Was die Kinder vom Stadtrand São Paulos von den neuen Regierenden in Brasilien wollen

Kinder weisen auf Verbesserungen von öffentlichen Orten und die Angst vor Gewalt hin | Foto: Di Campana, Foto Coletivo / Verwendung mit Genehmigung

Dieser Bericht, verfasst von Lucas Veloso, wurde ursprünglich auf der Webseite von Agência Mural veröffentlicht. Er erscheint hier im Rahmen einer Partnerschaft zum Austausch von Inhalten. 

Die öffentlichen Toiletten des Platzes im Stadtviertel säubern, die Schule vergrößern, damit mehr Schüler lernen können, Verbot von Tieren auf der Straße, mit den Vergewaltigungen aufhören und sicherstellen, dass Eltern ihre Kinder nicht mehr schlagen.

Das sind einige Vorschläge von Kindern aus den östlichen Bezirken von São Paulo, die von Agência Mural darüber befragt wurden, was sich mit den Wahlen 2018 ändern sollte. Am 7. Oktober fand die erste Runde der Präsidentschaftswahlen in Brasilien statt. Die beiden Kandidaten Jair Bolsonaro von der PSL und Fernando Haddad von der PT sollen am 28. Oktober in der zweiten Runde gegeneinander antreten.

Obgleich in Brasilien die Stimmabgabe bei Wahlen ab 16 Jahren erlaubt ist, so hat die durch den Präsidentschaftskandidaten und den Gouverneuren dargestellte öffentliche Politik direkte Auswirkungen auf die Zukunft vieler jüngerer Kinder.

Die Ahnung dieser Auswirkungen spüren die Kleinen, die den Mangel an Bildung und Nahrung sowie die Gewalt als Hauptprobleme anprangern. Emilly Candida Ferrarez, 8 Jahre, Einwohnerin in São Mateus, einem der Stadtteile von São Paulo:

A política são as pessoas que cuidam do país.

Politik sind die Menschen, die sich um das Land kümmern.

Davi de Almeida, 5 Jahre, schmiedet bereits Pläne, falls er eines Tages Parlamentarier werde. Er sagt, er sehe, dass die Politiker sich keine Gedanken um die Kinder machen würden:

Eu ia mudar o parque, a praça, a quadra, a escola, mudaria os livros pra fazer atividade.

Ich würde den Park, den Platz, die Schule, ich würde die Bücher ändern, um Aktivität hineinzubringen.

Obwohl sie sagt, dass sie nicht erklären könne, was Politik sei, denkt Aiyra de Almeida (9 Jahre), dass die Politiker den Dreck von den Plätzen entfernen sollten, abgesehen von anderen Dingen, zugunsten von Kindern, die nicht im System des öffentlichen Bildungswesens sind.

Devia mudar a escola, deixar maior para mais alunos entrarem. Dar casa para as crianças que moram nas ruas e dar comida para elas também.

Die Schule müsste geändert werden, sie müsste grösser sein, damit mehr Schüler in die Schule gehen. Sie sollte ein Obdach für die Kinder sein, die auf der Straße leben und ihnen auch zu Essen geben.

Agência Mural hörte Kindern im Osten von São Paulo zu. Foto: DiCampana Foto Coletivo / mit Genehmigung verwendet

Manuela Caravante, 6, Schülerin der 1. Klasse einer Grundschule, glaubt dass Brasilien

deveria mudar a maldade e também que as pessoas não sejam obrigadas a abandonar cachorro na rua.

die Boshaftigkeit ändern müsste und auch, dass die Leute nicht mehr ihre Hunde auf die Strasse aussetzen müssen.

Für Kemely Raquel, 9, Einwohnerin von São Mateus, sind es die Politik und “das Jemanden wählen”, was im Land geändert werden müsste. Es sind “die Leute, die schänden und stehlen”.

Mit seinen 10 Jahren sieht João Prado die Politik als Weg, um Brasilien zu verbessern.

Acho que deveria mudar o estupro e também ajudar as crianças doentes e trazer as que estão na rua para dar comida”, acrescentou.

Ich glaube, dass was sich verändern müsste, die Vergewaltigungen sind und es müsste kranken Kindern geholfen werden und denen auf der Strasse müsste man zu Essen geben.

Die Sorge um die Bildung, scheint für die Mädchen Priorität zu haben. Währenddessen meint Davi, dass es, abgesehen von den Schulbüchern, viele verschiedene Dinge gäbe, die geändert werden müssen, wie z. B. der Schulhof, wo er lernt, der Platz vor dem Gebäude. Gabriel Selefonte Silva, 9, schätzt, dass Politiker sich um Kinder sorgen und aus diesem Grund müssten sie die “Pulte [der Schulen], die mit Bleistiften geritzt sind, auswechseln und neue Hefte besorgen”.

Die Kinder und die Kandidaten 

In seinem Regierungsplan führt Haddad 18 Vorschläge auf, die sich auf Kinder beziehen. Eines der Themen führt Prioritäten in der frühen Kindheit auf, welche den Zeitraum von 0 bis 6 Jahren umfasst, wie z. B. den Ausbau von Kindergartenplätzen, die Verringerung der Kindersterblichkeit und die Durchführung des ECA (Kinder – und Jugendlichenverordnung) mit Bekämpfungsmaßnahmen gegen Kinderarbeit.

Schutz und Erweiterung des Netzes zum Schutz von Minderjährigen sind andere vorgestellte Vorschläge. Der Vorschlag besagt:

Serão aperfeiçoadas as redes de atendimento e proteção, qualificando e equipando os Conselhos Tutelares e integrando toda a rede de garantia de direitos desde o nascimento.

