Fünf äthiopische Journalisten aus der Haft entlassen, aber andere bleiben hinter Gittern

Asmamaw und Tesfalem sind frei, mit Blena Sahilu. Foto: @BlenaSahilu via Twitter.
Am 9. Juli um 20:00 Uhr GMT aktualisiert
Seit dem 8. Juli sind in Addis Abeba, Äthiopien, drei Autoren wieder auf freiem Fuß, nachdem sie, des Terrorismus beschuldigt, 439 Tage hinter Gittern verbringen mussten. Die Journalisten Tesfalem Waldyes und Asmamaw Hailegiorgis, sowie der Universitätsprofessor für Philosophie und Global Voices-Übersetzer Zelalem Kiberet, waren im April 2014 gemeinsam mit sechs anderen Bloggern und Journalisten verhaftet worden. Die meisten von ihnen hatten sich in Äthiopiens Bloggerkollektiv Zone9 zusammengeschlossen. Alle Anklagepunkte gegen die drei Männer wurden zurückgezogen.

Zelalem Kiberet im Alter von 25. Foto von Zelalems Blog.
Gleichtägig meldete Radio FANA, ein als regierungsnah bekannter Sender, dass die Behörden auch die Anklagen gegen die Bloggerinnen Mahlet Fantahun und Edom Kassaye fallengelassen haben. Beide Frauen wurden am 9. Juli aus ihrer Haft entlassen.
Vier der Blogger bleiben hinter Gittern. Die gegen sie erhobenen Vorwürfe werden aufrecht erhalten; in einem Gerichtsverfahren, das nur mit Mühe ernsthaft in Gang gekommen ist. Zu dieser Gruppe gehören Befeqadu Hailu, Natnael Feleke, Atnaf Berahane und Abel Wabela. Alle vier sind Global Voices-Autoren und -Übersetzer.
Tesfalem sagte gegenüber Addis Standard, dass er am Morgen des 8. Juli seinen Namen aus den Lautsprechern des Klinto-Gefängnisses hörte, wo die Autoren seit über einem Jahr festgehalten werden. Ein Beamter des Gefängnisses rief auch noch die Namen von Zelalem und Asmamaw und erklärte, dass alle Anklagepunkte gegen sie zurückgezogen worden sind. Nur wenige Stunden später waren sie frei.
Kurz nachdem diese Nachricht von Freunden bestätigt worden ist, gewann der #FreeZone9Bloggers-Hashtag bei Twitter an Schwung: Die aus dem Klinto-Gefängnis entlassenen und nun wieder freien Männer wurden auf das Herzlichste begrüßt. Blena Sahilu, eine enge Freundin der Gruppe, twitterte kurz vor ihrem Wiedersehen mit Tesfalem ihre Freude und ihr ungläubiges Staunen, das in ihren Kurznachrichten mit Händen zu greifen war:
I'm shaking with joy and disbelief!!! I'm five minutes away from Tesfalem. I'm going to see him noww Is this real??? 😀😀😀 — Blena (@BlenaSahilu) July 8, 2015
Ich zittere vor Freude und kann es noch gar nicht glauben!!! Ich bin nur noch fünf Minuten von Tesfalem entfernt. Gleich werde ich ihn sehen, ist das wirklich wahr???
