Der 9. November in Deutschland: Ein Tag um unsere physischen und kulturellen Mauern zu überwinden

Fall der Berliner Mauer

Fluchtwege: Fall der Berliner Mauer 1989. Physische und kulturelle Mauern stehen auch im Jahr 2015 für das Schicksal vieler Flüchtlinge. Auf Flickr von Raphaël Thiémard (CC BY-SA 2.0)

1918, 1938, 1989: Der 9. November ist ein bedeutender Tag in der deutschen Geschichte, in Deutschland auch bekannt als Schicksalstag der Deutschen. Neben der Novemberrevolution am 9. November 1918, die am Ende des Ersten Weltkrieges zum Sturz der Monarchie führte, wird heute in Deutschland besonders zwei historischer Ereignisse gedacht: der Reichspogromnacht, die ersten von dem nationalsozialistischen Regime gelenkten, gewaltsamen Aktionen gegen Juden am 9. November 1938 und dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989. Beide Ereignisse sind im Jahr 2015 präsenter denn je: genau an diesem Tag will in Deutschland die rechtsextreme Bewegung PEGIDA (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) wie jeden Montag seit über einem Jahr zu Demonstrationen aufrufen.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden deutschlandweit tausende Synagogen, jüdische Versammlungsstätten, jüdische Geschäfte, Wohnungen und Friedhöfe zerstört. Dieser Tag markierte den Übergang der Diskriminierung zur systematischen Verfolgung und Ermordung von Juden während des Zweiten Weltkrieges. Nutzer in den Sozialen Netzwerken zeigen ihre Anteilnahme. Hier ein Foto von einem “Stolperstein“, einer Gedenktafel, die vor den Häusern der Verfolgten und Deportierten verlegt wurde.

Ein weiteres Ereignis war der Mauerfall am 9. November 1989. Die Berliner Mauer, welche mehr als 28 Jahre lang die DDR (Deutsch Demokratische Republik) von der Bundesrepublik Deutschland trennte, wurde nach Bürgerprotesten am 9. November schrittweise geöffnet. Ein Jahr später kam es zur deutschen Wiedervereinigung.

Das Gedenken am 9. November 2015 hat jedoch eine Wendung genommen, denn neben vielen Gedenkveranstaltungen wurde heute auch der rechten Gruppierung PEGIDA erlaubt, zu Demonstrationen aufzurufen. Die Stadt München untersagte der Gruppe zunächst zu demonstrieren, ein Verwaltungsgericht in München hob dieses Verbot aber jetzt auf. Für viele Deutsche ist der Aufmarsch einer rechtsorientierten Gruppe an diesem Tag unerträglich. Vielerorts nahmen im Zuge des Flüchtlingszustroms fremdenfeindlich motivierte Straftaten und Übergriffe auf Flüchtlingsunterkünfte zu, rechte Gruppierungen wuchsen. Die islamfeindliche Gruppierung PEGIDA ruft seit dem Sommer 2014 deutschlandweit zu Demonstrationen auf, besonders in Dresden folgten dem Aufruf Tausende.

In sozialen Netzwerken wird der Aufmarsch von PEGIDA scharf kritisiert. Einige Nutzer ziehen Vergleiche zwischen der Gewalt gegen Juden in der Pogromnacht 1938 und der fremdenfeindlichen Gewalt im Jahr 2015:

Der 9. November sollte aber vor allem als Mahnung dienen, dass Fremdenfeindlichkeit und Mauern auch im Jahr 2015 keine Lösung sind. Das Überwinden von physischen und kulturellen Mauern ist eine Herausforderung, die Deutschland schon einmal geschafft hat.

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