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Günstige Gesundheitsberatung per Post: Dieser Arzt schrieb tausende Postkarten

Kategorien: Südasien, Indien, Bürgermedien, Gesundheit, Menschenrechte
Dr. Aaraveeti Ramayogaiah, a government doctor in the Indian state of Andhra Pradesh, says he wrote 27 thousand postcards about preventive medicine during his career. Credit: Rahul M

Dr. Aaraveeti Ramayogaiah, indischer Amtsarzt aus dem Bundestaat Andrah Pradesh gibt an, während seiner Zeit als Arzt, 27.000 Postkarten mit Tipps zur medizinischen Vorsorge geschrieben zu haben. Credit: Rahul M

Dieser Artikel und die Radioreportage, verfasst von Daniel Gross [1] für The World, [2] erschienen im Original am 19. August 2015 bei PRI.org [3]. Gemäß einer Vereinbarung zur gemeinsamen Nutzung von Inhalten wurde der Artikel hier wieder veröffentlicht. 

Falls nicht anders angegeben führen alle Links in diesem Artikel zu englischsprachigen Webseiten.

In den Städten Indiens sind Hightech-Krankenhäuser nun üblich. Aber sie sind auch teuer [4] und somit für die arme Bevölkerung unerschwinglich.

Um Gesundheitstipps günstig zu vermitteln, hat ein indischer Arzt eine Methode mit äußerst geringem technischem Aufwand gefunden: Er schrieb einfach Postkarten.

Im Verlauf seines Berufslebens schrieb Dr. Aaraveeti Ramayogaiah ungefähr 27.000 Postkarten an Patienten und Bekannte. Die meisten davon erklärten präventive Gesundheitsmaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen und das Abkochen des Trinkwassers. Die Postkarten waren dazu bestimmt, den vielen tausend Leuten zu helfen, die sich entweder keinen Arzt leisten konnten oder nicht leicht einen Arzt erreichen konnten.

In einem Interview mit dem indischen Journalisten Rahul M [5]., erklärte Dr. Ramayogaiah, er stamme aus einer armen Familie und wurde im Alter von 27 Jahren Arzt für die Regierung.

„Er fing an zu bemerken, wie Indiens Gesundheitssystem durch Profitgier gesteuert wurde und dass das in hohem Maße mit der pharmazeutischen Industrie in Zusammenhang stand”, sagte Rahul.

Die hohen Pflegekosten spornten Ramayogaiah an, einen anderen Weg einzuschlagen. Er sammelte die Postadressen von tausenden Patienten und sogar von Patienten, die er nicht persönlich kannte. Auf seinen Postkarten erklärte er, dass manche Gesundheitsprobleme wie zum Beispiel Durchfallerkrankungen auch ohne ärztliche Behandlung vermieden werden können.

Er empfahl den Einwohnern von Gemeinden, die einen Arzt nur schwer erreichen können, die sanitären Anlagen und den Umweltschutz zu verbessern.

Seine Postkartenkampagne und seine Artikel machten in den indischen Zeitungen Schlagzeilen. Dennoch, wegen seiner starren Haltung gegenüber den überteuerten, kommerziellen Krankenhäuser, nähmen ihn manche Stellen nicht für Ernst, vertraute er Rahul an.

A postcard addressed to the journalist Rahul M. Credit: Rahul M

Eine an den Journalisten Rahul M. adressierte Postkarte. Quelle: Rahul M

Erst kürzlich wurde Ramayogaiahs Widerstand gegen die teuren Krankenhäuser äußerst persönlich. „Er leidet an Krebs”, erklärt Rahul. Ein Gehirntumor schwächt ihn und zwingt ihn zu Bett.

Trotz seines schlechten Gesundheitszustandes hegt Ramayogaiah immer noch Zweifel gegenüber den profitorientierten Krankenhäusern Indiens. Er möchte nicht in einem dieser „guten” Krankenhäuser behandelt werden, zitiert Rahul.

„Sein gesamtes Leben lang hat er gegen das System der Gesundheitsvermarktung gekämpft”, fügt Rahul noch hinzu. „Was wohl das einzige System ist, dass ihm helfen könnte sein Leben noch ein bisschen zu verlängern. Aber in gewisser Weise sind ihm seine Prinzipien wichtiger als sein eigenes Leben.”