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Hoffnungsvolle Beispiele dafür, dass 2016 auch gute und wundervolle Dinge brachte

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A collage of photos from Global Voices coverage in 2016. Created by L. Finch.

Fotocollage mit Bildern aus der Berichterstattung 2016 von Global Voices. Erstellt von L. Finch.

Die Überzeugung, dass 2016 ein besonders grauenhaftes Jahr war, ist weit verbreitet. So weit sogar, dass es zahlreiche [1] beliebte Memes [2] zu dem Thema gibt. Möglicherweise ist da auch etwas dran. Das Jahr war geprägt von Krieg [3], Gewalt [4], Tot [5], Verfolgung [5], Xenophobie [6]und Zensur [7]- in unseren Köpfen sowie in den Medien. Frei nach dem Motto ‘je mehr Verzweiflung und Gewalt, desto höher die Einschaltquote’.

Schaut man aber genauer hin [8], so ist zu erkennen, dass uns 2016 auch viele Momente der Freundschaft, Kreativität, des Humors und der Stärke bescherte.

Global Voices’ virtueller, von der Community angetriebener Newsroom arbeitete dieses Jahr hart, um mithilfe von Geschichten, die die Narrative von Macht und Privileg in Frage stellen, ein grenzenüberschreitendes und Sprachbarrieren überwindendes Verständnis zu schaffen. Oft handelten unsere Berichte von Güte im Angesicht von Grausamkeit, von Liebe im Angesicht von Hass und Widerstandskraft im Angesicht von Not.

Bevor wir uns vom Jahr 2016 verabschieden, wollen wir einen Blick auf diese 41 mutmachenden Geschichten werfen. Das Jahr war hart, aber nicht hoffnungslos.

1. Ein witziges Meme resultiert in einer Hilfskampagne für Kinder in Ghana

Ein Instagram-Bild eines kleinen Jungen namens Jake, der in seiner Schule in Ghana konzentriert ein Bild malt, diente als Inspiration für dutzende Memes. Der Mann hinter dem Schnappschuss, Solomon Adufah, richtete die Aufmerksamkeit daraufhin auf eine Crowdfunding-Kampagne [9] für die finanzielle Unterstützung der Ausbildung Jakes und anderer Kinder, welche mehr als 11.000 € einbrachte.

2. Eine Sängerin aus Krigisistan nimmt traditionell von Männern gesungenes Gedicht auf

Die kirgisische Künstlerin Gulzada Ryskulova nahm ihre eindrucksvolle Interpretation [10] des Manas Epos, oder Manaschi, auf, welche Hüter der mündlich überlieferten Folklore sind. Außerdem sind sie in den meisten Fällen Männer. Ryskulovas Version bringt einen Blick mit sich und mahnt zur Erhaltung der Natur und des nomadischen Erbes des Landes.

3. ‘Mauern der Güte’ und ‘Mauern der Empathie’ fördern Einigkeit und Liebe

“Mauern der Güte” [11] (Deewar-e-Meherbani) begann ursprünglich als Outdoor Wohltätigkeitsprojekt für Irans Obdachlose. An den Mauern hingen Haken mit Kleidung und kleine Zettel auf denen die Nachricht “Nehme dir eins, wenn du es brauchst. Gebe eines, wenn du es nicht brauchst”. Die Idee breitet sich weiter nach China und Pakistan aus. In den USA waren in der Zwischenzeit und nach einem besonders polarisierenden Wahlkampfs an gemeinschaftlichen ‘Mauern der Empathie’ [12] in San Franciscos U-Bahn Stationen Nachrichten der Liebe und Einigkeit zu finden.

Photo by Somali Faces (Donia and Mohammed). Used with permission.

Foto von Somali Faces. Verwendung genehmigt.

4. ‘Gesichter Somalias’ fordert Vorurteile heraus mit persönlichen Geschichten, die Hoffnung machen

Ein neues Online-Projekt teilt Geschichten gewöhnlicher Einwohner Somalias [13], um internationen Vorurteilen ihnen gegenüber entgegenzutreten und Somaliern Mut zu machen, sich vom System der Clanzugehörigkeit loszusagen. Leser erfahren mehr über “Die Aktivistin”, die davon erzählt, wie sie als Kind ihre Beine verlor und nun Verfechterin für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ist. Sie sagt: “Wenn du ein Ziel vor Augen hast, gibt es viele Wege, dieses Ziel zu erreichen”.

