Lokale Gruppen warnen vor einer Zunahme von Selbstmorden innerhalb der verarmten arabischen Ahwazi-Gemeinschaft im Iran

Die iranische Ahwaz-Region leidet unter einer ungewöhnlich hohen Arbeitslosigkeits- und Armutsrate innerhalb der einheimischen arabischen Bevölkerung. Seit den letzten Monaten gibt es einen starken Anstieg von Selbstmorden. Das Foto der arabischen Arbeiter im Iran wurde von der Patriotic Arab Democratic Movement in Ahwaz zur Verfügung gestellt. Foto: Verwendung mit Genehmigung.

Die Selbstverbrennung eines Mannes namens Jassim Moramazi am 27. August rückte die verzweifelte Situation der arabischen Ahwazi-Gemeinschaft im Iran, die geprägt ist von Armut und Arbeitslosigkeit, ins Rampenlicht.

Moramazi war verheiratet und hatte ein Kind; er wohnte in Al-Thawra in der Region Ahwaz im Südwesten des Irans. Er litt unter Angstzuständen, Depression, und er schämte sich für seine eigene Hilflosigkeit, die Unfähigkeit für seine Familie aufkommen zu können, so Ahwazi-Menschenrechtsgruppen, die in Ahwaz arbeiten und anonym bleiben möchten.

Ein auf YouTube geteiltes Video hielt die Momente, nachdem er sich selbst angezündet hatte, fest. Einige Leute schafften es schnell, die Flammen wieder zu löschen, und Moramazi wurde ins Taleghani-Krankenhaus in der Stadt Ahwaz gebracht. Örtlichen Quellen zufolge waren die Verbrennungen so stark, dass die Ärzte nichts mehr tun konnten. Er starb kurze Zeit später.

Es war nicht der einzige Selbstmord, der sich im August innerhalb der arabischen Ahwazi-Minderheit ereignet hat, und Aktivisten vor Ort warnen davor, dass sich noch mehr Männer das Leben nehmen könnten. Das Ahwazi Centre for Human Rights meldete, dass sich diesen Monat einige andere – Hamid Maniat, Ali Hazbawi, Sayed Falah Moussawi und Shahab Bani Tamim – erhängt haben.

Ihre Geschichten haben eine Sache gemeinsam: Es waren alles Familienväter, die sich aufgrund der Verfolgung seitens der iranischen Regierung, hilflos und unfähig fühlten, ihre Familien zu ernähren und einer sicheren Arbeit nachzugehen.

Arabische Ahwazi leiden unter Armut, Arbeitslosigkeit und Diskriminierung

Die Region, in der ein Großteil der im Iran lebenden arabischen Ahwazi-Gemeinschaft ansässig ist, wurde von einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Krise erschüttert, die es der einheimischen arabischen Bevölkerung schwer macht, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

Vor einem Jahrhundert war das arabische Ahwaz eine vorwiegend autonome Region im Iran, bis die Pahlavi-Monarchie die Macht übernahm und 1925 große Anstrengungen unternahm, die ethnische Autonomie im ganzen Iran zu beenden. In der Ahwaz-Region gibt es einige der größten im Iran vorkommenden Öl- und Gasfelder sowie einige der ertragreichsten und wertvollsten Nutzflächen für die iranische Landwirtschaft .

Trotz dieser wertvollen Ressourcen entwickelt sich die regionale Wirtschaft weiterhin nur langsam, und die einheimische Bevölkerung bekommt nur wenig von diesem Reichtum ab. Sie ist oft Opfer von unbehandelten Erkrankungen, Hunger und Entbehrungen.

Das iranische Regime verweigert den Ahwazi-Arabern systematisch Arbeitsplätze in der örtlichen Öl-, Gas- und petrochemischen Industrie. Die Regierung hat ebenfalls eine Vielzahl von Dämmen erbaut, die Wasser von den arabischen Gebieten in die persischen Gebiete, wo die Provinzen Isfahan, Yazd, Kerman und Ghom liegen, umleiten. Diese Dämme haben nur dazu geführt, die in der Region durch Trockenheit verursachte Verwüstung zu verschlimmern, und die lokale Landwirtschaft sowie die Fisch- und Palmen-Industrie zu zerstören.

Die Arbeitslosenrate unter den arabischen Ahawzi-Jugendlichen stieg nun auf 81 %. Nour Mohammed Pur, der iranische Generaldirektor für Kooperativen, Arbeit und soziale Wohlfahrt, meldete, dass 5 % der Ahwazis, die eine Arbeit suchen, die Grundschule abgeschlossen, 55 % eine weiterführende Schule beendet und 45 % einen Universitätsabschluss haben.

Eine “systematische Strategie…die darauf abzielt, den Geist nationalen Widerstands zu vernichten”

Karim Dohimi, eine iranische Ahwazi-Menschenrechtsaktivistin mit Wohnsitz in London, erzählte Global Voices, dass die gegenwärtige Situation, eine Mischung aus “Armut, Arbeitslosigkeit und rassistischer ethnischer Diskriminierung”, zu einem “hohen Anstieg” der Zahl von Selbstmorden unter den jungen Ahwazi-Männern führt.

Dohimi sagte, dass besonders die Arbeitslosigkeit neuerdings schlimmer geworden ist. Grund dafür ist eine Kombination aus einer hohen Anzahl von in Ahwaz neu ankommenden ethnischen Persern und einer anti-arabischen Diskriminierung im Einstellungsprozess:

The preference of officials and institutions’ authorities in recruiting non-Arab workforces deprive the local Ahwazi Arabs of access to employment opportunities in all sectors. This is a part of the systematic policy of the occupying regime that intends to kill the spirit of national resistance of young Arabs, forcing them to search for subsistence outside their homeland of Ahwaz. There are people who have had to change their first and last name so as to hide their Ahwazi Arab identity to get hired as even Arabic names cannot be tolerated in the workplace let alone speaking Arabic or wearing Arabic clothes.

Da Funktionäre und Institutionen bevorzugt nicht arabische Arbeitskräfte einstellen, wird den örtlichen arabischen Ahwazi der Zugang zu Arbeitsmöglichkeiten in allen Sektoren entzogen. Das ist ein Teil einer systematischen Politik des herrschenden Regimes, welche darauf abzielt, den Geist nationalen Widerstands junger Araber zu vernichten und sie zu zwingen, ihren Lebensunterhalt außerhalb ihrer Heimat Ahwaz zu verdienen. Es gibt Leute, die ihren Vor- und Nachnamen ändern mussten, um ihre Zugehörigkeit zu den Ahwazi zu verstecken und so angestellt zu werden, da sogar arabische Namen am Arbeitsplatz nicht toleriert werden, geschweige denn das Sprechen der arabischen Sprache oder das Tragen arabischer Kleidung.

Angesichts der gegebenen Umstände, die die arabischen Ahwazi ertragen müssen, schlagen Menschenrechtsaktivisten Alarm, bevor die Lage explosiv wird. Es bleibt abzuwarten, ob die Welt aufwacht und davon Kenntnis nimmt.

Der Hauptgrund für Selbstmord ist unbehandelte Depression. Depression ist behandelbar und Selbstmord ist vermeidbar. Sie können Hilfe bei vertraulichen Notfall-Hotlines für Selbstmordgefährdete und Menschen in emotionalen Krisen erhalten. Besuchen Sie Befrienders.org, um die Telefonnummer einer Selbstmord-Notfall-Hotline in Ihrem Land zu finden.

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