In Mexiko bekämpfen die “Töchter der Gewalt” sexuelle Belästigung mit Kunst

Screenshot vom Musikvideo "Sexista Punk" der Gruppe "Töchter der Gewalt"

Screenshot vom Musikvideo “Sexista Punk” der Gruppe “Töchter der Gewalt”

Sexuelle Belästigung auf der Straße ist eine Tatsache, der viele Frauen in unterschiedlichen Ländern Tag für Tag ausgesetzt sind. Es ist eine Plage, die Global Voices in der Vergangenheit schon mehrfach beleuchtet hat. In Mexiko hat sich eine Gruppe von Feministinnen, „Las Hijas de Violencia“ [Töchter der Gewalt], vorgenommen, gegen diesen Ausdruck von täglicher Gewalt gegen Frauen mithilfe der Kunst zu kämpfen:

Las hijas de Violencia […] Buscamos, a través del arte performático, el punk y el video, abordar la violencia machista legitimada socialmente.
[…]
Así nació la idea de realizar un proyecto artístico que además de buscar una propuesta estética, sea un grito público que invite a la reflexión de los temas que abordamos.
[…].
Nosotras somos las hijas de Violencia, cargamos años de transitar en un espacio público hostil que no da cabida al cuerpo femenino como un cuerpo transitante sino un cuerpo para el goce y disfrute externo.

Als “Töchter der Gewalt” […] versuchen wir mit Performancekunst, Punkrock und Videos das Problem dieser sozial legitimierten männlichen Gewalt gegen Frauen anzugehen.
[…].
So entstand die Idee eines Kunstprojekts, das sowohl ansprechend als auch ein öffentlicher Aufschrei sein soll, der zum Nachdenken über die Themen anregt, die wir ansprechen.
[…].
Wir sind “die Töchter der Gewalt”, wir bewegen uns seit Jahren in einer Öffentlichkeit, die dem weiblichen Körper als weiteren Teilnehmer keinen Platz lässt, sondern ihn als Objekt für Lust und Genuss der anderen sieht.

Sie sind “die Töchter der Gewalt”: Die Mexikanerinnen, die sich gegen die sexuelle Belästigung auf der Straße wehren.

Die Mitglieder der Gruppe sind Ana Karen, Ana Beatriz, Elisa Gutiérrez, Verónica Bravo, Betzabeth Torres und Patricia Rodríguez, die zusammen:

[…] han decidido responder al acoso callejero disparando simbólicamente a sus agresores con pistolas de confeti y cantándoles su tema Sexista Punk, en el que denuncian el acoso callejero como acto de agresión machista.

[…] entschieden haben, als Antwort auf die sexuelle Belästigung auf der Straße, auf die Täter mit Konfettipistolen zu schießen und ihr Lied “Sexista Punk” zu singen, in dem sie diese Belästigungen als einen chauvinistischen Übergriff anprangern.

In einem Teil des Textes von Sexista punk heißt es:

Eso que tu hiciste
hacia a mí se llama acoso.
Si tú me haces eso
de esta forma yo respondo.
No tienes derecho y lo que haces es de un cerdo
[…]
Imagino el día en que pueda ir a caminar
Sin cuidarme, sin tener mi cuerpo que ocultar
Sexista, machista ¿Qué es lo que quieres?
¿Mostrar tu hombría? ¡A la mierda de mi vista!

Was du gemacht hast,
heißt Belästigung.
Wenn du das tust,
antworte ich so.
Dazu hast du kein Recht. Du benimmst dich wie ein Schwein.
[…]
Ich denke an den Tag, an dem ich rausgehen kann, ohne aufzupassen,
ohne meinen Körper zu verstecken.
Sexist, Chauvinist, Was willst du?
Deine Männlichkeit beweisen? Verpiss dich aus meinem Blickfeld!

Die “Töchter der Gewalt” haben eine Strategie wenn sie tätig werden:

Salen a la calle y esperan a que un tipo les grita “mamacita” o lo que sea. Lo persiguen, le disparan con una pistola de confeti y le gritan una rola que dice, en resumen, “eso que tú hiciste hacia mí se llama acoso.” La idea no es mala ]…] sugieren que la víctima se defienda de manera lúdica.

Sie gehen raus auf die Straße und warten, bis ein Typ ihnen “mamacita” [anzügliche Anrede in Lateinamerika] oder etwas in der Art zuruft. Sie verfolgen ihn, schießen auf ihn mit einer Konfettipistole und schreien ihm ihr Lied hinterher, zusammengefasst etwa: “Was du gemacht hast, heißt Belästigung”. Die Idee ist nicht schlecht […], sie regen so dazu an, dass das Opfer sich auf spielerische Weise verteidigen soll.

Mit der Absicht, dass sich ihre geistreiche und friedliche Art und Weise, die sexuelle Belästigung auf der Straße zu bekämpfen, verbreitet, laden die “Hijas de la Violencia” alle Frauen dazu ein, mitzumachen:

[…] recomiendan que la respuesta ante estas situaciones tiene que ser divertida “para que no te quedes con la sensación de la violencia que acabas de sentir, para que tu te vayas tranquila y sepas que puedes seguir teniendo un día increíble”.

[…] sie empfehlen, in solchen Situationen mit Witz zu antworten, “damit du danach nicht das schlechte Gefühl durch die Belästigung mit dir rumschleppst und damit du beruhigt weitergehst, mit dem Wissen, dass dein Tag weiterhin gut sein wird”.

In ihrem Blog Pornucopia, regt uns Estefanía Vela Barba zum Nachdenken an und zeigt uns, dass eine Frau weder allein noch wehrlos ist:

¿Por qué al discutir la violencia sexual, siempre nos imaginamos a un hombre que es más fuerte que una mujer —a quien siempre nos imaginamos desarmada, inútil, frágil—, en un callejón oscuro, vacío y sin salida? Sí. Este escenario es posible. Pero no es el único. No lo es. El performance de Las hijas de Violencia es extraordinario precisamente porque nos demuestra otra posibilidad: no nos presenta a una mujer, indefensa, aislada, presa del pánico que no puede más que sucumbir a la fuerza desmedida de un hombre.

Wenn wir über sexuelle Gewalt sprechen, warum stellen wir uns dann immer einen Mann vor, der stärker ist, als eine Frau – von der wir immer ein wehrloses, unnützes und zerbrechliches Bild haben – in einer dunklen, leeren Straße ohne Ausweg? Ja. Dieses Szenario ist möglich. Aber es ist nicht das einzige, gewiss nicht. Die Performance von “Las Hijas de Violencia” ist außergewöhnlich. Genau aus dem Grund, weil sie uns eine andere Möglichkeit zeigt: Sie zeigt uns keine wehrlose Frau, die allein ist und ihrer Panik ausgeliefert und nicht mehr tun kann, als der übermäßigen Kraft eines Mannes nachzugeben.

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