Zahlreiche Unterstützer posteten Fotos des emotionsgeladenen Wiedersehens zwischen Zelalem und seiner Freundin:
Zola & Siti ❤️❤️❤️ pic.twitter.com/Y2j6TtZITJ — Blena (@BlenaSahilu) July 8, 2015
Die äthiopische Autorin Maaza Mengiste, eine aktive Unterstützerin der #FreeZone9Bloggers-Kampagne, lobte die Anstrengungen all derer, die auf diesen Fall aufmerksam gemacht haben:
Credit also goes to them for rallying voices, fund drives, writing articles, keeping them in our minds & hearts #Ethiopia #FreeZone9Blogers
— Maaza Mengiste (@MaazaMengiste) July 8, 2015
Dieser Dank gilt allen, die Sprachrohre waren, Geld gesammelt und Artikel veröffentlicht haben, sodass wir sie immer in unseren Gedanken & Herzen hatten #Ethiopia #FreeZone9Bloggers
Vor ihrer Verhaftung im Jahre 2014 bearbeiteten die Blogger der Zone9 soziale und politische Themen Äthiopiens, sie verlangten die Einhaltung der Menschenrechte und setzten sich für eine Rechenschaftspflicht der Regierung ein. Die Mitwirkenden des Kollektivs waren für ihre kritische Haltung gegenüber der Regierungspolitik und der praktischen Staatsführung bekannt. Vor ihrer Inhaftierung waren sie deshalb mehrmals bedroht worden. Allerdings waren sie nie einer direkten Strafverfolgung ausgesetzt, bis zum April 2014. Nachdem ihnen zunächst nur allgemein gehaltene Vorwürfe gemacht worden sind, wie Unruhestiftung durch soziale Medien, sind sie später auf Grundlage der Antiterrorismus-Proklamation des Landes angeklagt worden.

Mitglieder der Zone9 in Addis Abeba, 2012. Von links: Natnael, Abel, Befeqadu, Mahlet, Zelalem und Atnaf. Foto: Endalk Chala, mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.
Neben der überquellenden Freude und dem ungläubigen Staunen über die Nachricht der Freilassung der Blogger sind in den sozialen Medien viele Unterstützer aufgefordert worden, an ihrer Feierlaune teilzuhaben. Bei Facebook schrieb Simegnish Yekoye, genannt Lily am 8. Juli:
As much as we are happy and celebrating the release of our colleagues and friends Tesfalem, Asmamaw and Zelalem, and wait for release of Edom and Mahlet tomorrow … we still need to push for the charges against the remaining bloggers Befekadu, Abel, Atinaf and Nati to be dropped. They are only bloggers and not terrorists.
So sehr wir uns jetzt auch freuen und die Freilassung unserer Kollegen und Freunde Tesfalem, Asmamaw und Zelalem feiern, sowie auf die morgige Haftentlassung von Edom und Mahlet warten … wir müssen trotzdem weiter gegen die Anklagen der im Gefängnis verbliebenen Blogger ankämpfen: Befekadu, Abel, Atnaf und Nati. Sie sind Blogger, keine Terroristen.
Was war der Grund für diese plötzliche Kursänderung der äthiopischen Behörden? Unterstützer, wie Global Voices und große Organisationen für Pressefreiheit, beispielsweise das Committee to Protect Journalists [Komitee zum Schutz von Journalisten] drängen seit Monaten auf die Freilassung der Blogger, ohne jeden Erfolg. Ein Unterstützer zog in Betracht, dass die Haftentlassungen durch den bevorstehenden Besuch von Barack Obama begünstigt worden sind:
Lets play smart ass. Because obama is coming lets free some of #FreeZone9Bloggers — Dawit2.9 (@DawitV2_8) July 8, 2015
Lasst uns mal Klugscheißer sein. Weil Obama kommt lassen wir einige der #FreeZone9Bloggers frei
Die Twitter-Nutzerin Abiye Megenta regte an, dass Obama seinen Besuch dazu nutzen sollte, Äthiopiens Verantwortliche zu drängen, auch die noch in Haft verbliebenen Blogger zu entlassen:
Ethiopian government releases its high profile political prisoners ahead of Obama's trip. He should press them to release all pol prisoners. — Abiye T. Megenta (@abiyetk) July 8, 2015
Die äthiopische Regierung lässt die bekanntesten politischen Gefangenen vor Obamas Reiseantritt frei. Er sollte sie dazu zwingen, alle pol. Gefangenen freizulassen.
