Kolumbien verschärft Gefängnisstrafen für Säureattacken

NATALIA PONCE DE LEON FUNDACIÓN

Bild des Facebook Accounts von Natalia Ponce de León.

Anfang 2016 wurde in Kolumbien das Ley 1773 [Gesetz 1773]  erlassen, das auch unter dem Namen “Gesetz Natalia Ponce de León” bekannt ist. Damit wurden für die Täter, die ihre Opfer mit Säure und chemischen Mitteln angreifen, höhere Strafen festgelegt und rechtliche Vorteile beseitig. Das Gesetz trägt den Namen des Opfers einer solchen Säureattacke. Ihr Fall entfachte die Debatte über die Gesetzeslücke in Kolumbien bezüglich dieser Angriffe.

Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos betonte die große Bedeutung von Gesetzen hervor, die “Maßnahmen kombinieren und Institutionen zusammenarbeiten lassen, um dieser Attacke auf die menschliche Integrität bestmöglich entgegenzuwirken”.

Natalia Ponce de León, das Symbol des Kampfes gegen die Säureattacken in Kolumbien, war besonderer Gast der Zeremonie der Gesetzesverkündung und enthüllte ihr Gesicht, das sie nach nahezu 20 Operationen immer mit einer Maske bedeckte. Ponce zeigte sich dankbar gegenüber dem Staatschef und den Menschen, die die Verabschiedung des Gesetzes möglich gemacht haben, für das sie mit ihrer Stiftung gekämpft hat.

2014, mit 33 Jahren, wurde Natalia am Eingang ihres Hauses in Bogotá von einem jungen Stalker angegriffen. Hier schreibt sie ihre Geschichte für die spanische Tageszeitung “El País”:

Él intentó matarme, tuve quemaduras en todo el cuerpo, me destruyó la cara totalmente, perdí la calidad de mi vista, tragué ácido lo cual afectó mis vías respiratorias, no pude volver a trabajar, ahora estoy dedicada a mi recuperación, me han sometido a 16 cirugías y me faltan muchas más, hay días de depresión, de tristeza. Pero la vida sigue y aquí estoy para continuar y esperando que se haga justicia”.

Er versuchte, mich umzubringen. Ich hatte Verbrennungen am ganzen Körper, mein Gesicht wurde komplett entstellt, ich verlor an Sehkraft, schluckte Säure, wodurch meine Atemwege beeinträchtigt wurden. Ich konnte nicht wieder zur Arbeit zurückkehren und widme mich nun meiner Genesung. Ich hatte bereits 16 Operationen und es kommen noch viele weitere. Es gibt Tage, an denen ich depressiv und traurig bin. Aber das Leben geht weiter und hier stehe ich, um weiterzumachen und hoffe auf Gerechtigkeit.

Nach Informationen des kolumbianischen Instituto de Medicina Legal [Institut für Gerichtsmedizin und Forensik] wurden 2010 56 Frauen Opfer von Säureattacken, 2011 waren es 46 und 2012 80.

Ponce rief außerdem die Gesellschaft dazu auf, sich ihrer neuen Initiative für die Schaffung einer Beratungsstelle für Verbrennungsopfer anzuschließen.

Das neue Gesetz betrachtet diese Art von Angriffen als eigenständige Straftat und erhöht die Strafe für Fälle mit reversiblen Schäden von 12 Jahren und 5 Monaten auf 20 Jahre Gefängnis. Wenn die Angriffe dem Opfer dauerhafte Schäden zufügen, wie im Fall von Natalia, erhöht sich die Strafe von 20 Jahren und 9 Monaten auf 30 Jahre oder mehr, je nach Beeinträchtigung des Opfers. Wenn die Säureattacke jedoch das Gesicht des Opfers entstellt, erhöht sich die Strafe bis um ein Drittel.

Die Arbeit von Natalia und ihrer Stiftung hat allgemein große Unterstützung erfahren, wie man in den sozialen Netzwerken sieht. Der Twitterer Ricardo Galán lenkt in seinem Post die Aufmerksamkeit der Staatsanwaltschaft auf den Angreifer von Ponce, der im Gefängnis auf das Gerichtsverfahren wartet:

Weiß jemand ob die @FiscaliaCol [Kolumbianische Staatsanwaltschaft] dem Angreifer von Natalia Ponce den Prozess gemacht hat? Wozu nützt ihr ein Gesetz mit ihrem Namen, wenn der Täter straffrei bleibt?

Juan Davíd C lobt den Präsidenten und erwähnt ein weiteres, verabschiedetes Gesetz:

@JuanManSantosWir sollten die positiven Dinge hervorheben. Es freut mich, dass sie die Gesetze gegen Tierquälerei und gegen Säureattacken unterzeichnet haben, danke

Während andere es feiern wie Alina Mican,

Das Gesetz #NataliaPonce ist ein großer Schritt gegen die Straffreiheit und für die Prävention von Säureattacken in Kolumbien.@Carlos_Guevara @MovimientoMIRA [Politische Bewegung in Kolumbien] hat es geschafft

Allerdings sprachen sich die Internetuser auch gegen den Namen des Gesetzes aus:

Das Gesetz gegen Säureattacken sollte nicht Natalia Ponce heißen, aus Respekt vor den tausend Frauen, die vor ihr angegriffen wurden (geben Sie wenigstens vor, es würde Sie interessieren)

Und Jesús Adel brachte, wie einige andere, seine Solidarität zum Ausdruck, auch wenn er nicht alle Einzelheiten des Gesetzes befürwortet:

NATALIA PONCE DE LEON, eine mutige Frau, Gott helfe ihr in ihrem Leben. Ihr Angreifer sollte lebenslänglich ins Gefängnis gehen.

Mit den Hashtags #‎NoMásAtaquesConÁcido und #NoMásÁcido [Schluss mit den Säureattacken, Schluss mit der Säure] zeigten die Twitterer öffentlich ihre Unterstützung. Hier der Tweet von Jorge Peñuela:

#NataliaPonce das Gesicht der Stärke, der Kampfes und der Vergebung.#NoMásAtaquesConÁcido [Schluss mit den Säureattacken] aus Respekt vor dem Leben, wegen des Rechts auf ein Leben in Frieden.

Hier äußerte sich auch Felipe Potes:

Man muss schon ein sehr kaltes Herz haben um jemanden mit #ácido [Säure] zu überschütten.

Schließlich wird Natalia Ponce sehr deutlich in ihrem Twitter Account:

Der Phoenix steigt aus der Asche und so auch die Stiftung Fundación Natalia Ponce de León #NoMásÁcido [Schluss mit der Säure] #FundaciónNPDL [Stiftung NPDL]

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