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Interaktives digitales Archiv zur Erhaltung der traditionellen Literatur der Ureinwohner Australiens

Kategorien: Ozeanien, Australien, Bürgermedien, Indigene, Sprache, Technologie, Rising Voices
Titelblatt des Buchs „Bäruwuŋu mala wäŋa bunhawuy“, Autor: Djäwa Illustrator: Yambal, geschrieben in der australischen Sprache Gupapuyŋu, aus dem „Living Archive of Aboriginal Languages“. [1]

Titelblatt des Buchs „Bäruwuŋu mala wäŋa bunhawuy“, Autor: Djäwa, Illustrator: Yambal, geschrieben in der australischen Sprache Gupapuyŋu, aus dem „Living Archive of Aboriginal Languages“.

Der folgende Beitrag wurde ursprünglich als Fallstudie des Berichts zu digitalen Ressourcen, Angkety map [2], veröffentlicht, der von First Languages Australia erstellt wurde. Er wird hier mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Das Projekt „Living Archive of Aboriginal Languages [3]“ (Lebendiges Archiv der Sprachen der Aborigines) begann mit dem Ziel, eine digitale Datenbank mit den Erkenntnissen der australischen Ureinwohner zu entwickeln.

Das Archiv enthält digitalisiertes Material in den Sprachen der Einheimischen des Northern Territory [4], wobei anfangs Material in zweisprachig geführten Schulen gesammelt wurde. Diese Schulen verfügen über Literaturzentren, die Bücher in den Lokalsprachen veröffentlichen. Sprachlehrer und Literaturverleger hielten eine Vielfalt an Geschichten schriftlich fest: Versionen alter Kindergeschichten; die Geschichte vor und nach dem Kontakt mit Europäern; Bücher über die Umwelt, die Jagd, die Buschmedizin, Geistergeschichten, Schöpfungsgeschichten, über historisch wichtige Ereignisse, Lebensgeschichten und belehrende Erzählungen. Es gab Lektoren, Lehrpläne, zweisprachige Zeitschriften und Zeitungen. Die Geschichten stammten von Schulkindern, Gemeindemitgliedern und Gemeindeältesten.

Die Karte des Living Archive kann nach Orten oder Sprachen durchsucht werden.

Die Karte des Living Archive kann nach Orten oder Sprachen durchsucht werden.

Während manche dieser Bücher weiterhin in den Gemeinden erhältlich sind, waren viele Bücher nur in kleinen Privatsammlungen und öffentlichen Sammlungen über ganz Australien verstreut zu finden. Die Inhaber der Urheberrechte (z. B. das Bildungsministerium des Northern Territory) erteilten die Erlaubnis zur digitalen Erfassung der Bücher. Es wurde auch die Genehmigung zur Veröffentlichung der digitalen Fassung auf der öffentlich zugänglichen Website von den genannten Spendern (bzw. deren Nachkommen) eingeholt.

Das Archiv enthält nun Hunderte von Büchern in mehr als 25 Sprachen aus Gemeinden des Northern Territory. Eine benutzerfreundliche visuelle Schnittstelle ermöglicht den Benutzern, über eine Karte auf die Bücher zuzugreifen, auf der sie entweder auf eine Sprache oder einen Ort klicken können. Dann werden die Titelblätter der Bücher zur Auswahl angezeigt. Es gibt auch Standardsuchfunktionen, mit denen sowohl Metadaten als auch der Volltext durchsucht werden können. Die meisten der Bücher sind illustriert, und für viele gibt es eine englische Übersetzung. Aufgrund der Erhaltungs- und Präsentationsziele des Archivs wurden bei der Digitalisierung für jedes Objekt mehrere Versionen und Formate erstellt. Die Bücher sind im Archiv als PDF-Dateien und als reine Unicode-Textversionen veröffentlicht, wobei hochauflösende Bildscans auf Anfrage erhältlich sind. Manche Bücher gibt es auch als Hörbücher, bei denen die gedruckten Originalseiten mit neu aufgezeichneten Lesungen kombiniert wurden. Durch diese vielen verschiedenen Formate können die Ressourcen vielfältig genutzt werden.

Titelblatt des Buchs „BE WE 93“, Autor: Marrŋanyin, B. Illustrator: Wadaymu, P., geschrieben in der australischen Sprache Gupapuyŋu, aus dem „Living Archive of Aboriginal Languages“. [5]

Titelblatt des Buchs „BE WE 93“, Autor: Marrŋanyin, B. Illustrator: Wadaymu, P., geschrieben in der australischen Sprache Gupapuyŋu, aus dem „Living Archive of Aboriginal Languages“.

Die Veröffentlichung in Bild und Text eröffnet viele Möglichkeiten zur Erstellung neuer Ressourcen in Zusammenarbeit mit den Eigentümern der Geschichten. Das Material kann mit neuen Texten, neuen Bildern und neuen Formaten flexibel ergänzt werden.

Blatt aus dem Buch „BE WE 93“. [5]

Blatt aus dem Buch „BE WE 93“.

Eine Creative-Commons-Lizenz [6] erlaubt die nicht kommerzielle Nutzung des Materials unter Nennung der Quelle. Die digitale Neuformatierung spiegelt die Aufregung bei der ursprünglichen Aufbereitung der Bücher wider, d. h. bei der Aufzeichnung, Transkription, Illustration, beim Lektorat, Drucken, Binden und bei der Verteilung. Das Archiv wird durch diese Aktivitäten und die Möglichkeit, weiteres Material hinzuzufügen und das Material zu aktualisieren, am Leben gehalten.

Das Archiv erzielt einen guten Ausgleich zwischen den konkurrierenden Zielen der Materialarchivierung zur Bewahrung von Wissen und der Aufbereitung des Materials zur flexiblen und vielseitigen Nutzung.

Die zweite Phase des Projekts besteht darin, die Öffentlichkeit für das Archivmaterial zu begeistern. Die Benutzer sind eingeladen, weiteres Material zur Sammlung beizutragen. Es gibt Bemühungen, die Gemeinden zur Verbesserung ihrer eigenen Sammlungen anzuregen. Schulen werden ermuntert, das Archivmaterial in den Lehrplan einzubinden. Und Akademiker aus Australien und der ganzen Welt sind eingeladen, die Ressourcen zu verwenden. Das Archiv wird derzeit für diese Zwecke in Zusammenarbeit mit Interessenvertretern modifiziert.