAbali Wiki [5] ist eine digitale Plattform zur Förderung der balinesischen Sprache – eine der 707 Sprachen Indonesiens. Basierend auf der Volkszählung von 2011 gibt es in der Provinz Bali, in der etwa vier Millionen Menschen leben, fast zwei Millionen Menschen, die Balinesisch sprechen.

Eine der Initiativen der Plattform ist ein Wikithon [6], der darauf abzielt, dem kulturellen Wörterbuch BASAbali Wiki weitere Wörter und Sätze hinzuzufügen. Das diesjährige Thema befasst sich mit den sozialen Auswirkungen von COVID-19:

Covid-19 mini-wikithons provide a safe space for people to talk in their native Balinese language about their challenges and coping strategies of the pandemic in Balinese communities.

Covid-19-Mini-Wikithons bieten einen sicheren Platz, wo die Menschen in ihrer balinesischen Muttersprache über ihre Herausforderungen und Bewältigungsstrategien der Pandemie in den balinesischen Gemeinden sprechen können.

Es wurden die drei besten Foto- und Essaybeiträge [7] ausgewählt und ins Englische und Indonesische übersetzt.

Das von I Komang Arsa Saguna eingereichte und oben abgebildete Foto wurde als Gewinner des „Just Photo It“-Wettbewerbs ausgezeichnet. Der Beitrag zeigt [1], wie Händler*innen auf lokalen Märkten von der Pandemie betroffen sind. Hier ist ein Auszug aus der übersetzten Bildunterschrift:

In Bali, the COVID-19 outbreak has been plaguing us since March. When the outbreak hit Bali, many economic sectors were affected by the virus, ranging from the upper-middle to lower-middle economy. There is an appeal from the government to avoid this virus by working from home, compound or griya (large residence consisting of multiple courtyards). People who have jobs selling in the market find it difficult to sell.

Traders who sell at the market cannot carry out their work because fewer and fewer people shop at the market. Likewise, traders who sell in the market are afraid of the coronavirus, and this causes many traders not to sell in the market, though there are still some traders who do.

Although many small traders have received basic food assistance from the government, the assistance wasn't enough, which caused small traders to continue to sell, disobeying the government's call to avoid the danger of the coronavirus.

In Bali plagt uns der Ausbruch von COVID-19 seit März. Durch den Ausbruch sind viele Wirtschatszweige von dem Virus betroffen, von der obersten bis zur unteren Mittelklasse. Die Regierung appelliert an die Bevölkerung, dieses Virus zu verhindern, indem man von zu Hause oder von der Griya [ein größeres Anwesen, das aus mehreren Innenhöfen besteht] aus arbeitet. Die Menschen, die auf dem Markt verkaufen, finden den Verkauf deshalb sehr schwierig.

Händler*innen, die auf dem Markt Waren anbieten, haben wenig Erfolg, weil immer weniger Menschen auf dem Markt einkaufen. Ebenso haben Händler*innen, die auf dem Markt verkaufen, Angst vor dem Coronavirus, und dies führt dann dazu, dass viele nicht auf dem Markt verkaufen, auch wenn es immer noch einige gibt, die es trotzdem tun.

Obwohl viele kleine Händler*innen mit der Grundnahrungsmittelhilfe seitens der Regierung unterstützt wurden, reichte das nicht aus, was dazu führte, dass diese Menschen weiterhin auf den Markt gehen und damit dem Aufruf der Regierung, die Gefahr der Coronavirus-Ansteckung zu vermeiden, nicht Folge leisteten.

[8]

Ein älterer Mann trägt bei der Arbeit auf dem Feld eine Maske. Foto von I Wayan Kuntara/BASAbali Wiki. Verwendung mit freundlicher Genehmigung.

Das Foto von I Wayan Kuntara gewann den dritten Preis. Es zeigt [8] die Verletzlichkeit gerade älterer Menschen in ländlichen Gegenden. Hier ist ein Auszug aus der übersetzten Bildunterschrift:

The most susceptible to COVID-19 is usually an elderly person. Such a warning has an impact on the elderly in rural areas where they spend the majority of the day farming in the fields. It feels very tight working in the fields using a mask.