Die Service- und Schutznetze werden verbessert, die Vormundschaftsbehörde qualifiziert und ausgestattet und das gesamte Netz der Rechtsgarantien von Geburt an integriert.

Der Text besagt auch, dass es, im Einklang mit der Gesellschaft, Anpassungen im nationalen Lehrplan sowie der digitalen Integration und Erweiterung der kompletten Bildung geben wird.

A meta é garantir que todas as crianças, adolescentes e jovens de 4 a 17 anos estejam na escola e que aprendam. Outra meta é assegurar que todas as crianças apresentem as habilidades básicas de leitura, escrita e matemática, assim como os conhecimentos necessários no campo das ciências naturais e ciências humanas até os 8 anos ou até o final do 2º ano do Ensino Fundamental.

Ziel ist es, dass alle Kinder und Jugendlichen im Alter von 4 bis 17 Jahren die Schule besuchen und lernen. Ein weiteres Ziel ist es, dass alle Kinder bis zum Alter von 8 Jahren oder bis zum Ende des zweiten Grundschuljahres über grundlegende Lese-, Schreib- und Mathematikkenntnisse sowie über die notwendigen natur- und geisteswissenschaftlichen Kenntnisse verfügen.

Schon in den von Bolsonaro vermerkten Vorschlägen gibt es 5 Erwähnungen der Kinder. Die erste behandelt den Kampf gegen Vergewaltigung von Frauen und Kindern. Er sagt auch, dass es bei einer etwaigen Regierungsbildung Veränderung beim “Inhalt und der Methode” geben wird und argumentiert, dass es eine ideologische Indoktrination in den Schulen gebe. Das Programm des Kandidaten sagt:

Será possível detectar e corrigir dificuldades no processo de formação de nossas crianças e jovens. Com isso, acreditamos que todos os indicadores irão melhorar.

Es wird möglich sein, Schwierigkeiten im Ausbildungsprozess der Kinder und Jugendlichen herauszufinden und zu korrigieren. Deshalb glauben wir, dass sich alle Indikatoren verbessern werden.

Bolsonaro wird von einer Gruppe namens Schule ohne Partei (Escola sem Partido) unterstützt, die die Diskussion über politische Themen im Klassenzimmer hinterfragt und Lehrer der Indoktrination mit linksgerichteten Vorurteilen beschuldigt

Ein weiteres Thema, das von Bolsonaro angesprochen wird, ist das sogenannte Gay Kit. Der Kandidat behauptet, dass Lehrmaterialien mit sexuellem Inhalt in der Zeit verwendet wurden, in der Haddad Bildungsminister war. Die Wahlbehörde hat jedoch bereits die Entfernung von Inhalten zum Thema festgelegt, mit folgender Entscheidung:

A notícia é sabidamente inverídica, uma vez que o livro jamais chegou a ser adotado pelo Ministério da Educação (MEC).

Die Nachricht ist bekanntlich unwahr, da das Buch nie vom Bildungsministerium (MEC) übernommen wurde.

Das Programm des ehemaligen Militärhauptmannes besagt noch, dass sich die Staatsregierung von Beginn an auf die Grundschule konzentrieren müsse, anstatt sich auf die Hochschulbildung zu fokussieren:

Precisamos inverter a pirâmide: o maior esforço tem que ocorrer cedo, com a educação infantil, fundamental e média. Quanto antes nossas crianças aprenderem a gostar de estudar, maior será seu sucesso

Wir müssen die Pyramide umkehren: Die größten Anstrengungen müssen früh unternommen werden, mit einer frühen, grundlegenden und mittleren Schulbildung. Je früher unsere Kinder lernen, Spaß am Lernen zu haben, desto erfolgreicher werden sie sein.

Bolsonaro befürwortete auch die Militarisierung der öffentlichen Bildung, noch bevor er sich offiziell als Kandidat präsentierte. Obwohl er sagt, dass der Vorschlag dazu beitragen würde, die “Einkommensungleichheit” in gefährdeten Gemeinschaften zu verringern, widerspricht die Realität dem Diskurs. Wie der Bericht der Zeitschrift Nova Escola uns in Erinnerung ruft:

Rosária Boldarine é doutora em Educação pela Universidade Estadual Paulista (Unesp) e ressalta que é necessário melhorar as condições de vida de uma população como um todo para enfrentar a violência de maneira sistemática. “Não adianta colocar a criança numa escola militarizada se quando ela volta para casa não há nada para ela”, afirma. Para a pesquisadora, uma escola também reflete o seu entorno e não é um local isolado da sociedade. “Se o entorno for de péssimas condições, a escola não será milagrosa”, afirma.

Rosária Boldarine ist promovierte Pädagogin der Universität Estadual Paulista (Unesp) und weist darauf hin, dass es notwendig ist, die Lebensbedingungen einer Gesamtbevölkerung zu verbessern, um der Gewalt systematisch zu begegnen. “Es ergibt keinen Sinn, Kinder in eine militarisierte Schule zu schicken, wenn es bei ihrer Rückkehr nach Hause nichts für sie gibt”, sagt sie. Nach Ansicht der Forscherin spiegelt eine Schule auch ihre Umgebung wider und ist kein isolierter Ort der Gesellschaft. “Wenn die Umgebung in einem schrecklichen Zustand ist, wird die Schule kein Wunder vollbringen”, sagt sie.

Die interviewte Lehrerin macht noch einen Appell:

Soluções simplistas para questões profundas levam a resultados muito ruins

Einfache Lösungen für sehr schwierige Probleme führen zu sehr schlechten Ergebnissen.

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