5. Imame und Priester treten sich in Dänemark in einem Fußballspiel freunschaftlich gegenüber

Im Juni forderten eine Gruppe Priester und Imame einander auf dem Boltzplatz heraus [14], um Medienberichte über eine kulturelle und religiöse Feindschaft innerhalb des Landes zu widerlegen. Mitgründer der Initiative Nora Omari erklärte: “Wir müssen Zeichen setzen, die zeigen, dass wir als Menschen in der Lage sind, friedlich zusammenzuleben”.

6. Eine riesige virtuelle Bibliothek wird Kroaten kostenfrei zur Verfügung gestellt

Für die Dauer des gesamten Dezembers wurde Kroation dank einer App [15] zu einem Ort, an dem alle Anwohner, die besagte App installieren, Zugriff auf eine E-Book-Bilbiothek mit mehr als 100.000 Titeln haben. Der Monat wurde gesponsort vom Portal No Shelf Required, welches eine Erfindung von Mirela Rončević ist, welche als kroatische Einwanderin in den USA lebt und die davon überzeugt ist, dass der Zugang zu Wissen und Bildung ein grundlegendes Menschenrecht darstellt.

7. Freiwillige Katastrophenhilfe fördert taiwanesisch-thailändische Freundschaft

Mehr japanische als taiwanesische freiwillige Helfer [16] waren nach dem Erdbeben in Tainan in der taiwanesischen presbyterischen Kirche zu sehen, bei dem mehr als 100 Menschen ums Leben kamen und zahlreiche Gebäude einstürzten. Die japanischen Helfer sagten, sie fühlten sich verpflichtet zu helfen, da Taiwan von allen Ländern weltweit am meisten Geld gespendet hatte, nachdem Japan am 11. März 2011 von einem katastrophalen Erdbeben erschüttert wurde.

Fidencio Sanchez, 89, pushes his popsicle pushcart through Chicago's Little Village neighborhood. He recently attempted to retire but had to return to work to make ends meet after the death of his daughter. (Photo: Joel Cervantes Macias / GoFundMe)

Fidencio Sanchez. Foto von Joel Cervantes Macias / GoFundMe

8. Die inspirierende Geschichte des mexikanischen Immigranten Fidencio Sanchez, die das Internet eroberte

Mehr als 324.000 € [17] wurden in einer Crowdfunding-Kampagne gespendet, die dem 89-jährigen Mexikaner Fidencio Sanchez gewidmet ist. Sanchez, der als Straßenverkäufer in Chicago Eis verkauft, hatte kurz zuvor seine Tochter verloren. Ihre zwei Kindern sind nun in seiner Obhut. Das Geld soll dem hart arbeitenden Mann seinen wohlverdienten Ruhestand ermöglichen.

9. Fatoumata Diaby: ein Symbol von Malis Widerstandsfähigkeit

Fatoumata Diaby stellt sich gegen Geschlechterollen in Mali [18] und hilft gleichzeitig dem von Konflikt geplagten Land beim Wiederaufbau seiner Wirschaft. Die 35-jährige Krankenschwester, Restaurantbesitzerin, Ehefrau und Mutter von drei Kindern fährt außerdem auch ein Motortaxi – was traditionell Männern vorbehalten ist:

[…] the time to consider oneself superior or inferior regarding a job is over. It is okay just to love what you do and fight for it because success comes as a result of effort.

[…] die Zeit, in der wir uns bezüglich einer Arbeit als über- oder unterlegen ansehen, ist vorbei. Es ist in Ordnung, zu lieben was du tust und dafür zu kämpfen. Erfolg ist das Ergebnis von Einsatz.

10. Nachbarschaftsliebe als Lichtblick in der Dunkelheit des Stromausfalls in Puerto Rico

Eine weitreichender Stromausfall zwang im September beinah die komplette Grundversorgung des Archipels für drei Tage in die Knie. Jedoch gab es Berichten zufolge weder Plünderungen noch Gewaltausbrüche während des Stromausfalls. Diejenigen, die Zugang zu Strom hatten, teilten diesen mit Freunden, Nachbarn und selbst Fremden [19].

