Venezuela: Proteste gegen die Massendeportation kolumbianischer Einwanderer

Temiendo ser deportados o agredidos durante la suspensión de garantias constitucionales, muchos inmigrantes indocumentados colombianos han empezado a cruzar el río Táchira para huir de Venezuela. Foto tomada de la cuenta en Instagram de Daniel Blanco y usada con autorización.

Aus Angst während des Ausnahmezustandes deportiert oder angegriffen zu werden, haben mehrere illegale kolumbianische Einwanderer begonnen den Fluss Táchira zu durchqueren, um aus Venezuela zu fliehen. Foto von Daniel Blancos Instagram Account (@danielblancopz). Mit Nuztungserlaubnis.

Laut Táchiras Gouverneur, José Gregorio Vielma Mora, wurden mindestens 1.000 Menschen nach Kolumbien deportiert, nachdem der Präsident Venezuelas, Nicolás Maduro, in sechs Gemeinden des Bundesstaats Táchira den Ausnahmezustand verhängt hatte. [Viele Kolumbianer sind vor den bewaffneten Konflikten, die in ihrem Land seit circa 50 Jahren andauern, ins benachbarte Venezuela geflohen und leben dort nun als illegale Einwanderer.]

Die Maßnahme, die es der Regierung erlaubt den Rechtsgrundsatz aufzuheben, wurde am 21. August 2015 in Kraft gesetzt, um die „Miliz, den Drogenhandel und den Grenzschmuggel” zu bekämpfen. Zwei Tage zuvor waren drei Soldaten bei einer Auseinandersetzung mit einer mutmaßlichen Schmuggler-Gruppe verletzt worden.

Als Antwort auf diesen Gewaltausbruch, bekundete Maduro sein Entsetzen und den Wunsch danach weiterhin gegen die „Miliz aus Kolumbien” anzukämpfen. Er rief auch „die kolumbianischen Behörden zur Kooperation auf, um die Angreifer zu identifizieren und festzunehmen, falls sie schon die Grenze überquert haben”:

Quiero expresar mi repudio, mi dolor por este ataque, esta emboscada, que hubo contra dos jóvenes tenientes, contra unos soldados de nuestra patria en San Antonio del Táchira, he estado siguiendo detalle de los sucesos  y realmente es indignante, es doloroso. Todo el pueblo en este momento debe solidarse con nuestra Fuerza Armada Nacional Bolivariana y con la juventud bolivariana militar que está en la frontera defendiendo el derecho a la paz.

Hiermit möchte ich meine Ablehnung, meinen Kummer bekunden, den dieser Angriff, dieser Überfall in mir auslöst. Er war gegen diese zwei jungen Leutnants gerichtet und gegen einige Soldaten aus unserem Heimatland San Antonio del Táchira. Ich verfolge diese Vorfälle sehr genau, sie sind abscheulich und bringen viel Leid mit sich. Die ganze Stadt sollte sich mit den bolivarischen Streitkräften und der bolivarischen Jugendarmee solidarisch zeigen, die an der Landesgrenze das Recht auf Frieden verteidigen.

Der Einsatz konzentriert sich auf die Barackenstadt La Invasión, in der hunderte Kolumbianer im Bundesstaat Táchira leben. La Invasión gilt bei den venezolanischen Behörden als Unterschlupf für Schmuggler und paramilitärische Einheiten. Viele Kolumbianer haben aufgrund der Ausweisungen das Land freiwillig verlassen.

Die zunehmenden Subventionen, die von der venezolanischen Regierung vorrangig für Nahrungsmittel und Benzin ausgegeben werden, haben das Schmuggeln in das benachbarte Land noch gefördert. Auch Händler und Geschäftsleute aus dem Departamento de Norte de Santander [ein Gebiet im Nordosten des Landes] haben sich über den Schmuggel beschwert.

Die unzähligen Berichte und Geschichten, die seit den planmäßigen Razzien und Deportationen in Umlauf sind, haben die unterschiedlichsten Reaktionen hervorgerufen. Auf ihrem Blog, El Zaperoco de Naky (Naky's Durcheinander) kritisiert Naky Soto den venezolanischen Staatspräsidenten Nicolás Maduro und beschreibt die derzeitige Lage an der kolumbianischen Grenze:

Nada de lo que dijo Nicolás justifica el desplazamiento arbitrario de mil colombianos, ni la demolición de sus casas, ni las vejaciones sufridas, ni el discurso xenofóbico que cree se arregla al decir que los ama. Nada justifica las imágenes de niños durmiendo en tiendas de campaña, mientras sus padres relatan todo lo que perdieron.

Nichts von dem, was Nicolás gesagt hat rechtfertigt die willkürliche Vertreibung tausender Kolumbianer, noch den Abriss ihrer Häuser, noch die Schikanen, oder seine ausländerfeindlichen Reden, die er  versucht abzumildern, indem er sagt er würde sie lieben. Mit nichts können die Fotos von Kindern, die in Zelten schlafen müssen gerechtfertigt werden, wo doch ihre Eltern zur gleichen Zeit beschreiben müssen, was sie alles verloren haben.

Auf ihrem Twitter erklärt die Journalistin Omaira Labrador was gerade in Táchira geschieht:

Einige von ihnen wurden aus La Invasión ausgewiesen und andere gehen weg, weil sie meinen „das wird noch eine Weile so weitergehen.” Sie nehmen ihr Hab und Gut mit sich.

Obwohl die venezolanischen Behörden behaupten, die Rechte der Deportierten zu respektieren, wird jedoch die wahre zermürbende Art des Vorgangs durch Fotos und Videos, die auf sozialen Netzwerken geteilt werden, sichtbar. Seit die Grenze zwischen den beiden Länder dicht gemacht wurde, müssen die zurückkehrenden Kolumbianer den Táchira Fluss durchqueren, der die natürliche Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela bildet.

