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Eine mobile Bibliothek auf zwei Eseln versorgt Kinder im ländlichen Kolumbien mit Schulbüchern

Kategorien: Lateinamerika, Kolumbien, Bürgermedien, Entwicklung, Ideen, Literatur
Biblioburro, biblioteca itinerante en Colombia. Acción Visual/Diana Arias - Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

Biblioburros, eine mobile Bibliothek in Kolumbien. Foto: Acción Visual / Diana Arias [1] / Wikipedia (CC BY-SA 3.0).

Was wäre die Welt ohne den Witz und den Einfallsreichtum all derer, die den Tatsachen ins Auge sehen und sich Gedanken machen, wie sie die Lage verbessern könnten? Was wäre die Welt ohne Lehrer?

Luis Soriano [2], ein kolumbianischer Grundschullehrer aus Nueva Granada, weiß den Wert von Schulbildung zu schätzen. Aufgewachsen in der Gemeinde La Gloria [3] im Landkreis Cesar [4] schloss Soriano seine Schulausbildung mit einem Diplom in spanischer Literatur ab. Das hat er einem Lehrer zu verdanken, der zweimal im Monat das Dorf besuchte.

Persönlich überzeugt von der Wichtigkeit des Lesens, tut Soriano alles was in seiner Macht steht, um Bücher an Orten zur Verfügung zu stellen, wo sie meist für Kinder nicht vorhanden sind. “Biblioburros” (wörtlich übersetzt “Esel-Bibliothek”) ist eine mobile Bibliothek [2], die auf dem Rücken zweier Esel Bücher in den Gegenden Nord-Kolumbiens verteilt. Die Namen der Esel Alfa und Beto, ergeben zusammengeschrieben das Wort alfabeto, was auf Spanisch Alphabet bedeutet. Laut dem Blog “Narrative Journalism in Latin America” sind das die “klügsten Esel der Welt”: [5]

En 1997 [Soriano] tuvo una idea que para muchos fue maravillosa, pero para otros constituyó una verdadera locura: por su propia cuenta decidió cargar en el lomo de dos burros 70 libros de matemáticas, literatura geografía e historia. ¿Su objetivo? Llevarlos a diferentes niños sin recursos ubicados en apartadas zonas de su municipio.

1997 hatte [Soriano] eine Idee, die viele toll fanden und die manch anderer als total verrückt ansah: er entschied auf eigene Faust, zwei Esel mit 70 Mathe-, Lese-, Erdkunde- und Geschichtsbüchern zu beladen. Sein Ziel? Er wollte sie zu mittellosen Kindern in entlegenen Gegenden seiner Heimatregion bringen.

Schon seit seiner Kindheit hatte Luis Soriano Freude am Lesen. Eine Leidenschaft, die er seiner Tante zu verdanken hat. Mit ihr zusammen entdeckte er [5] ein einprägsames Gedicht des nicaraguanischen Dichters Rubén Darío [6]:

Sin duda Soriano es un quijote colombiano, que enloqueció como el Caballero de la Triste Figura con los libros. Cuando su tía le leyó “Margarita está linda la mar” [7], no pudo dormir en ocho días. Tenía cuatro años y si no lo adivinaba entonces, al menos intuía que su vida estaría íntimamente ligada con la literatura.

Ohne Zweifel ist Soriano ein kolumbianischer Don Quijote, der verrückt wurde, genauso wie der “Ritter von der traurigen Gestalt”, nur eben mit Büchern. Als ihm seine Tante “Margarita wie schön ist das Meer” [8] vorgelesen hatte, konnte er acht Tage lang keinen Schlaf finden. Er war vier Jahre alt und konnte es zwar damals noch nicht voraussehen, wenigstens aber ahnte er intuitiv, dass sein Leben eng mit Literatur verbunden sein würde.

Soriano sprach [9] kürzlich mit Sender CNN.com, wobei er einige seiner Beweggründe für seine Biblioburros nannte:

En regiones [rurales], un niño debe caminar o montar un burro por hasta 40 minutos para llegar a las escuelas más cercanas. […] Los niños tienen muy pocas oportunidades de ir a la secundaria. Hay [pocos] maestros a los que les gusta enseñar en el campo.