11. Eine Online-Community für Zeichnungen und Kritzeleien inspiriert Ost- und Zentraleuropa

Jeden Montag besuchen aus dem ehemaligen Jugoslawien stammende Liebhaber von Kritzeleien den Twitter-Account @crtkamo [20], was soviel bedeutet wie “wir kritzeln” und aus den eng miteinander verwandten Sprachen Serbisch, Bosnisch und Kroatisch stammt. Jeden Montag wird dort nämlich ein Prompt bzw. eine Aufgabenstellung für eine neue Kritzelei geteilt. Die Themen reichen hierbei von Traumhaus zu Professor Snape aus der Harry Potter Reihe. “Es ist kein Wettbewerb,” so die oberste Regel des Spiels.

12. Junge, taube Unternehmer brauen in Jamaica Kaffee mit einem bestimmten Zweck

Das in der Hauptstadt Kingston angesiedelte Kaffee-Catering-Unternehmen ‘Deaf Can! Coffee’ beschäftigt Angestellte, die vom Caribbean Christian Centre for the Deaf (Karibisch-christliches Zentrum für Taube) stammen. “Uns wird immer gesagt: Du kannst das nicht”, so einer der Schüler, Fabian Jackson, gegenüber Global Voices [21]. “Wir wollen aber nicht, dass andere uns in diesem negativen Licht sehen. Wir wollen es der Welt zeigen und ihr sagen: Wir können alles tun!'”

Honoré Kahi, a professor at Alassane Ouattara University in Bouaké, has become a social media celebrity after strapping the baby of one of his students to his back so that the mother could continue to focus on the class. Source: Site De Rencontre Des Etudiants De L'afrique

Honoré Kahi, ein Professor der Alassane Ouattara Universität in Bouaké. Quelle: Site De Rencontre Des Etudiants De L'afrique

13. Professor aus Côte d'Ivoire erwärmt Herzen

Honoré Kahi erlangte in Côte d'Ivoire Berühmheit in den sozialen Netzwerken [22], nachdem ein Foto auf Facebook gepostet wurde, auf der Kahi zu sehen ist, wie er während einer Unterrichtstunde ein Baby einer Studentin im Wickelgurt auf dem Rücken trägt. Das Kind hörte nicht auf zu weinen, also bot er der jungen Frau seine Hilfe an, denn “die Vorlesung ist besonders wichtig für sie und ihre Zukunft… sie brauchte ihre gesamte Aufmerksamkeit dafür.”

14. Australier heißen syrische Flüchtlinge mit offenen Armen und Schmetterlingen willkommen

Anwohner Melbournes schmückten den Vorort, in dem sie wohnen, mit selbstgebastelten Schmetterlingen [23], um eine Gruppe mit 120 Flüchtlingen willkommen zu heißen, die in einer alten ungenutzten Pflegeeinrichtung untergebracht wurden. Die Aktion sollte als positives Gegenbeispiel gegen Flüchtlingshass dienen und zeigen, dass “selbst die kleinste Geste weitreichende Auswirkungen” haben kann.

15. Wie es die Mannequin Challenge in Bahrain mit Vorurteilen auf sich nimmt

Omar Farooq, ein Filmemacher und Aktivist aus Bahrain, enthüllte gängige Vorurteile [24] mit seiner ganz individuellen Auslegung der Mannequin Challenge. In seiner Version verurteilen die Darsteller einander aufgrund ihres Aussehens, ihrer Religion, ihres Alters und anderer Aspekte.

16. Die Liebe für das Salsa Tanzen verbindet Lateinamerika und Ägypten

Das Salsa-Fieber [25] hat Kairo nun seit mehreren Jahren fest im Griff. All diejenigen, die den Tanz erlernen wollen, müssten einigen Hürden überwinden. Tanzen wird in strikten religiösen Kreisen als Tabu angesehen. Frauen, die sich verschleiern und Salsa tanzen sagen, dass Beobachter davon ausgehen, sie seien konservativ – und sehen sie deshalb als unanständig an. Männer hingegen müssen die Auffassung hinter sich lassen, Tanzen sei verweichlicht.

