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Lokaler russischer Radiosender sagt nach Drohungen Interview mit LGBT-Aktivisten ab

Kategorien: Ost- und Zentraleuropa, Russland, Bürgermedien, Censorship, Medien & Journalismus, Menschenrechte, Protest, Rechte der Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transsexuellen (LGBT), RuNet Echo

Aktivisten in Madrid protestieren gegen LGBT-Rechtsverletzungen in Russland // gaelx, unter CC BY-SA 2.0

Echo Moskau in Jaroslawl, eine lokale Rundfunkanstalt, die zu Echo Moskau [1] gehört, dem ältesten unabhängigen Funknetzwerk in Russland, sagte ein Interview mit LGBT-Aktivisten ab, nachdem dort homophobe Drohungen eingegangen waren. Dies schrieb [2] die Redakteurin des Senders, Lyudmila Shabuyeva, in einem Facebook-Post.

Вчера поступили угрозы в адрес наших сегодняшних гостей и нас, если мы проведем эфир на тему ЛГБТ.

Я отменяю эфир.

Gestern erhielten wir Drohungen gegen unsere Gäste und uns selbst, sofern wir mit unserer Talkshow über LGBT fortfahren sollten. Ich sage die Show ab.

Laut [3] der unabhängigen Zeitung Nowaja Gaseta sollte die Sendung mit den LGBT-Aktivisten aus Jaroslawl planmäßig am frühen Mittwochmorgen des 23. Januars ausgestrahlt werden. Dieselben Aktivisten hatten vor Kurzem auf dem Hauptplatz der Stadt gewacht, um gegen die Verfolgung homosexueller Menschen in Russland zu protestieren, insbesondere in der Republik Tschetschenien. Der Sender lud sie ein, in einem Interview mit ihnen über den Protest zu sprechen und über ihre Erfahrungen damit, im provinziellen Russland offen homosexuell zu sein. 

Shabuyevas erste Ankündigung der Show zog eine Flut an homophoben Beleidigungen nach sich, darunter einige von lokalen Beamten, was sie aber nicht abschreckte. Das berichtete sie der Nowaja Gaseta. Doch, so Shabuyeva, spät in der Nacht vor der Show rief ein Fremder sie auf ihrem Telefon von einer unbekannten Nummer aus an und sagte ihr, dass ihre Gäste draußen vor dem Studio mit Baseballschlägern begrüßt werden würden, sollte sie mit dem geplanten Programm fortfahren. Auch sie selbst könnte sich Schwierigkeiten gegenübersehen, drohte der anonyme Anrufer. Da sie um die Sicherheit ihrer Gäste fürchtete, sagte Shabuyeva die Sendung ab und ersetzte sie durch ein anderes Programm.

Die Mahnwache auf Jaroslawls Hauptplatz war Teil einer nationalen Kampagne #saveLGBTinRussia (auf Deutsch, #rettetLGBTinRussland), die das Bewusstsein über die brutale Verfolgung homosexueller Menschen in der Republik Tschetschenien stärken sollte. Ähnliche Mahnwachen und Demos wurden in anderen russischen Städten abgehalten. 

Die „Mutter-Heimat“ ruft [8] ihre Kinder (die Bürger) dazu auf, gegen Xenophobie und Unterdrückung im modernen Russland vorzugehen. Lasst ihren Ruf euch aufwecken!

[Auf dem Schild heißt es: RUSSLANDS JUSTIZMINISTERIUM KONNTE KEINE HOMOSEXUELLEN IN TSCHETSCHENIEN FINDEN. SIE SIND ABER DA: IN GEFÄNGNISSEN UND IN GRÄBERN. #SAVELGBTINRUSSIA HOMOPHOBIE = FASCHISMUS]

Im April 2017 berichtete die Nowaja Gaseta, dass die Behörden in Tschetschenien – einer unruhigen muslimischen Republik im Süden Russlands, die von einem ehemaligen lokalen Machthaber, Ramsan Kadyrow, geleitet wird – eine brutale Kampagne [9] der Unterdrückung gegen die LGBT-Bevölkerung führte. Jüngste Berichte [10] besagen, dass die „Säuberungsaktion“ sich verschärft hat, mit mindestens zwei Todesopfern und Dutzenden, die sich illegal in Haft befinden.