Überall auf der Welt plädierten die Unterstützer der Blogger dafür, ihre Anstrengungen fortzusetzen, bis alle in Äthiopien gefangenen Journalisten und Blogger frei sind:
We will keep fighting until all of imprisoned Zone 9 Bloggers and other journalists are freed. #FreeZone9Bloggers #FreeEskender #FreeReyot — Fasiledes (@Fasiledesfasil) July 8, 2015
Wir werden weiter kämpfen, bis alle Blogger der Zone 9 und die anderen Journalisten frei sind. #FreeZone9Bloggers #FreeEskender #FreeReyot
ናኖ ናኖ ነዬ ናኖ ናኖ ነይ ኦብዬ ኦባማ ኦቦሌሳ ሁሌ ነይ ነይ we will keep on tantrumin out here until they set all prisoners out there in #Ethiopia free
— Ethiopian Press (@abenezer_a) July 8, 2015
wir werden nicht aufhören, hier unsere Wut herauszuschreien, bis sie da draußen in #Ethiopia alle Gefangenen freilassen
Und Amanuel Tesfaye erinnerte uns daran, dass der Hashtag #FreeZone9Bloggers seine Bedeutung behalten muss, bis dieser Tag gekommen ist.
FYI, the hash #FreeZone9Bloggers is still in play, until all are out. Don't forget to use it while tweeting about today's releases. — Amanuel Tesfaye (@ethio_style) July 8, 2015
Zu eurer Information, der Hashtag #FreeZone9Bloggers gilt nach wie vor, bis alle draußen sind. Vergesst nicht, ihn zu nutzen, wenn ihr über die heutigen Ereignisse berichtet.
Unser Dossier über die Blogger der Zone9 enhält alles, das wissenswert ist.
Dieser Artikel wurde von GV Advocacy veröffentlicht, einem Global Voices Projekt mit eigener Seite, das das Recht auf freie Meinungsäußerung verteidigt und gegen Zensur im Netz kämpft. Alle Artikel
Kategorien

Unterhaltung beginnen
Dieser Artikel wurde von GV Advocacy veröffentlicht, einem Global Voices Projekt mit eigener Seite, das das Recht auf freie Meinungsäußerung verteidigt und gegen Zensur im Netz kämpft. Alle Artikel
Kategorien
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Folge jetzt @globalvoices damit mich Tragödien, wie Elfenbeinküste, nicht mehr überraschen.
Monatsarchiv
- Februar 2021 4 Artikel
- Januar 2021 10 Artikel
- Dezember 2020 6 Artikel
- November 2020 12 Artikel
- Oktober 2020 12 Artikel
- September 2020 10 Artikel
- August 2020 27 Artikel
- Juli 2020 22 Artikel
- Juni 2020 20 Artikel
- Mai 2020 23 Artikel
- April 2020 10 Artikel
- März 2020 7 Artikel
- Februar 2020 1 Artikel
- November 2019 4 Artikel
- Oktober 2019 1 Artikel
- September 2019 1 Artikel
- August 2019 1 Artikel
- Juli 2019 2 Artikel
- Juni 2019 3 Artikel
- April 2019 5 Artikel
- März 2019 8 Artikel
- Februar 2019 4 Artikel
- Januar 2019 16 Artikel
- Dezember 2018 3 Artikel
- November 2018 6 Artikel
- September 2018 10 Artikel
- August 2018 6 Artikel
- Juli 2018 8 Artikel
- Juni 2018 9 Artikel
- Mai 2018 7 Artikel
- April 2018 10 Artikel
- März 2018 16 Artikel
- Februar 2018 8 Artikel
- Januar 2018 12 Artikel
- Dezember 2017 5 Artikel
- November 2017 4 Artikel
- Oktober 2017 8 Artikel
- September 2017 5 Artikel
- August 2017 12 Artikel
- Juli 2017 4 Artikel
- Juni 2017 17 Artikel