Renuka Shrestha never stops dreaming. Photo by Arjun Shah. Used with permission.

Renuka Shrestha hört nie auf, zu träumen. Foto von Arjun Shah. Verwendung genehmigt.

17. Ein nepalesischer Fotograf ändert Wahrnehmung von Brandanschlagsopfern

Arjun Shah, ein Mode- und Werbefotograf, hat einen Kalender zusammengestellt, der Portraits mehrerer Frauen enthält [26], allesamt Überlebende von Anschlägen, in denen ihnen Verbrennungen zugefügt wurden. “Für mich sind sie alle inspirierend. Sie sind keine Opfer. Sie sind Überlebende. Kämpferinnen. Sie sind im wahresten Sinne des Wortes glücklich. Der Spaß, den sie haben, ist unvorstellbar,” sagte er.

18. Startups, NGOs und andere Helfer unterstützen Flüchtling dabei, online zu gehen

Smartphones sind auf ihrem langen Weg in die relative Sicherheit Europas für Flüchtlinge überlebenswichtig. Batterielebensdauer, Netzabdeckung und WiFi-Hotspots sind jedoch Steine, die bei ihrer Nutzung in den Weg gelegt werden. Helfer sowie Organisationen wie bspw. das in Irland ansässige Disaster Tech Lab haben versucht, hierfür Lösungen zu finden [27], unter anderem das Anlegen von WiFi-Netzwerken in Flüchtlingslagern.

19. Die Mode dieser iranisch US-amerikanischen Designerin fördert den globalen Dialog

Azin Valy, ehemals Architektin und nun Designerin, arbeitet für ihr Label Cityzen by Azin Stadtlandschaften aus aller Welt [28] in ihre Mode und Accessoires ein. “Es geht hierbei um Weltbürgerlichkeit und nicht nur Nationalismus und Regionalismus,” so Valy.

20. Frauen stärken einander im Projekt ‘Mehr Liebe zwischen Uns’ gegenseitig den Rücken

Seine Wurzeln fand das Projekt [29] mit dem Namen Mais Amor Entre Nós (Mehr Liebe zwischen Uns) in Salvador. Die Gemeinschaft Afro-Brasilianischer Frauen halfen sich gegenseitig, indem sie jeweils eine Stunde ihrer Zeit spendeten. Mittlerweile wurde das Konzept in anderen Teilen und der Welt Brasiliens aufgegriffen.

A sample of some of the photos found on Twitter under the hashtag #thisisthoughtful.

Einige der Bilder, die auf Twitter mit dem Hashtag #thisisthoughtful zu finden sind.

21. Kleine Nachrichten des Danks tauchen überall in Großbritanien und anderen Orten auf

Die Mitglieder der kreativen Gemeinschaft ‘This is Thoughtful’ (Das ist Aufmerksam) wollen mit ihrer Arbeit einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft ausüben und riefen, um dies zu erreichen, eine Initiative ins Leben [30], mit der sie die derzeit von ungewollten Konversationen besetzten öffentlichen Räume zurückerobern wollen.

22. Balaknama – eine Zeitung, die von Delhis Straßenkindern geschrieben und veröffentlicht wird

Seit mehr als einem Jahrzehnt ist Balaknama, was in Hindi soviel bedeutet wie ‘Stimme der Kinder’, für Straßenkinder nun eine Plattform [31], mithilfe derer sie ihre Erfahrungen teilen und für ihre Rechte kämpfen können. Viele der Kinder können selbst nicht lesen oder schreiben, weswegen Freunde und Kollegen ihre Geschichten für sie aufschreiben. In den Straßen Delhis leben rund 100.000 Straßenkinder.

23. Theater hilft, nach Ecuadors verheerendem Erdbeben Wunden zu heilen.

Bei einem starken Erdbeben, das Ecuador im April erschütterte, kamen hunderte Menschen ums Leben und tausende wurden verletzt. In der kleinen Stadt Loja, welche auf der anderen Seite des Landes weit weg von der betroffenen Region liegt, stellte eine Gemeinschaft von zehn Theatergruppen eine Show auf die Beine [32], um Spendengelder für die Opfer zu sammeln aber auch, um Menschen ein Lachen zu schenken und sie die Wirklichkeit für ein paar Stunden vergessen zu lassen.

