Die saudi-arabische Regierung will Bürger hindern, 500.000 zu WikiLeaks durchgesickerte Dokumente zu sehen

Wikileaks Twitter account

WikiLeaks begann mit der Veröffentlichung von über einer halben Millionen durchgesickerter saudischer Dokumente, darunter auch streng geheime Informationen. Die saudi-arabische Regierung warnte ihre Bürger, diese nicht aufzurufen oder zu teilen.

WikiLeaks begann mit der Veröffentlichung von über einer halben Millionen durchgesickerter Dokumente aus dem saudi-arabischen Außenministerium. Insgesamt 61.000 Dokumente auf Arabisch sind bereits online und bieten ein gefundenes Fressen für Informationen über den geheimen Briefwechsel aus dem Inneren des Schalthebels der Macht Saudi-Arabiens.

Saudi-Araber werden jedoch davor gewarnt, auch nur in die Nähe der durchgesickerten Dokumente zu kommen, geschweige denn sie zu teilen oder an ihren Inhalt zu glauben.

Aus einer Pressemitteilung der Whistleblower-Seite geht hervor, dass die Informationsflut – auch die “Saudi Cabels” genannt – nicht nur geheime Kommunikation aus den saudi-arabischen Botschaften preisgibt, sondern auch “streng geheime” Berichte anderer Institutionen des saudi-arabischen Staatsapparates, zum Beispiel aus dem Innenministerium und dem Geheimdienst des Königreiches.

“The massive cache of data also contains a large number of email communications between the Ministry of Foreign Affairs and foreign entities. The Saudi Cables are being published in tranches of tens of thousands of documents at a time over the coming weeks. Today WikiLeaks is releasing around 70,000 documents from the trove as the first tranche.”

Die beträchtlichte Datensammlung enthält auch eine große Anzahl an E-Mail-Kommunikation zwischen dem Außenministerium und den außerstaatlichen Funktionseinheiten. Die Saudi Cables werden nach und nach in Blöcken zu je 10.000 Dokumente im Laufe der nächsten Wochen veröffentlicht.

Der WikiLeaks Gründer Julian Assange sagt dazu:

“The Saudi Cables lift the lid on a increasingly erratic and secretive dictatorship that has not only celebrated its 100th beheading this year, but which has also become a menace to its neighbours and itself.”

Die Saudi Cabels öffnen uns die Augen über eine zunehmend launische und geheimniskrämerische Diktatur, die dieses Jahr nicht nur die 100. Enthauptung feierte, sondern die auch zu einer Bedrohung für seine Nachbarn und sich selbst geworden ist.

Weitere Informationen: Erkauftes Schweigen: Wie das saudi-arabische Außenministerium die arabischen Medien kontrolliert (auf Englisch)

Die saudi-arabische Regierung ist über diese Aktion wenig erfreut und hat sich mit der Anweisung an ihre Bürger gerichtet, die Dokumente zu ignorieren. Sie seien ein bösartiges Werk von “Feinden der Nation”. In zwei Tweets warnt der saudi-arabische Außenminister seine Bürger davor, die Dokumente aufzurufen.

Zuerst twitter er:

Liebe, achtsame Bürger,
Teilt keine Dokumente, die gefälscht sein könnten. Das würde nur den Feinden unseres Staates beim Erreichen ihrer Ziele helfen.

Ein paar Minuten später folgte ein weiterer Tweet:

Liebe achtsame Bürger, vermeidet es, irgendwelche Internetseiten zu besuchen, um durchgesickerte Dokumente und Informationen aufzurufen. Sie könnten gefälscht sein und haben nur das Ziel, die nationale Sicherheit zu gefährden.

Obwohl in den Tweets, die seither tausendfach geteilt wurden, nicht die Rede von den Saudi Cables ist, war den Netzbürgern auf Twitter schnell die Verbindung dazu klar. Viele teilten Screenshots der Warnungen aus dem Ministerium mit zusätzlichen Kommentaren. Dieser Twitternutzer stellt fest:

Liebe Bürger, eure Regierung hat große Probleme und erwartet von euch das Übliche. Seit gehorsame Esel und teilt ihre Schmutzwäsche nicht.

Die saudi-arabische Bloggerin Hala Aldoseri bezeichnet ihre saudi-arabischen Mitbürger ironisch als “achtsame Bürger” und fragt sich, was so klug daran sein soll, den Saudis zu verbieten, die Leaks aufzurufen:

Was soll so klug daran sein, den Zugriff zu verbieten? Soll es für den Rest der Welt erlaubt sein, nur für die achtsamen Bürger ist es haram (aus religiösen Gründen verboten)?

In einem weiteren Tweet erklärt sie außerdem:

Was soll uns WikiLeaks denn noch erzählen, was wir nicht schon wissen? Über die Rolle des Geldes wenn es um das Sicherstellen der Loyalität geht? Oder über die Bedenken, was den Iran und die Sunniten angeht? Oder über die laufenden Ausgaben der Machthaber?

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