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Im Jemen wird unter anhaltenden saudi-arabischen Luftangriffen der Ramadan begangen

Kategorien: Nahost & Nordafrika, Jemen, Bürgermedien, Entwicklung, Flüchtlinge, Katastrophe, Kriege & Konflikte, Religion
The eve of Ramadan in Sanaa started with Saudi coalition bombings, tweets @faizahsulimani [1]

“Der Vorabend des Ramadan wurde in Sanaa von Bombardierungen der saudischen Koalition begleitet”, twittert @faizahsulimani

Der Fastenmonat Ramadan [2] ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders und dient den Muslimen dazu, tagsüber zu fasten, vermehrt zu beten, Gutes zu tun und über ihre Spiritualität zu reflektieren. Dieser Monat sollte normalerweise Frieden und Gelassenheit mit sich bringen. Für den Jemen trifft das aber dieses Jahr nicht zu.

Im Jemen herrscht seit den letzten drei Monaten Krieg, mit dem 25. März, als die arabische Koalitionsstreitmacht unter Führung Saudi Arabiens damit begann Luftangriffe in der Hauptstadt Sanaa durchzuführen [3]. Die Gesundheitseinrichtungen berichten von über 2.800 Toten und 13.000 Verletzten seit dem Beginn der Konflikte im März.

Der 17. Juni, der Vorabend des Ramadan, zeichnete sich durch fünf gleichzeitige Explosionen [4] aus. Ins Visier genommen wurden Moscheen und Bürogebäude in Sanaa, wobei 31 Menschen getötet sowie Dutzende verwundet wurden.

Das ist doch verrückt! Wir begehen die erste Nacht des Ramadan inmitten von Autobomben, drei Moscheen wurden getroffen und bis jetzt 23 Menschen getötet. #Jemen

Viele Jemeniten setzten ihre Hoffnung auf die von den Vereinten Nationen eingefädelten Gespräche in Genf [8] zwischen den jemenitischen Kriegsparteien. Diese sollten einen humanitären Waffenstillstand, zumindest während der Zeit des Fastenmonats mit sich bringen, der jedoch nicht eingehalten wurde.

Dieser peinliche Moment, wenn Ban Ki Muslime, einschließlich die Aufseher über die heiligsten Stätten des Islam, ermahnen muss, den Ramadan zu respektieren!

Joyce Karam ist Korrespondent in Washington für die Zeitung Al-Hayat. Sie twittert:

Jeden #Ramadan scheint es einen neuen Krieg im Nahen Osten zu geben. Dieses Jahr ist es der #Jemen, 2014 war es Gaza. In Syrien, Irak und Libyen geht es weiter. Verpasse ich da irgendwas?

Mohammed Jamjoom ist Korrespondent bei Al Jazeera English und berichtet über die schreckliche humanitäre Situation im Jemen:

Der Ramadan im #Jemen: Leiden statt Feierlichkeiten, eine humanitäre Katastrophe – mein neuester Bericht für @AJEnglish

Trotz des Elends, dem das Land momentan ausgesetzt ist, begrüßen die Jemeniten den Fastenmonat mit den üblichen Traditionen:

Die Spiritualität des Ramadan im #Jemen. #KefayaWar #WarLife

Sogar zu Kriegszeiten machen die Menschen ihre Vorratseinkäufe für den gesegneten Monat – Im Souk von #altSanaa. #Jemen

Sogar in Zeiten von Krieg und Blockaden klopfen Nachbarn an deine Türe, um mit dir die #Ramadan-Leckereien zu teilen. #Sanaa #Jemen #EverydayYemen

Die Jemeniten brachen diesen Ramadan ihr Fasten unter dem Dröhnen der Luftangriffe. Der Lärm übertönte sogar die Gebetsrufe zur Dämmerung und zum Sonnenuntergang:

Nur zur Info: Momentan gibt es wieder Luftangriffe in Sanaa. #Jemen… auch heute Morgen… dem ersten Tag des Ramadan.. .durch die Vorhut der islamischen/muslimischen #KSA (saudi-arabischen Koalition).

Das Blut in den Straßen der Altstadt Sanaas ist noch nicht getrocknet und schon fliegen die Jets erneut über unsere Köpfe… um Himmels Willen: Es ist Ramadan! #Jemen

Stellt euch mal vor, ihr müsst euer Ramadan-Fasten zum Dröhnen der Luftangriffe und nicht zum Gebetsruf (Athan) brechen. Willkommen im #Jemen

Wir brechen gerade das Fasten. Ein Ramadan-Sonnenuntergang mit bitterem Beigeschmack. Faj Attan in Sanaa #Jemen #WarLife

Wir beten zu Hause und brechen unser Fasten mit Dosenfisch, während Kinder schreien und die Jets über uns fliegen. Ramadan im Jemen.

Die Situationen war auch in anderen Teilen des Landes, die von Houthi-Schießereien und Bombardierungen betroffen waren, nicht viel besser. Das Nachrichtenportal Alarabi Al-Jadeed veröffentlichte einen düsteren Bericht [42] über die Situation im Zentrum und im Süden des Jemen.