24. Pakistanische Frauen stellen sich Geschlechtertabus entgegen

Eine Social Media Bewegung [33] mit Namen ‘Girls at Dhabas’ (Mädchen in Dhabas) versucht, den öffentlichen Raum zurückzuerobern, indem sie Fotos von Frauen aufnehmen und veröffentlichen, die Essens- und Teestände am Straßenrand besuchen, sogenannte Dhabas, was traditionell Männern vorbehalten ist. Die Anwältin und Aktivistin Zainab Chughtai bekämpft das Body Shaming [34] durch Sitzungen mit Studenten, in denen sie Geschichten junger Frauen teilt, die, wie sie, sich gegen das schädliche Konzept wehren. Außerdem klebten Studenten einer privaten Universität überall auf dem Campus Slipeinlagen an die Wände [35], um zu zeigen, dass niemand sich keine Frau wegen ihrer Regelblutung schämen muss.

An unusual football field in Bangkok. Source: YouTube

Ein An unusual football field in Bangkok. Source: YouTube

25. Thailänder und Filipinos werden im Namen des Sports kreativ

Als Lösung für den oft fehlenden Platz für Sportanlagen in Bangkoks dicht besiedelten Wohngebieten baute ein Thailändischer Bauträger nun ein Fußballfeld, das nicht wie sonst rechteckig geformt ist [36]. Und auf den Philippinen dokumentierte Richard Daniels [37] die geniale Art und Weise, mit der Basketballkörbe in ländlichen Gebieten an Orten wie verlassenen Grundstücken und an Straßen angebracht wurden.

26. Indigene Gruppen in Mexiko erhalten ihre eigene Telekommunikationsnetzwerke

Zum ersten Mal genehmigten mexikanische Behörden nun zwei Lizenzen für die Inbetriebnahme eines Telekommunikationsnetzwerks für die Nutzung durch indigene Einwohner. Konkret bedeutet dies, dass Angehörige der Mixe, Mixteco und Zapoteco erschwinglichen Zugriff auf Mobilfunkdienste und Internetzugang [38] durch ihr eigenes Netzwerk haben. Manche Gemeinschaften waren bis vor Kurzem auf teure Festnetzanschlüsse angewiesen weil Mexikos größte Telekommunikationsunternehmen sich weigerten, ihnen ihre Angebote zur Verfügung zu stellen.

27. Überall in der Welt brechen Frauen ihr Schweigen zu sexueller Gewalt

Im ukrainischen Facebook waren die Geschichten unter dem Hashtag #‎ЯНеБоюсьСказати‬ (#IAmNotAfraidToSayIt [39], etwa #IchHabeKeineAngstEsZuSagen). In Lateinamerika war es #MiPrimerAcoso (#MyFirstAssault [40], etwa #MeinErsterÜbergriff). Und in der Karibik, #lifeinleggings [41] (etwa #lebeninleggings). Jeder virale Hashtag stieß jeweils einen längst überfälligen öffentlichen Diskurs über sexuelle Belästigung und sexuelle sowie häusliche Gewalt an.

Belarusian Internet users stripped in their workplaces to respond to the President's call to put more effort into their work. Image from Instagram.

Weißrussische Internetnutzer zogen sich als Reaktion auf die Aussage des Präsidenten, die Menschen sollten sich bei der Arbeit mehr anstrengen, an ihrem Arbeitsplatz aus. Bild von Instagram.

28. Weißrussen ziehen sich aus und machen sich nach der Anweisung des Präsidenten an die Arbeit

Der langjährige Präsident Alyaksandr Lukashenka erklärte in einer Rede [42] an die Mitglieder der Bevölkerung, die nach einem besseren Leben streben, “wir müssen uns ausziehen und an die Arbeit machen”. Social-Media-affine Weißrussen folgten der Aufforderung des Machthabers mit ironischen Fotos, die sie splitternackt am Arbeitsplatz zeigen. Die brisantesten Körperstellen wurden von strategisch clever platzierten Objekten verdeckt.

