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Ganzjährige Twitter-Kampagne wird zum Sprachrohr für 50 Internetaktivisten für indigene Sprachen

Kategorien: Lateinamerika, Bürgermedien, Indigene, Internetaktivismus, Sprache, Rising Voices

Grafik-Mash-up zusammengestellt von Eddie Avila: Vogelsymbol von Sara Novovitch (ESP) via The Noun Project, Voluta-Schnecke von Jer Clarke und Wortwolke von Word It Out.

Internetaktivisten für indigene Sprachen aus ganz Lateinamerika bespielen seit dem 14. Januar im Rotationsverfahren den Twitter-Account @ActLenguas [1] („Sprachaktivismus“). Diese Social-Media-Kampagne, die von Rising Voices [2] gestartet wurde, findet im Rahmen des Internationalen Jahres der Indigenen Sprachen 2019 [3] statt und soll den unterschiedlichen Stimmen der Region Raum geben, ihre Erfahrungen mit der Wiederbelebung ihrer Sprachen zu teilen.

Über 50 Wochen wechseln sich die 50 verschiedenen Aktivisten ab [4] und teilen ihre Ansichten darüber, was ihre Sprachen für sie selbst und ihre Communities bedeuten. Alle teilnehmenden Aktivisten arbeiten daran, die Anwendung ihrer Sprachen in neuen Bereichen wie dem Internet zu fördern, was viele Chancen und Herausforderungen bereithält. Ihr Aktivismus hat aber auch offline eine Bedeutung, die im Zusammenhang mit prägenden historischen und aktuellen Kontexten steht, die die Widerstandskraft indigener Sprachen beeinflussen.

Seit fünf Jahren unterstützt Rising Voices (RV) den digitalen Aktivismus, indem es Versammlungen [5] und Workshops mitorganisiert und Projekten der Region kleine finanzielle Zuschüsse, sogenannte Microgrants [6], und andere Unterstützung bietet. RV rückt zwar innovative digitale Initiativen bereits auf seiner interaktiven Karte [7] in den Fokus, doch die Twitter-Kampagne erscheint den Organisatoren besonders wichtig, weil die Aktivisten dabei die Follower des Accounts direkt ansprechen können.

Der Aufruf zur Teilnahme wurde äußerst positiv aufgenommen, sodass bereits Anfang des Jahres die Teilnehmerliste bis in den Mai hinein gefüllt war. Rising Voices vergab die Plätze zunächst an Aktivisten, die an einem der regionalen Treffen, einem der Förderprogramme für Microgrants oder anderen RV-Aktivitäten teilgenommen hatten.

Die Teilnehmer

Die erste Gastgeberin im Januar war Yásnaya Elena Aguilar Gil [8], eine Mixe aus dem mexikanischen Bundesstaat Oaxaca. Ihr Profil [9] auf der RV-Webseite enthält weitere Informationen über sie. Yásnaya und ihre Kollegin Tajëëw Díaz-Robles [10], die später im Jahr den Twitter-Account übernehmen wird, gehören zu den Pionieren der Strategie, „digitalen Aktivismus“ zur Förderung von Sprachen und Gewinnung von neuen Sprechern zu nutzen. Zwar werden die Technologie und das Internet nicht wie von Zauberhand bedrohte Sprachen retten, sie können aber eine wichtige Rolle innerhalb einer größeren Strategie zur Sprachrevitalisierung spielen.

Im Oktober 2014, als die beiden Frauen in der Bibliothek Juan de Córdova [11] in Oaxaca arbeiteten, veranstalteten sie mit Rising Voices das allererste nationale Treffen von Internetaktivisten für indigene Sprachen [12], bei dem mehr als 30 Leute aus ganz Mexiko für drei Tage zum Austausch und zur gegenseitigen Weiterbildung zusammenkamen. Aus diesem Treffen ging ein lokales Netzwerk zur gegenseitigen Unterstützung und Anregung hervor. Viele der Teilnehmer dieser ersten Veranstaltung sind auch bei der Social-Media-Kampagne von @ActLenguas vertreten.

Nach dem Treffen bildeten sich nationale Netzwerke auch in Bolivien [13], Peru [14] und Kolumbien [15] sowie regionale Projekte, die sich auf eine oder einige wenige Sprachen in bestimmten Gebieten konzentrieren. Aktivisten aus diesen Projekten sind ebenfalls zahlreich in der Jahreskampagne vertreten.

Ihre persönlichen Geschichten, harte Arbeit und Hingabe sind das Herzstück dieser Netzwerke. Gerne teilen die Aktivisten ihre Geschichten mit denjenigen, die mitunter sehr wenig über indigene Sprachen in Lateinamerika wissen, sowie mit anderen indigenen Gemeinschaften und Aktivisten, die in diesen Schilderungen ihre eigenen Erfahrungen wiedererkennen, so aber auch die besonderen Gegebenheiten in anderen Teilen Lateinamerikas kennenlernen können.

Zu den Teilnehmern, die den Account übernehmen werden, gehören:

Das sind nur einige Beispiele der Menschen, die im Mittelpunkt dieser Kampagne stehen – einer Kampagne, die Geschichten über wegweisende Arbeit mit Sprachen in Lateinamerika teilen möchte. Auf der Kampagnen-Webseite [23] können Besucher den aktuellen Wochenplan einsehen und die neuesten Kurzprofile aller Teilnehmer finden.

Dieses Social-Media-Projekt wurde inspiriert von Initiativen wie @IndigenousX [24] in Australien, dessen Gründer Luke Pearson bei der Planung wichtige Ratschläge gab. Auch der Instagram-Account [25] von Global Voices wird derzeit von wechselnden Community-Mitgliedern bespielt und bietet einen wunderbaren Einblick in die vielseitige Gemeinschaft von Global Voices und ihre Wirkungsorte.

Die Tweets sind hauptsächlich auf Spanisch und rücken indigene Sprachen in den Fokus. Um die Geschichten allerdings noch weitreichender zu verbreiten, sucht das RV-Team nach Wegen, Schlüsselbotschaften auszuwählen und zu übersetzen. Jeder kann die Kampagne unterstützen, indem er im Jahr 2019 dem Account @ActLenguas folgt und besonders inspirierende oder interessante Nachrichten retweetet. Die Gastgeber freuen sich sehr über Feedback und werden Anfragen im Rahmen des Möglichen gerne beantworten.