Auf dem Land muss ein Kind laufen oder auf einem Esel reiten, um zur nächstliegenden Schule zu kommen. Das kann manchmal bis zu 40 Minuten dauern […] Die Kinder haben wenig Chancen eine Mittelschule besuchen zu können […] Es gibt nur [wenige] Lehrer, die bereit sind auf dem Land zu unterrichten.

Sein Wunsch, Kinder für das Lesen zu begeistern, beschränkt sich nicht nur auf die spanische Sprache: Soriano stellt den jungen Lesern auch seine wenigen englischsprachigen Bücher [10] zur Verfügung:

En su cruzada contra el analfabetismo en una tierra cansada de la guerra, Soriano es un entusiasta de expandir su exigua colección de libros en inglés. Entiende la importancia del bilingüismo en un país que está cada vez más conectado con el exterior a través de [medios] digitales y escritos; le apasiona que los niños rurales tengan mayor acceso a palabras escritas en el idioma más ampliamente hablando del mundo.

Während seines Kreuzzuges gegen den Analphabetismus im kriegsmüden Landesinneren ist Soriano darauf bedacht seine englischsprachige Büchersammlung ständig zu erweitern. Er hat erkannt, wie wichtig es ist, zwei Sprachen sprechen zu können in einem Land das mehr und mehr durch digitale Vernetzung oder durch die Presse mit der Außenwelt in Kontakt kommt. Er plädiert dafür, dass Landkinder einen leichteren Zugang zu englischen Büchern haben müssen, da es nun einmal die meistgesprochene Sprache der Welt ist.

Das Video zeigt Luis Soriano im Einsatz. Das Video erläutert, wie schwer es ist, in manchen Regionen an Bücher zu gelangen. Dieser Umstand inspirierte den Lehrer zu seiner Idee der Esel-Bibliothek.

 

Tengo 3,480 libros guardados en cajas, metidos en anaqueles, en burriquetes, en cajas, cajitas. En donde mis amigos tengo también porque no habría espacio para mí ni para los libros. […]

Alfa es la que prácticamente lleva toda la biblioteca, 120 títulos cargamos en esta biblioteca para el goce y el disfrute de los niños del campo. Tenemos recorridos de 3, 4, 5, hasta de 11 horas. Son 8 horas montado en burro.

Este es mi compromiso de vida. Sentirme útil a la sociedad a la que pertenezco.

Ich besitze 3480 Bücher, verstaut in Schachteln, in Regalen, in großen und kleinen Kisten. Ich habe auch ein paar bei Freunden untergebracht, sonst hätte ich weder für mich noch für die Bücher genug Platz. […] Alfa ist eigentlich derjenige, der die ganze Bibliothek trägt. Wir haben 120 Exemplare auf diesen Bücherregalen, damit Landkinder sich daran freuen können. Wir machen 3, 4, 5 manchmal 11 Kilometer weite Touren. Das sind 8 Stunden auf dem Rücken eines Esels.

Das hier ist eine Lebensaufgabe — so diene ich der Gesellschaft, der ich angehöre.

In einem Artikel, der auf der Nachrichten-Webseite Quartz erschien, wird Biblioburros zu einer der acht Bibliotheken [11] gezählt, die jeder Buch-Liebhaber einmal besucht haben sollte. Quartz konnte auch die englischsprachigen Twitter Nutzer dafür begeistern. [12]

Von Biblioburros bis Walmart…such Dir eine ausgefallene Bibliothek aus

Ich glaube, am meisten mag ich Biblioburros.

Aufgrund seines unermüdlichen Einsatzes wurde Luis Soriano in einem Kinderbuch von Jeanette Winter ein Denkmal gesetzt!

Feier den nationalen Tag der Bibliotheken mit Jeanette Winter's “Biblioburro”

 

El maestro Luis un día decide cargar sus dos burros, Alfa y Beto, con libros, para llevarlos a los niños que, por vivir en alejadas zonas rurales, no tienen acceso a ellos. Desde entonces, recorre el país con su biblioteca ambulante.

Eines Tages entschied sich Lehrer Luis, seine zwei Esel, Alfa und Beto, mit Büchern zu beladen. Er brachte die Bücher zu Kindern, die in weit abgelegenen Gegenden lebten. Ohne ihn hätten sie keinerlei Zugang zu Büchern gehabt. Seitdem zieht er mit seiner Bibliothek übers Land.