29. Syrische ‘Weißhelme’ für Friedensnobelpreis nominiert

Einheiten des syrischen Zivilschutzes, auch bekannt als die Weißhelme, riskieren ihr Leben, um Opfer nach Bombardements aus Trümmern zu bergen. Ihnen wird die Rettung zehntausender Leben zugeschrieben. Die unglaublichen Anstrengungen wurden mit einer Nominierung für den Friedensnobelpreis geehrt [43], auch wenn sie am Ende gegen Kolumbiens Präsidenten Juan Manuel Santos verloren.

30. Ein Wörterbuch will die bedrohte japanische Sprache der Ainu bewahren

Von allen acht stark bedrohten Sprachen Japans ist die Sprache der Ainu in größter Gefähr. Schätzungen zufolge soll es nur noch 25.000 Angehörige der Ainu in Japan geben. Für weniger als 10 von ihnen ist Ainu die Muttersprache. Das Ainu Talking Dictionary [44] (etwa Sprechendes Ainu Wörterbuch) begann 2009 den Versuch, die Sprache zu bewahren und zu überliefern.

Radio MENQ in action. Photo provided by Igor Mkrtumyan, used with permission.

Radio MENQ in Action. Foto bereitgestellt von Igor Mkrtumyan. Verwendung genehmigt.

31. Ein Radiosender von Sehbehinderten und für Sehbehinderte in Armenien

Radio MENQ (“wir” in Armenisch) ist eine neue Online-Radiostation [45] in Armenien, gemacht von Blinden und Sehgeschädigten für die Zielgruppe der Sehbehinderten sowie Menschen mit anderen Behinderungen. Ihre Inhalte umfassen Diskussionen über paralympischen Sport, das Leben von Stevie Wonder und Louis Braille sowie Strategien für die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs oder den Umgang mit Stress und Depression als Mensch mit Behinderung.

32. Mazedonische Twitter-Nutzer ziehen sich für HIV/AIDS-Vorsorge aus

Der Wohltätigkeitskalender mit den Nacktaufnahmen [46] zeigt freiwillige Models, acht Frauen und zwei Männer, die für die zwei Fotografen Zvonko Plavevski und Dimitar Petrovski Modell standen. Nach einem Jahr Pause kehrt der Kalender mit dieser Veröffentlichung nun zurück. Frühere Ausgaben hatten die Aufklärung über Brustkrebs und sexuelle Aufklärung zum Thema.

33. Ein 5-jähriger Junge aus Afghanistan trifft endlich sein Fußballidol Messi

Das Bild von Murtaza Ahmadi [47] Fußball spielt, eine Plastiktüte mit Lionel Messis Namen und Nummer als Trikot, verbreitete sich Anfang 2016 rasend schnell im Internet. Murtazas Familie war es nicht möglich, ein Original-Trikot zu kaufen also improvisierten er und sein älterer Bruder. Ahmadi und seine Familie mussten später aus Afghanistan fliehen, nachdem ihnen mit Entführung gedroht wurde. Im Dezember traf Murtaza den Fußballstar [48] endlich.

34. Südafrikas jüngste Romanautorin will andere inspirieren

Michelle Nkamankeng wurde zu einem literarischen Phänomen [49] als sie ihren ersten Roman veröffentlichte, der davon handelt, wie sie mit nur sieben Jahren ihre Angst vor Meereswogen überwand. Sie hofft, sie kann “andere junge Kinder dazu inspirieren, ihren Träumen zu folgen”.

35. Kindern erschwingliches Essen zu ermöglichen ist für diesen Mann aus Bangladesch eine Herzensangelegenheit

Bidyanondo ist eine Organisation mit dem Ziel, benachteiligte Kinder aus Dhaka und anderen Regionen mit Essen zu versorgen [50], dass lediglich einen bangladeschischen Taka (circa 0,01 EUR) kostet. Hinter diesem Vorhaben steht Kishor Kumar Das. “Es gab eine Zeit, in der ich selbst in langen Schlangen vorm Tempel anstand, um ein kleines bisschen Essen zu bekommen”, erinnert er sich.