Dieses Video zeigt eine Gruppe Kolumbianer während sie den Fluss durchqueren und dabei ihre Nationalhymne singen:

Amnesty International warnte:

las personas deportadas habrían sido detenidas en operativos conjuntos de la Guardia Nacional y la Fuerza Armada y expulsadas a Colombia sin oportunidad de impugnar su expulsión o sin tener la posibilidad de recoger sus pertenencias. En algunos casos se han denunciado maltratos durante la detención, desalojos forzosos y demolición de casas donde vivían o se cree que vivían nacionales colombianos sin ningún tipo de respeto de garantías.

die Ausgewiesenen, die durch die gemeinsamen Aktionen der Nationalgarde und der Streitkräfte verhaftet worden und nach Kolumbien verjagt worden, hatten keine Möglichkeit sich über ihre Vertreibung zu beschweren, geschweige denn ihr Hab und Gut mitzunehmen. In manchen Fällen wird von Misshandlungen bei den Vertreibungen berichtet. Es gab Zwangsräumungen und es wurden Häuser abgerissen, in denen Kolumbianer gemeldet waren, oder aber auch wenn nur vermutet wurde, dass Kolumbianer einmal dort gewohnt haben. Das alles geschah ohne jeglichen Respekt ihrer Rechte.

A für Abriss

Als wären die Vertreibungen noch nicht genug, so wurden Wohnhäuser in La Invasión entweder mit einem R für revisar (Kontrolle) oder einem A für Abriss markiert.

Von den Deportierten wissen wir, dass die Nationalgarde sie einfach fragte: „Bist du Venezolaner oder Kolumbianer?” dann wurden ihre Häuser dementsprechend markiert und sie wurden gezwungen es zu verlassen…Ehrlich!

Die Angelegenheit wurde sogar von Kolumbiens Ex-Präsident César Gaviria kommentiert:

Gaviria: Die grenznahen Häuser der Kolumbianer zu markieren, um sie somit für den Abriss freizugeben, gleicht faschistischem Vorgehensweisen

In San Antonio del Táchira und Rubio finden die Deportationen nicht viel Unterstützung. Mitgefühl breitet sich über das ganze Land aus. Die Leute äußern ihre Meinung gegen die Vorgehensweisen der Behörden durch soziale Medien mit Hashtags wie zum Beispiel, #ParceVenezuelaTeQuiere (Venezuela mag dich, Freund) oder #ChamoColombiaTeQuiere (Kolumbien mag dich, Kumpel).

Olga Isabel Ramos schrieb auf Twitter:

Venezuela steht hinter seinen Brüdern aus Kolumbien schon wegen einer solchen Willkür und Misshandlung durch diese Regierung

Wir sollten die Welt wissen lassen, dass wir uns für NICOLÁS MADURO schämen und dass wir Venezolaner dieses Chaos NICHT BEFÜRWORTEN!

Um diese Tragödie die er selbst verursacht hat zu vertuschen, bedient sich Nicolás Maduro perverser Ansichten über Nationalismus und Ausländerfeindlichkeit gegen Kolumbianer.

Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos gab bekannt, dass er für die Mitbürger an der Grenze Hilfe angefordert hat:

Ich habe dem Innenminister, Juan Fernando Cristo, Anweisungen gegeben eine Sonderkommission zur Grenze nach Venezuela zu leiten, um jenen zu helfen, die durch die Schließung der Grenze betroffen sind.

Auch Kolumbiens Büro der Bürgerbeauftragten schickte Hilfe zur Grenze:

Die Kommission des Bürgerbüros reiste zu Venezuelas Grenze, um die Berichte der Zwangsausgewiesenen öffentlich zu machen.

Indes haben die Verfechter des Chavismus, einem linksgerichteten politischen Flügel, der sich zum verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez bekennt, ihre Unterstützung für diese Maßnahmen gezeigt:

#Alle für Nicolás, kommt Leute, lasst uns diesen Hashtag verbreiten, um damit unseren Präsidenten NICOLAS MADURO zu unterstützen.

Meinen brüderlichen Gruß an Nicolás Maduro und meine ehrliche Unterstützung für die Bolivarische Revolution. Lasst uns alle Streitkräfte zusammenführen, um das Bolivarische Heimatland zu schützen.

Viele haben darauf hingewiesen, wie ironisch die Deportationen von Kolumbianern aus Venezuela doch sind. Im Moment wandern nämlich viele Venezolaner selber aus, um der politischen und wirtschaftlichen Krise zu entfliehen. Neben den USA, Spanien, Italien und Portugal, ist auch Kolumbien eines der beliebten Ziele. Kolumbiens Außenministerin, María Angela Holguín, sagte, dass im Land 250.000 Venezolaner seien, neben zusätzlichen 250.000, die ständig zwischen der Grenze wechselten. Laut den Daten der Einwanderungsbehörde, gab es im Jahr 1999, 56.683 Einreisen von Venezolanern, die ins Land kamen und 58.581 Ausreisen. Im Jahr 2012 aber gab es die Rekordzahlen von 181.674 Einreisen und 179.984 Ausreisen, was zeigt, dass hunderte Venezolaner im Land blieben.

Trotz der Zusammentreffen beider Außenministerien, hat Maduro verkündet, dass er keine Grenzöffnung in nächster Zeit beabsichtige. Dazu meinte er, dass die Grenze nicht geöffnet würde, bevor nicht „ein Minimum an friedlicher Koexistenz und Respekt für Legalität wieder hergestellt wäre.”

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