خلت أسواق اليمن من أي تجهيزات لاستقبال شهر رمضان، وسط ركود تجاري وانتشار للسلع منتهية الصلاحية وارتفاع في أسعار السلع الضرورية والخدمات واضطرابات أمنية ونزوح داخلي. وقال مواطنون في عدن، أكثر مدينة تضرراً من الحرب التي تشنها مليشيات الحوثي وصالح على اليمنيين، لـ”العربي الجديد”، إنهم لم يشعروا بدخول شهر رمضان في ظل استمرار المعارك بين (الحوثيين) والمقاومة الشعبية. وتشهد مدينة تعز (وسط اليمن) حرب شوارع بين الحوثيين والمقاومة الشعبية بالإضافة إلى ضربات التحالف العربي بقيادة السعودية، ما أدى إلى توقف الحركة التجارية وإغلاق 95% من المحلات التجارية وفقاً لتقرير صادر عن ائتلاف الإغاثة في المدينة. وتعرض سوق المدينة المركزي للفواكه والخضروات للتدمير جراء المواجهات وتم إغلاقه بداية مايو/أيار الماضي، كما يسيطر الحوثيون على المنافذ البرية الرئيسية
للمدينة وفرضوا حصاراً اقتصادياً على الأهالي

Inmitten der Handelsflaute, der Verteilung abgelaufener Lebensmittel, der Preiserhöhungen auf essenzielle Lebensmittel und Dienstleistungen sowie einer instabilen Sicherheit und Obdachlosigkeit, finden auf den jemenitischen Märkten keinerlei Vorbereitungen zur Eröffnung des Ramadan statt.
Die Bewohner Adens, eine der durch die Kämpfe zwischen Huthi und die Anhänger Salehs am meisten betroffenen Städte, berichteten Al-Arabi, dass sie im Angesicht des anhaltenden Kampfes der Huthi und des Volkswiderstandes, den Beginn des Ramadan nicht wirklich wahrnehmen würden.

In Taiz (in Zentraljemen) spielen sich Straßenkämpfe zwischen den Huthi und dem Volkswiderstand ab, zusätzlich dazu kommen die Luftangriffe der saudiarabischen Koalition. Laut des Berichtes einer Hilfskoalition in der Stadt, führten diese zu einem Stopp des Handelsverkehrs und zur Schließung etwa 95 Prozent aller Geschäfte. Der zentrale Obst- und Gemüsemarkt der Stadt wurde durch die Kämpfe verwüstet und bereits Anfang Mai geschlossen. Außerdem kontrollieren die Huthi die Hauptanlegestellen im Hafen der Stadt und haben über die Einwohner eine wirtschaftliche Blockade verhängt.

Die Tatsache, dass die Situation in der Küstenstadt Aden im Süden des Landes besonders katastrophal ist, bleibt. Iona Craig ist die einzige ausländische, freiberufliche Journalistin, die von dort aus berichtet. Sie beschreibt die Situation wie folgt: “Durch Krieg oder durch Fieber, der einzige Ausweg aus Aden ist der Tod”. Sie schreibt zudem:

Hier eine Sammlung meiner Arbeit von einem dreiwöchigen Trip, für einen Einblick über die Ereignisse in Aden, der Ursprung des Bürgerkrieges im Jemen.

Sahar Nouraddin twittert folgendes:

In jeder von #Adens Vierteln breitet sich der Gestank des Todes aus, wer nicht an #Dengue-Fieber stirbt, stirbt währen einer der willkürlichen Schießereien. #WHO #HRW #Jemen

Sehr schwierige Nacht, willkürliche Schießereien und Bombardierungen im einem Viertel in #Aden #Jemen. Es scheint so, als ob die Angreifer während des #Ramadan bis in die Morgenstunden aufbleiben würden.

In Aden werden Menschen durch Kugeln und Splitter getötet. Jetzt kommt auch noch das Dengue-Fieber dazu. @alaraby_en

Der Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen und Koordinator für humanitäre Angelegenheiten und Notfallhilfe, Stephen O'Brien, bemerkt alarmiert über die Situation im Jemen:

“Die Parteien des Konflikts zeigen eine völlige Missachtung für menschliches Leben” @UNAidChief. Heute ausführliche Stellungnahme zum #Jemen vor der Presse.

Johannes van der Klaauw, humanitärer Koordinator der Vereinten Nationen für den Jemen sowie Amer Daoudi, humanitärer Regionalkoordinator der Vereinten Nationen, warnen die Welt vor der humanitären Katastrophe:

“Alle Beteiligten müssen begreifen, dass es die Bevölkerung des #Jemen ist, die leidet.” Humanitärer Regionalkoordinator Daoudi

In ihrem Tweet fasst Ahlam Hashem zusammen, wie es sich momentan anfühlt, im Jemen zu leben:

Ein Land, in dem die Menschen durch Schießereien exekutiert werden, durch Straßenschlachten, Hunger, Krankheitsausbrüche. Dies ist kein Heimatland, es ist die Hölle auf Erden. #Jemen

Trotz alledem wünschen die Jemeniten allen einen “Ramadan Kareem”.

Ramadan Kareem. Möge es jenen leichter fallen, die inmitten der Not/des Krieges im Irak, in Palästina, Syrien, dem Jemen und in den Flüchtlingslagern leben.

Mehr Informationen zur Situation im Jemen findet ihr in unserem Dossier [65]!