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Wie Soziale Medien indische Frauen ermutigen ihren Sari mit Stolz zu tragen

Kategorien: Südasien, Indien, Bürgermedien, Entwicklung, Geschichte, Kunst und Kultur, Protest, Wirtschaft & Handel
Indian women clad in Saree on the banks of River Ganges. Image by Oleksandr Rupeta. Copyright Demotix (8/8/2012) [1]

Indische Frauen im Sari am Ufer des Ganges. Foto von Oleksandr Rupets. Copyright Demotix (8.8.2012).

Immer mehr indische Frauen entscheiden sich heutzutage für westliche Kleidung statt für traditionelle indische Gewänder. Im Gegenzug versuchen etliche Initiativen, die Liebe zum Sari mit Hilfe von Online- und Offline-Kampagnen wiederzuerwecken.

Der Sari [2] ist eines der weltweit ältesten Kleidungsstücke für Frauen und besteht aus einem eleganten, ungenähten Tuch, dessen Länge zwischen 4,5 Metern und 8 Metern variiert und dessen Breite zwischen 1 und 1,5 Metern liegt.  Die Geschichte des Saris lässt sich bis zur Industalkultur zurückverfolgen (2800-1800 v. Chr.). Heutzutage wird der Sari weithin als Symbol für die Kulturen von Indien, Nepal, Bangladesch und Sri Lanka gesehen.

Heutige Modetrends in Indien bestehen oft aus einer Mischung [3] ethnischer und westlicher Moderichtungen, Saris werden als „Sarikleider” neu erfunden oder mit Blusen und Blazern getragen. Obwohl die meisten indischen Frauen den Sari nach wie vor sowohl im Alltag als auch zu speziellen Anlässen tragen, [4] wird westliche Damenmode immer beliebter.

Die Entscheidung, ob man einen Sari trägt oder nicht kann mehr bedeuten als ein einfaches „Fashion-Statement”. In dem Blog The Lives And Times of An Indian Homemaker [5] beklagt sich die Bloggerin wie folgt:

Since wearing of sari is often a compulsion, not wearing a sari is seen as an indication of a woman being allowed to make personal choices. [..] I knew one woman who wore jeans when her in laws were away and switched to sari when they were around, she said she did this to show them respect. [..]

Da es oft Pflicht ist, einen Sari zu tragen, kann der Verzicht auf einen Sari als Hinweis darauf dienen, dass es einer Frau gestattet ist, persönliche Entscheidungen zu treffen. […] Ich kannte eine Frau, die Jeans trug, wenn ihre Schwiegerelten nicht da waren und einen Sari, wenn sie da waren. Sie sagte, sie mache dies, um ihnen Respekt zu zollen. […]

Diejenigen, die Frauen am liebsten im Sari sehen, bezeichnen Frauen in westlicher Kleidung oft kritisch als „befreite, moderne, verwestlichte” Frauen.

IIn jüngster Vergangenheit taten diverse Kampagnen, Seminare und Festivals in verschiedenen Städten ihre Liebe zum Sari kund und forderten indische Frauen auf, öfter Saris zu tragen. Im Zuge einer Werbekampagne für den Sari organisierte eine Gruppierung namens Devidit  am 27. Oktober 2015 einen Flashmob [6] auf dem Select Citywalk in Delhi. Um die 50 Frauen in farbenfrohen Saris groovten zu beliebten Bollywood-Tanznummern:

#100SareePact

Ally Matthan und Anju Maudgal Kadam, zwei Unternehmer aus der südindischen Stadt Bengaluru, beobachteten, [7] dass urbane indische Frauen – vor allem diejenigen, die außer Haus arbeiten oder studieren – kaum noch Saris tragen, sondern praktische Kleidung wie Jeans und Kleider bevorzugen. Sie schworen sich deshalb, zweimal die Woche einen Sari zu tragen oder 100 Mal im Jahr.

So wurde der #100SareePact [8] geboren. Sie baten Leute, Geschichten, Fotos, Erinnerungen oder Gefühle, die mit dem Sari zu tun haben, mit einem Hashtag zu versehen. Schon bald schlossen sich weitere indische Frauen über Facebook [9] oder Twitter [10] an.

#Diwali [11] war wirklich glücklich glücklich!! #100sareepact [12] Sari Nummer 13 #sari [13]

 

#100SareePact [16] 79&80 an Karva Chauth. Ein bestickter pinker Sari anlässlich einer Mütter-Konferenz, ein poppiger mit chinesischen Ziermünzen zur Puja!

