Diese Erfindung von Nachwuchswissenschaftlern könnte tausende Menschen vor Malaria schützen

Niyondiko und Dembélé auf einem Screenshot des Videos für ihre Präsentation auf der Maker Faire in Rom, November 2014.

Niyondiko und Dembélé auf einem Screenshot des Videos für ihre Präsentation auf der Maker Faire in Rom, November 2014.

Tausenden Menschen das Leben zu retten muss nicht Millionen Dollar kosten. Zwei Studenten aus Afrika haben kürzlich demonstriert, dass es nur 59 US-Cent kostet, mehrere Menschen vor Malaria zu schützen. Die Lösung kann so einfach sein wie ein Stück Seife.

Moctar Dembélé aus Burkina Faso und Gerard Niyondiko aus Burundi sind Studenten am International Institute for Water and Environmental Engineering (deutsch: Internationales Institut für Wasser- und Umwelttechnik) in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou. Dembélé und Niyondiko ist die Bedrohung durch Malaria nicht fremd. Malaria ist die Haupttodesursache im Subsahara-Gebiet. Jedes Jahr sterben mehr als 600.000 Menschen weltweit an Malaria, einer Parasitenkrankheit, die durch die Stiche von Moskitos auf den Menschen übertragen wird. Die Symptome sind typischerweise Fieber, Müdigkeit, Erbrechen und Kopfschmerz.

Um diese Krankheit zu bekämpfen, haben Dembélé und Niyondiko eine Seife aus heimischen Kräutern und natürlichen Inhaltsstoffen wie Sheabutter und Zitronengrasöl erfunden, die die krankheitsübertragenden Moskitos abwehrt. Sie haben diese Seife “Faso Soap” genannt. Das Konzept ist deshalb attraktiv, weil es sowohl sehr praktisch als auch erschwinglich ist:

Kürzlich wurde ihr Projekt bei der Global Social Venture Competition der University of California in Berkeley ausgezeichnet, sodass Dembélés und Niyondikos Vorhaben nun mit 26.500 US-Dollar unterstützt wird.

Die Wissenschaft hinter dieser Idee sei ziemlich einfach, erklärt Hugo Jalinière, ein Wissenschaftsreporter der Sciences et Avenir, einem französischen Wissenschaftsmagazin:

Le savon possède deux caractéristiques: D’abord, une capacité à repousser les moustiques par son odeur. Mais il contient également un composant intérieur qui tue les larves et empêche leur prolifération dans les eaux stagnantes. Les tests effectués sur un échantillon de la population à Ouagadougou se sont en tous cas révélés assez concluants.

Die Seife wirkt in doppelter Weise als Abwehrmittel gegen Moskitos: Ihr Geruch stößt die Tiere ab und eine enthaltene Substanz tötet die Larven und verhindert ihre Vermehrung in stehendem Wasser. Die Tests, die an einer Beispielgruppe in Ouagadougou durchgeführt wurden, hatten vielversprechende Ergebnisse.

Nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es circa 200 Millionen Fälle von Malaria-Infektionen jährlich, davon verlaufen ungefähr 660.000 tödlich. Bisher gibt es noch keinen Impfstoff gegen Malaria, aber zur Behandlung der verschiedenen Symptome ist eine Fülle von Medikamenten verfügbar. Trotz der vielen Präventionsmaßnahmen ist ein 100%-iger Schutz vor den erregertragenden Moskitos nicht möglich und Abwehrmittel sind bereits Teil der Zusammenstellung von Präventionsmaßnahmen, die in der Region durchgeführt werden.

Forscher haben auf Pflanzenstoffen basierende Abwehrmittel gegen Moskitos ausführlich untersucht. Sarah Moore, eine Wissenschaftlerin vom Londoner Institut für Hygiene und Tropische Medizin, sagt, die Ergebnisse von Studien zur Effektivität solcher Abwehrmittel seien bisher nicht schlüssig, aber ihre Verwendung habe aufgrund der Rationalität solcher Messungen an Popularität gewonnen:

The field of plant-based repellents is moving forward as consumers demand means of protection from arthropod bites that are safe, pleasant to use and environmentally sustainable. It is also extremely fertile due to wealth of insecticidal compounds found in plants as defences against insects. The modern pyrethroids that are the mainstay of the current malaria elimination program that is making excellent progress are harmless to mammals.

Der Bereich der pflanzenbasierten Abwehrmittel wird stärker, weil die Konsumenten Mittel zum Schutz vor Insektenbissen verlangen, die sowohl sicher und angenehm zu verwenden als auch umweltverträglich sind. Es ist außerdem sehr vorteilhaft, dass die Pflanzen sich selbst durch insektizide Verbindungen schützen, die als Abwehrmechanismen dienen. Die modernen Pyrethroide [synthetische Insektizide, die an die Hauptwirkstoffe des pflanzlichen Pyrethrums angelehnt sind] bilden aktuell die Hauptstütze des Malaria-Bekämpfungsprogramms, das große Fortschritte macht, und sind für Säugetiere unschädlich.