- Mai 2017 7 Artikel
- April 2017 10 Artikel
- März 2017 9 Artikel
- Februar 2017 7 Artikel
- Januar 2017 4 Artikel
- Dezember 2016 8 Artikel
- November 2016 15 Artikel
- Oktober 2016 29 Artikel
- September 2016 10 Artikel
- August 2016 11 Artikel
- Juli 2016 20 Artikel
- Juni 2016 26 Artikel
- Mai 2016 24 Artikel
- April 2016 8 Artikel
- März 2016 7 Artikel
- Februar 2016 19 Artikel
- Januar 2016 22 Artikel
- Dezember 2015 21 Artikel
- November 2015 26 Artikel
- Oktober 2015 16 Artikel
- September 2015 38 Artikel
- August 2015 48 Artikel
- Juli 2015 57 Artikel
- Juni 2015 89 Artikel
- Mai 2015 97 Artikel
- April 2015 33 Artikel
- März 2015 30 Artikel
- Februar 2015 40 Artikel
- Januar 2015 21 Artikel
- Dezember 2014 13 Artikel
- November 2014 25 Artikel
- Oktober 2014 15 Artikel
- September 2014 34 Artikel
- August 2014 36 Artikel
- Juli 2014 128 Artikel
- Juni 2014 75 Artikel
- Mai 2014 106 Artikel
- April 2014 119 Artikel
- März 2014 64 Artikel
- Februar 2014 21 Artikel
- Januar 2014 17 Artikel
- Dezember 2013 14 Artikel
- November 2013 17 Artikel
- Oktober 2013 29 Artikel
- September 2013 54 Artikel
- August 2013 31 Artikel
- Juli 2013 11 Artikel
- Juni 2013 20 Artikel
- Mai 2013 26 Artikel
- April 2013 20 Artikel
- März 2013 18 Artikel
- Februar 2013 24 Artikel
- Januar 2013 24 Artikel
- Dezember 2012 14 Artikel
- November 2012 60 Artikel
- Oktober 2012 26 Artikel
- September 2012 37 Artikel
- August 2012 28 Artikel
- Juli 2012 29 Artikel
- Juni 2012 28 Artikel
- Mai 2012 35 Artikel
- April 2012 24 Artikel
- März 2012 30 Artikel
- Februar 2012 31 Artikel
- Januar 2012 17 Artikel
- Dezember 2011 41 Artikel
- November 2011 22 Artikel
- Oktober 2011 27 Artikel
- September 2011 12 Artikel
- August 2011 10 Artikel
- Juli 2011 3 Artikel
- Juni 2011 6 Artikel
- Mai 2011 10 Artikel
- April 2011 8 Artikel
- März 2011 15 Artikel
- Februar 2011 13 Artikel
- Januar 2011 6 Artikel
- Dezember 2010 5 Artikel
- November 2010 11 Artikel
- Oktober 2010 18 Artikel
- September 2010 15 Artikel
- August 2010 7 Artikel
- Juli 2010 13 Artikel
- Juni 2010 15 Artikel
- Mai 2010 20 Artikel
- April 2010 6 Artikel
- März 2010 14 Artikel
- Februar 2010 10 Artikel
- Januar 2010 20 Artikel
- Dezember 2009 18 Artikel
- November 2009 25 Artikel
- Oktober 2009 10 Artikel
- September 2009 5 Artikel
- August 2009 7 Artikel
- Juli 2009 13 Artikel
- Juni 2009 8 Artikel
- Mai 2009 11 Artikel
- April 2009 10 Artikel
- März 2009 11 Artikel
- Februar 2009 9 Artikel
- Januar 2009 24 Artikel
- Dezember 2008 17 Artikel
- November 2008 19 Artikel
- Oktober 2008 1 Artikel
- August 2008 5 Artikel
- Juli 2008 9 Artikel
- Juni 2008 1 Artikel
- Mai 2008 19 Artikel
- April 2008 43 Artikel
- März 2008 40 Artikel
- Februar 2008 17 Artikel
- Januar 2008 13 Artikel
- Dezember 2007 43 Artikel
- November 2007 43 Artikel
- Oktober 2007 44 Artikel
- September 2007 12 Artikel
- August 2007 25 Artikel
- Juli 2007 22 Artikel
- Juni 2007 15 Artikel