Barber Show: Eine kosmopolitische Webserie zeichnet ein humorvolles Bild der afrikanischen Diaspora in Paris

Capture d'écran d'un extrait de la série web "Barber Show"

Screenshot einer Szene aus der Webserie “Barber Show”

“Wenn ein Mann sich auszieht, nennt man ihn dann eine Schlampe?”

Provozierende Äußerungen wie diese in einer Folge zum sexistischen Frauenbild im Showgeschäft machen die Webserie “Barber Show” aus. Dieses Projekt von Hugues Lawson-Body versetzt uns in das afrikanische Viertel im 10. Arrondissement von Paris. Es handelt sich um eine Dokumentation, deren Schauplatz der Afro-Friseursalon ‘Lucky Coiffure’ ist; der Haarschnitt ist dort ebenso wichtig wie der damit verbundene soziale Status.

Chef des ‘Lucky Coiffure’ ist Babs, ein Friseur ghanaisch-nigerianischer Abstammung. Unterstützt wird er von seinem Freund Gaye, der oft den Anstoß für Diskussionen mit den Kunden des Salons über die verschiedensten Themen gibt. Hugues Lawson-Body, der Produzent der Serie, ist Fotograf, stammt aus Togo und lebt seit seiner frühesten Kindheit in Paris. Sein Talent und sein Ansehen haben ihn schon an viele Orte geführt, wo er berühmte Persönlichkeiten wie Spike Lee oder Jean-Marie Le Pen porträtiert hat, aber sein Lieblingsmotiv bleiben junge Menschen auf den Straßen von Paris wie er selbst einst einer war. Auf diese Weise entdeckte er das ‘Lucky Coiffure’ und seinen kosmopolitischen Mikrokosmos. Er beschloss, den Alltag im Salon einzufangen und den Schwerpunkt auf intensiv geführte gesellschaftliche Debatten zu legen. Bisher sind sechs Folgen entstanden, in denen von unterhaltsamen Themen wie der Rivalität zwischen Jay-Z und Kanye West bis zu den dramatischsten Geschichten alles angesprochen wird. Der Zuschauer sieht dabei mit den Augen der Stammkunden.

Die Stimmung ist mal fröhlich und gemütlich, mal ernst. Sehr emotional ist beispielsweise die am 13. November 2015 während der Anschläge von Paris gedrehte Folge.

Diese Folge trägt den Titel “J'ai deux amours” (Ich habe zwei Lieben). Im Salon ‘Lucky Coiffure’ schauen sich Freunde und Kunden gemeinsam das Fußballspiel Deutschland gegen Frankreich an. Dann informieren die Bildschirme über die Anschläge und alle haben einen Kloß in der Kehle. Géraldine, die in einem Krankenhaus arbeitet, erzählt, wie sie die Anschläge erlebt hat, von ihrer Angst und ihrer Reaktion. Babs fragt, ob Géraldine eine französische Flagge an ihrem Balkon angebracht habe. Géraldine antwortet, sie brauche keine Flagge als Beweis ihrer französischen Identität. Babs sieht die Aufregung darüber voraus, dass in den Medien über Anschläge in anderen Ländern wie Nigeria und dem Libanon weniger berichtet wird. Er erklärt:

Moi je vis en France, tout ce qui touche la France me touche de près. Ça veut pas dire que je ne compatis pas quand cela se passe en Afrique mais la distance fait que tu n’as pas le même ressenti

Ich lebe in Frankreich und alles, was Frankreich betrifft, betrifft mich unmittelbar. Dies bedeutet nicht, dass mir das, was in Afrika passiert, nicht nahegeht, aber durch die Entfernung empfindest du nicht das Gleiche

Diese Folge wurde online von über 1 Million Menschen angeschaut. In einer anderen geht es um den Kleidungsstil afroamerikanischer Persönlichkeiten im Showgeschäft. Gaye glaubt, dass Beyoncés Ruf ein anderer wäre, wenn sie sich anders kleiden würde. Seine Freundin erklärt ihm, dass Beyoncé durch ihren Kleidungsstil das Recht aller Frauen verteidigt, das anzuziehen, was ihnen gefällt:

Tu as le droit de t'habiller sexy car tu as un business à défendre, mais elles défendent aussi la valeur des femmes. Lorsqu’un homme se déshabille, est-ce qu'on dit c’est une pute ?

Du hast das Recht, dich sexy zu kleiden, weil dein Business laufen muss, aber sie verteidigen auch den Wert der Frauen. Wenn ein Mann sich auszieht, nennt man ihn dann eine Schlampe?

Was ist das Erfolgsgeheimnis der Barber Show?

Hugues Lawson-Body hat da eine Idee:

C’est une institution dans le quartier, une sorte de social club. Médecins, chauffeurs, avocats, entrepreneurs, amis, ils ont l’habitude de s’y retrouver, le soir après le travail. C’est un îlot de sympathie et d’humour, l’ambiance est chouette et accueillante et chaque vois que j’y vais, j’en sors avec la pêche. On  parle de tout, y compris des traditions ou des sujets parfois « clichés ». Des go (filles), du racisme, de celui qui des deux rappeurs américains, Jay-Z ou de Kennie West, marquera le plus son temps…voire même des « marabouts ».

Der Laden ist eine Institution für sein Viertel, eine Art Club. Ärzte, Kraftfahrer, Anwälte, Unternehmer, Freunde, sie alle treffen sich dort abends nach der Arbeit. Er ist eine Insel der Sympathie und des Humors, die Stimmung ist nett und herzlich und immer wenn ich von dort komme, habe ich gute Laune. Gesprochen wird über alles, auch über Traditionen oder ‘Klischeethemen’. Über go (Mädchen), über Rassismus, über die Frage, ob Jay-Z oder Kennie West der bedeutendere Rapper seiner Zeit ist.. oder auch über Marabouts, afrikanische Schamanen.

Er fügt noch hinzu:

La série montre une communauté assez peu représentée.  l’objectif était de témoigner de cette richesse culturelle.

Die Serie zeigt eine Gemeinschaft, die wenig Aufmerksamkeit bekommt. Ich wollte auf den kulturellen Reichtum aufmerksam machen.

Im Internet äußern Nutzer ihre eigene Meinung über den Erfolg der Serie.

Sofiane Mourier ist ein Fan:

Le barber show est un excellent concept d'après moi, vous traitez de sujets très sérieux tout en y ajoutant une touche d'humour, j'apprécie vraiment ce type d'émissions et j'espère que celle ci continuera longtemps

Ich finde das Konzept der Barber Show hervorragend, ihr behandelt sehr ernste Themen mit einer Prise Humor, ich schätze diese Art von Sendung sehr und hoffe, eure wird noch lange laufen

Für Marie Tsama spiegelt die Barber Show ihr Leben als Afrikanerin in Paris wider:

Vous illustrez tout ce qui nous remue . Peace , Joy, and Unity. Merci beaucoup mes Frères et Soeurs

Ihr greift alles auf, was uns bewegt. Peace, Joy and Unity. Vielen Dank, meine Brüder und Schwestern

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