Screen Capture of Interactive Africa Map of Artemisinins data via WWARN

Screenshot einer interaktiven Afrika-Karte, die die Behandlung mit Artemisinin zeigt (Daten von WWARN)

Dembélé und Niyondiko sind sich auch schmerzlich der wirtschaftlichen Hindernisse der Malariabekämpfung bewusst. Niyondikos Heimatland Burundi steckt aktuell mitten in einer ernsten humanitären Krise und das Land ist auf Platz 167 von 177 Ländern auf dem Entwicklungsindex der Vereinten Nationen. Burkina Faso erlebte kürzlich seinen eigenen politischen Aufruhr und etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt von weniger als 1,25 US-Dollar am Tag.

Alle nachhaltigen Lösungen für das Malariaproblem in Afrika müssen in Anbetracht der regionalen Geschichte und fortwährender Kämpfe besonders erschwinglich sein. Aus diesem Grund wollten Dembélé und Niyondiko die Faso Soap so preiswert wie möglich herstellen.

Es gibt keinen passenderen Zeitpunkt für dieses Projekt — das Worldwide Antimalarial Resistance Network (ein weltweites Netzwerk zur Untersuchung der Resistenz von Erregern gegen Antimalaria-Medikamente) hat vor Kurzem Gesundheitsämter davor gewarnt, dass die Resistenz gegen das Antimalaria-Medikament Artemisinin steigt:

As of February 2015, artemisinin resistance has been confirmed in 5 countries […] In the large majority of sites, patients with artemisinin-resistant parasites still recover after treatment, provided that they are treated with an ACT containing an effective partner drug. However, along the Cambodia-Thailand border, P. falciparum has become resistant to almost all available antimalarial medicines. There is a real risk that multidrug resistance will soon emerge in other parts of the subregion as well.

Artemisininresistenz ist in 5 Ländern bestätigt worden (Stand: Februar 2015). […] In den meisten dieser Gegenden genesen die Patienten mit den resistenten Erregern nach der Behandlung wieder, wenn sie eine sogenannte ACT, also eine kombinierte Artemisinintherapie erhalten, die ein effektives Partnermedikament enthält. Allerdings ist an der Grenze zwischen Kambodscha und Thailand die Art Plasmodium falciparum gegen fast alle verfügbaren Antimalariamedikamente resistent geworden. Es besteht ein echtes Risiko, dass sich diese Multidrug-Resistenz auch in anderen Teilen der Subregion verbreitet.

Dembélé und Niyondiko wissen, dass der Weg noch weit ist, aber sie sagen, sie seien vorbereitet auf einen längeren Kampf. Dembélé sagt, es gehe dabei um mehr als nur die Krankheit zu besiegen; es gehe auch darum, Afrika mehr Hoffnung für die eigene Zukunft zu geben. Nach der Auszeichnung der UC Berkeley sagte er:

Je suis très content que ce prix revienne en Afrique et particulièrement au Burkina Faso. C’est la première fois qu’une équipe non américaine remporte ce prix. C’est la fierté pour la jeunesse, c’est la fierté pour l’Afrique. Ça doit encourager la jeunesse à aller de l’avant.

Ich bin sehr froh, dass diese Auszeichnung auch ein Sieg für Afrika und vor allem für Burkina Faso ist. Das ist das erste Mal, dass ein Team, das nicht aus Amerika ist, diese Auszeichnung bekommt. Sie ist zu Ehren der ganzen Jugend Afrikas. Wir hoffen, dies wird andere inspirieren, weiter zu gehen.

2 Kommentare

  • Johannes Königer

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    mit großem Interesse habe ich Ihre Information bezügl. der Herstellung einer Antimalaria-Seife zur Kenntnis genommen.
    Für ein von mir betriebenes Projekt in Indien wäre es sehr wichtig zu wissen, zu welchem Mengenanteil das benötigte Zitronengras bzw. Zitronenöl der Seife beigegeben werden muß.
    Vielleicht können Sie dies für mich in Erfahrung bringen.
    Mit besten Grüßen und guten Wünschen
    Johannes Königer

    • Sehr geehrter Herr Königer,
      vielen Dank für Ihren Kommentar und Ihr Interesse an dem Thema. Ich bin mir nicht sicher, ob der Autor des Originalartikels noch Kontakt zu seinen Quellen hegt. Allerdings habe ich selber ein wenig recherchiert und denke, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass Sie an die Mengenangaben herankommen können, da es sich um ein kommerzielles Projekt zu handeln scheint. Ich habe eine aktuelle Website zu dem Projekt gefunden, mit deren Hilfe Sie die Erfinder und deren Team eventuell direkt kontaktieren können.

      https://www.maia-africa.com/en/

      Ich hoffe, das hilft Ihnen weiter.
      Herzliche Grüße,
      Ihr GV Deutsch Team

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