Hiphopper “El Aka” and another participant practicing Agro-Art. Photo by Louise Møller, previously published at Rapolitics.org and AgroArte. Used with permission.

Agro-Art. Foto von Louise Møller, zuvor bei Rapolitics.org und AgroArte veröffentlicht. Verwendung genehmigt.

36. Eine kolumbianische Stadt lässt Gemeinde mit Gartenarbeit und Hip Hop erblühen

Seeds of the Future (etwa: Samen der Zukunft) bringt 60 junge Menschen [51] aus der Comuna 13 der Stadt Medellín zusammen und lehrt sie das Gärtnern. Sie sollen so Räume zurückerobern, die derzeit noch von Gewalt geprägt sind. Gleichzeitig schreiben sie ihre eigenen Hip Hop Songs und führen diese vor. Es hilft ihnen, Ereignisse aus ihren Leben und Gefühle zu verarbeiten.

37. Bewegung aus Myanmar kämpft gegen Hassrede im Internet

Das “No-Hate Speech Project” (etwa: Keine Hassrede Projekt) lokalisiert Beiträge [52] in sozialen Medien, die Hassrede enthalten und stellt sich ihnen mit Fakten und alternativen Blickpunkten entgegen. In Myanmar ist ein besorgniserregender Anstieg an Hassrede zu beobachten, besonders gegenüber der dort lebenden muslimischen Minderheit.

38. Chinesen umgehen Online-Zensur, um Kröten ‘zu huldigen’

Im August gab es eine Welle von Memes in den sozialen Netzwerken Chinas, in denen Kröten abgebildet [53] waren. Anlass ist der 90. Geburtstag des ehemaligen Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas, Jiang Zemin, der nach Meinung vieler Leute Ähnlichkeit mit der Amphibie hat. Die staatliche Zensur löschte diese “Krötenhuldigungs-Memes” aber Nutzer nahmen das Risiko trotzdem in Kauf, entweder um ein wenig Spaß zu haben oder um sich an alte Zeiten zurückzuerinnern, in denen die politsche Kontrolle noch nicht derart streng war.

39. Ein Projekt fängt die unbekannte Schönheit des russischen Kaukasus ein

Für gewöhnlich sind es politische Skandale, die die Schlagzeilen über den Kaukasus dominieren. Die Reichtum an Natur und Kultur der Region wird oft übersehen. Einer von Russlands erfolgreichsten Fotografen, Anton Lange, versucht das mit seinem Projekt “The Range. The Caucasus from Sea to Sea [54]” (etwa: Die Vielfalt. Der Kaukasus von Meer zu Meer), welches Fotoausstellungen, Filme und Online-Inhalte umfasst, zu ändern.

Photo: Chavela Frías Facebook group.

Foto: Chavela Frías Facebook-Gruppe.

40. Fiktionale Trans-Schwester von Hugo Chávez reißt Mauern nieder in Venezuela

Chavela Frías [55] ist in den sozialen Medien ein beliebter Charakter. Es handelt sich um eine Aktionfigur des verstorbenen venezulanischen Präsidenten Hugo Chávez Frias. Der anonyme Künstler hinter Chavelas Accounts postet Fotos von ihr in verschiedenen Outfits und Situationen und fordert dadurch sowohl den Kult um Chávez als auch die negative Einstellung gegenüber der LGBT-Gemeinschaft  heraus.

41. Spender retten in Indien Mann aus Bangladesh mit seltener Blutgruppe

Ein 25-jähriger Mann aus Dhaka namens Kamruzzaman brauchte nach einem Unfall für eine dringende Operationen eine Bluttransfusion. Nach verzweifelter Suche in Bangladesh gelang es der Think Foundation, Blut von vier Spendern [56] aus Mumbai zu erhalten und das Leben des Mannes zu retten. Als Reaktion auf die Nachricht kommentierte ein Internetnutzer:

It has been proven again that humans are for humans. No matter if you try to divide them with barbed wire at the border or alienate with protocols, humans are above all.

Es wurde erneut bewiesen, dass Menschen für einander da sind. Auch wenn versucht wird, sie durch Maschendrahtzaun zu trennen oder mit strikten Protokolle einen Keil zwischen sie zu treiben, Menschen sind, in erster Linie, menschlich.