Die Webseite des 100 Saree Pact [8] erlaubt auch das Einsenden von Geschichten rund um den Sari.

Bhakti Bhargava [19] hat diese Geschichte eingereicht:

Faith faith faith…what is it today morning went head and asked my self this question….To have faith doesn’t mean you get any less frustrated when you don’t do your best, but you know that it’s not life and death. Take what you’re given, and when you continue to work hard, you will see results. That will give you the confidence you need to keep going. Hahahah ysss I think I m going to keep on going. Wearing a Kantha saree. It’s my love for kolkatta which surfaces now n then . Love the craftsmenship . This saree in deed has travelled lots of distance. From the heart of shantiniketan right into my heart

Glaube, Glaube, Glaube…heute morgen fragte ich mich…Wenn man gläubig ist, heißt das nicht, dass man weniger frustriert ist, wenn man nicht sein Bestes gibt. Wenn man gläubig ist weiß man aber, dass es nicht um Leben und Tod geht. Nimm was man dir gibt und wenn du weiterhin hart arbeitest, wirst du etwas erreichen. Das gibt dir dann die Kraft, um weiterzumachen. Ja ich denke, ich werde weitermachen. Trage einen Kantha-Sari. Das ist meine Liebe zu Kalkutta, die ab und zu durchscheint. Liebe die Kunstfertigkeit. Dieser Sari ist weit gereist. Aus dem Herzen von Santiniketan direkt in mein Herz.

#Unstitched: The Saree Project

#UNSTITCHED / The Sari Project [20] ist ein internationales, gemeinschaftliches Aktionskunstprojekt, das von der bildenden Künstlerin Meera Sethi aus Toronto ins Leben gerufen wurde, die mit einem einzigen ungenähten Stück Stoff – einem 5,5 Meter großen Sari – eine Gemeinschaft aus 108 Südasiaten gründen möchte. 108 ist die Gesamtzahl der Perlen in einem hinduistischen Rosenkranz.

Larehria, Bandhej Sarees. Image from Flickr by Bharat Singh. CC BY-NC-ND [21]

Larehria Bandhej-Saris. Bild von Bharat Singh auf Flickr. CC BY-NC-ND

Die Teilnehmer erhalten eine Schachtel, die einen Sari, einen Unterrock, eine Kamera und ein Notizbuch mit Anweisungen enthält. Falls sie das Paket behalten möchten, müssen sie den Sari tragen und den Prozess fotografisch, über soziale Medien und mittels Notizen dokumentieren. Das Projekt ist bereits angelaufen und wird hier dokumentiert. [22]

#SareeNotSorry

Tanya Rawal, eine Lehrbeauftragte an der University of California, Riverside, startete im September eine Kampagne mit dem Namen #SareeNotSorry. Nachdem sie kürzlich einen Urlaub in Indien verbracht hatte, begann Rawal Bilder von sich im Sari auf Instagram zu posten. Schon bald entwickelte sich hieraus eine Bewegung [23] mit dem Ziel, das traditionelle indische Kleidungsstück als Symbol für den Kampf gegen ein Stigma zu nutzen und indisch-amerikanischen Frauen zu helfen, auszudrücken, was es bedeutet in der heutigen Welt indisch zu sein.

In einem Artikel für Medium mit dem Titel „Saree, Not Sorry: My Dreams Are In Hinglish [24]” erklärte Rawahl kürzlich: „Es ist an der Zeit, dass wir aufhören, uns für unsere Hautfarbe, Sprache und Kultur zu entschuldigen.” Sie äußerte die Meinung, dass das Akzeptieren der eignenen kulturellen Geschichte der erste Schritt in die richtige Richtung ist.

Viele nutzen Soziale Medien, um ihrem Ruf zu folgen:

#diwali [28] eve #SareeNotSorry [29] Ich und meine Welt!

Sreet Bhatt [32], eine in Australien lebende Inderin, schreibt über den Anstoß für die Kampagnen zugunsten des Saris:

We, along with the younger generation of India should make it a point to wear Saree more often, not wait for reasons to drape it rather make it a reason to celebrate our ethnicity and femininity.

Zusanmmen mit der jüngeren Generation Indiens sollten wir Wert darauf legen, öfter Saris zu tragen, nicht auf Anlässe  zu warten, den Sari zu wickeln, sondern den Sari als Anlass zu sehen, unsere ethnische Zugehörigkeit und Weiblichkeit zu feiern.