Singapurs Regierung forderte, dass eine gleichgeschlechtliche Kussszene zwischen zwei Männern aus der “Les Misérables” Produktion entfernt werde, nachdem sie Publikumsbeschwerden erhalten habe.
Les Misérables ist ein Musical, basierend auf dem erstmals 1862 veröffentlichten Roman von Victor Hugo, der sich mit Ereignissen der französischen Geschichte befasst. Es ist eines der am längsten laufenden Musicals weltweit.
In einer Hochzeitsszene gegen Ende der Show, macht sich ein Antagonist über die Gäste lustig und küsst einen männlichen Charakter, der sich selbst als “queer” vorstellt. Der Kuss sollte während dem Lied “Beggars at the Feast” (so viel wie “Bettler ans Buffet”) stattfinden.
Anscheinend enzürnte der Kuss jedoch einige Zuschauer, die selbigen den Behörden meldeten, mit dem Argument, dass der Kuss nicht im Skript der Originalproduktion vorkomme.
Als Reaktion auf die Beschwerde, wies die Media Development Authority (Behörde für Medienentwicklung, kurz MDA) die Veranstalter an, die Kussszene zu streichen. Im Folgenden ist ein Auszug aus der Stellungnahme der Behörde zu lesen:
Under our classification code, such a scene would fall under an “Advisory” rating. The applicant decided to remove the scene so as to keep the “General” rating for the rest of its run. MDA will take action against this breach of licensing conditions.
Die Musicalorganisatoren willigten ein und ersetzten den Kuss durch eine lange Umarmung. Offensichtlicht um die Homoerotik der Szene herunter zu spielen, bestanden sie jedoch darauf, dass der Kuss humoristisch ausgelegt war.
Die erste Auffürung der Show fand am 31. Mai statt. Die Kussszene wurde ab dem 03. Juni nicht mehr aufgeführt.
Die Handlungen der MDA versetzte viele Singapurer, vor allem die LGBT-Gemeinschaft, in Wut, da sie diese Entscheidung als unnötig betrachten.
Die Angelegenheit unterstreicht erneut die stark überwiegenden konservativen Wertvorstellungen der Bürokratie Singapurs. Trotz der schillernden und lebendigen LGBT-Gemeinschaft des Landes ist Diskriminierung ein fortlaufendes Problem. Tatsächlich gilt gleichgeschlechtlicher Sex zwischen Männern als illegal.
An audience member in Les Mis saw a brief kiss between 2 men & freaked out. So of course he ran to the authorities. https://t.co/P57pwcW7Xr
— Kirsten Han (@kixes) June 11, 2016
Die Beschwerde gegen die gleichgeschlechtliche Kussszene wurde auf der Facebook-Seite “We Are Against Pinkdot in Singapore” (Wir sind gegen Pinkdot in Singapur), welche sich auf die jährliche “Pink Dot” LGBT-Demo bezieht, veröffentlicht.
Facebook-Nutzerin Gwyneth Teo hielt diejenigen, die sich über die Kussszene beschwerten, dazu an, sich auf die anderen Inhalte des Musicals zu konzentrieren:
…for the complainants to zoom in on this kiss, which was a truly minor illustrative point inconsequential to the broader themes of the play, is really missing the forest for the trees. They could stand to learn a lesson or two about forgiveness from the play they had just watched.
Bühnenautor Alfian Sa'at drückte zwischenzeitlich sein Bedauern über die Entscheidung der MDA aus:
You might think that canceling the kiss represents some kind of victory over LGBT’s and liberals, but honestly, it is nothing more than a triumph of ignorance and hysteria over common sense and sober reflection.