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In Singapur kann man “Fanny Hill” jetzt legal kaufen und lesen, aber der Playboy ist immer noch verboten

Kategorien: Ostasien, Singapur, Bürgermedien, Censorship, Kunst und Kultur, Literatur, Meinungsfreiheit, Politik, Recht
Bishan library in Singapore. Photo from Flickr page of  Ellen Forsyth, CC License [1]

Die Bishan-Bibliothek in Singapur. Foto von Ellen Forsyth (Flickr/CC License)

Singapurs Medienentwicklungsbehörde (MDA) hat das Verbot über 240 Bücher und Magazine aufgehoben, [2] hält aber immer noch das Verbot über die Einfuhr, den Verkauf und die Verbreitung von 17 weiteren Publikationen aufrecht, da sie als schädlich für das öffentliche Interesse angesehen werden.

Der Erlass [3] wurde am 25. November verabschiedet und auf dem Webportal der Behörde veröffentlicht. Die MDA gibt an, dass das Verbot nach einer Begutachtung [4] aufgehoben wurde, um “mit den sozialen Normen Schritt halten zu können”.

In de-gazetting these items, the Government has considered the prevailing content and community standards in Singapore. MDA assessed that a number of these de-gazetted publications are out-of-print or are permissible under today’s content standards.

Indem sie diese Artikel von der Liste genommen hat, hat die Regierung auch die vorherrschenden Inhalte und die gesellschaftlichen Standards in Singapur berücksichtigt. Die MDA stellte fest, dass einige der von der Liste genommenen Publikationen entweder nicht mehr verlegt werden, oder, was den Inhalt angeht, unter den heutigen Standards zulässig sind.

Unter den bisher verbannten Titeln befinden sich kommunistische Theaterstücke, malaiisische nationalistische Broschüren und erotische Romane. Die anti-kolonialistische Zeitschrift ‘Dravida Nadu’ wurde zum Beispiel 1949 verboten, das kommunistische Theaterstück ‘The Long March’ (Der lange Marsch) wurde 1959 für illegal erklärt und der Erotikroman ‘Fanny Hill’ kam 1966 zur Liste der verbotenen Bücher hinzu.

Memoirs of a Woman of Pleasure, popularly known as Fanny Hill, is an erotic novel by John Cleland first published in 1748. Image from Wikipedia [5]

Erinnerungen einer Amüsierdame, besser bekannt als Fanny Hill, ist ein Erotikroman von John Cleland, 1748 erstmals erschienen. Bild aus Wikipedia

Tamil periodical Dravida Nadu. Image from Wikipedia [6]

Die Tamil-Zeitschrift Dravida Nadu. Bild aus Wikipedia

Singapur verabschiedete das “Unerwünschte Publikationen”-Gesetzt 1967, das den Besitz von Publikationen, die von der Regierung als obszön oder gefährlich eingestuft werden, kriminalisiert.

Das letzte Verbot von der Regierung auf eine Publikation wurde 2004 aufgehoben, als der Druck und die Verteilung des Frauenmagazins Cosmopolitan nach 22-jährigem Verbot wieder erlaubt wurde.

Einige der ‘unerwünschten Publikationen’, die man jetzt nach dem letzten Beschluss der MDA in Singapur importieren und verkaufen kann, sind etwa Henry Millers ‘Die Welt des Sexus’, Das ‘World Student News’ Magazin, die malaiisch-nationalistische Zeitschrift ‘Nusa Dan Bangsa Melaju’ und der chinesischsprachige Erotikroman ‘Lockere Frauen aus wohlhabenden Familien’.

Andererseits hat der Beschluss der MDA das Verbot 17 weiterer Publikationen erneut bestätigt, da sie gegen die öffentliche Moral und nationale Interessen sind. Die meisten sind ‘hardcore pornographische’ Magazine, wie etwa Penthouse, Hustler und der Playboy. Die Regierung hat aber auch alle Publikationen der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft der Zeugen Jehovas und deren Internationaler Studentenvereinigung, eine Sekte die es ihren Mitgliedern verbietet, den Heerdienst zu absolvieren, verboten. Das Verbot der Publikationen der Zeugen Jehovahs wurde erstmals 1994 verabschiedet.

Der Beschluss der MDA wird nur wenig Einfluss auf die Verlagswelt haben, da viele der früher verbotenen Titel nicht mehr verlegt werden oder bereits unpopulär geworden sind. Nichtsdestotrotz macht dies auf die strengen Regulierungen der Medien in Singapur aufmerksam, was, wie viele glauben, das Recht der Menschen auf freie Meinungsäußerung untergräbt.