Am anfälligsten für COVID-19 ist in der Regel eine ältere Person. Eine solche Warnung wirkt sich besonders auf ältere Menschen in ländlichen Gebieten aus, da sie den größten Teil des Tages auf den Feldern verbringen. Bei der Arbeit auf dem Feld mit einer Maske fühlt man sich sehr beengt.

In der Kategorie „Just Confide It“ (etwa: einfach anvertrauen) des Wikithons wurden die Teilnehmenden gebeten, Essays darüber zu schreiben, wie sie mit den Auswirkungen der Pandemie fertig werden.

In einem Schreiben aus Yogyakarta dokumentierte  [9]der Universitätsstudent I Kadek Surya Jayadi einige der Szenen auf dem Gemeindemarkt. Hier ist ein übersetzter Auszug aus dem Essay:

It's sad to see pedicab drivers who do not get passengers; I'm sad to see a newspaper deliveryman with no buyers; the kencur rice was also not sold. I can tell a lot more. Unlike most of the trading, herbal medicines sellers selling ginger, turmeric, and sere are suddenly crowded with buyers. Since the world has been hit by a pandemic, all kinds of herbal medicine sellers are busy with buyers. I also went along to buy herbal medicine at the market since there was an outbreak of Covid-19.

Es ist traurig, Fahrer*innen von Fahrradtaxis zu sehen, die keine Fahrgäste bekommen; ich bin traurig, einen Zeitungen austragende Menschen ohne Abnehmer*innen zu sehen; der Kencur-Reis wurde auch nicht verkauft. Ich kann noch viel mehr erzählen. Im Gegensatz zu den meisten Händler*innen sind die Verkäufer*innen von pflanzlichen Arzneimitteln, die Ingwer, Kurkuma und Sere verkaufen, plötzlich von Käufer*innen umgeben. Seit die Welt von der Pandemie heimgesucht wurde, finden alle möglichen Verkäufer*innen von Kräutermedizin viele Kund*innen. Ich war auch dabei, mir solche Arzneimittel auf dem Markt zu kaufen, da es bei uns einen Ausbruch von Covid-19 gab.

[10]

Eine Familie wandte sich der Landwirtschaft zu, um die Pandemie zu überleben. Foto von Made Sinar / BASABali Wiki. Mit Erlaubnis benutzt.

Der beste Eintrag wurde von Made Sinar geschrieben [10], die ein bewegendes Zeugnis über die Entscheidung ihrer Familie gab, sich der Landwirtschaft zuzuwenden, um die Pandemie zu überleben. Hier ist ein übersetzter Auszug aus ihrem Aufstatz:

My husband is also very diligent in working. Corn and sweet potatoes, which we planted every day, are now ready to be harvested. Every day my family eats corn and sweet potatoes. Sometimes we eat yam rice, sometimes steamed, sometimes also fried, which is important to stop the stomach from growling. There are vegetables also so that there is also income. I sell sweet potato chips. I make them. My eldest son is also diligent in helping, and my husband is in charge of taking him to the stalls. God still gives grace, even though we only sell sweet potato chips, and sometimes corn and vegetables, my family never goes hungry.

Mein Mann ist auch sehr fleißig bei der Arbeit. Mais und Süßkartoffeln, die wir jeden Tag gepflanzt haben, sind jetzt erntereif. Meine Familie isst jeden Tag Mais und Süßkartoffeln. Manchmal essen wir Yam-Reis, manchmal gedünstet, manchmal auch gebraten; was wichtig ist, damit der Magen nicht knurrt. Es gibt auch Gemüse, damit es auch ein Einkommen gibt. Ich verkaufe Süßkartoffelchips. Ich mache sie selbst. Mein ältester Sohn hilft auch fleißig mit, und mein Mann ist dafür zuständig, ihn zum Stand auf dem Markt zu bringen. Gott ist uns gnädig, auch wenn wir nur Süßkartoffelchips und manchmal Mais und Gemüse verkaufen können, aber meine Familie hungert nie.