Verschwinden von mindestens 30 Personen erschüttert erneut Mexiko

Mosaico con fotos de algunos de los desaparecidos de Chilapa. Imagen tomada del blog Sopitas.

Einige der Verschwundenen von Chilapa. Bild: Blog Sopitas.

Mexiko wurde Zeuge eines weiteren Gewaltverbrechens. In Chilapa de Álvarez, im Bundesstaat Guerrero an der Westküste des Landes, wurden in den letzten Tagen ungefähr 30 Personen von einer bis jetzt nicht identifizierten bewaffneten Gruppe verschleppt.

In den Konflikt sind von den Gemeinden selbst eingesetzte Sicherheitskräfte oder Bürgerwehren (Organisationen, die im ganzen Land im Laufe des “Drogenkrieges” entstanden sind) sowie verschiedene Gruppierungen des organisierten Verbrechens verwickelt.

Der Bürgermeister des Tatorts, Francisco Javier García González, gab zu den Ereignissen folgende Erklärung ab:

Estas personas fueron privadas de su libertad del 9 al 14 de mayo. Es un punto estratégico (Chilapa) para obtener sus enervantes y hacer su tránsito hacia otros estados, es a lo que yo le atribuyo la violencia. Vinieron a hacer limpieza del otro grupo delictivo y levantaron, presuntamente, a los halcones de Los Rojos.

Die Personen wurden zwischen dem 9. und 14. Mai entführt. Chilapa ist ein strategischer Ort, ein Umschlagplatz, von dem aus die Drogen in andere Staaten gebracht werden. Dies ist, meiner Meinung nach, der Grund für die Gewalt. Die Täter wollten die feindliche Gruppe auslöschen und entführten vermutlich die “Falken” der Gruppe “Los Rojos”.

In Mexiko laufen diese Entführungen im Bandenkrieg unter dem Begriff “Levantón” (“levantar” bedeutet wörtlich “(hoch)heben”). Als “Falken” werden die Informanten der verschiedenen kriminellen Gruppierungen bezeichnet.

Wie das Nachrichtenmagazin Proceso berichtet, wurden nur wenige Tage nach dem Vorfall in der Umgebung von Chilapa vier Leichen gefunden, die vermutlich mit dem Verschwinden in Zusammenhang stehen:

Cuatro cuerpos con el rostro desollado fueron encontrados esta mañana en las inmediaciones del poblado de Nejapa, perteneciente al municipio de Chilapa de Álvarez.

Los cadáveres envueltos en cobijas estaban tirados frente al pequeño panteón del poblado indígena, ubicado a cinco minutos de la cabecera, sobre la carretera que conecta con el municipio de Ahuacuotzingo.

Heute Morgen wurden nahe der Siedlung Nejapa, in der Gemeinde Chilapa de Álvarez, vier Leichen gefunden, deren Gesichter gehäutet worden waren.

Die in Laken eingewickelten Toten waren gegenüber dem kleinen Friedhof der indigenen Siedlung, etwa fünf Minuten vom Rathaus entfernt, auf der Landstraße in Richtung der Gemeinde Ahuacuotzingo, abgelegt worden.

Laut dem Blog Sopitas, in dem auch über den Vorfall berichtet wurde, besteht der Verdacht, dass die Familie eines Beamten in die Gewalttaten verwickelt ist:

Recientemente, al menos 16 personas fueron secuestradas por sujetos que tomaron el control del municipio por cuatro días en busca de miembros del grupo criminal Los Rojos.

De acuerdo con la investigaciones, los ataques están relacionados con el grupo conocido como “Los Ardillos”, dirigidos por la familia del presidente del Congreso, el diputado perredista Bernardo Ortega Jiménez.

In letzter Zeit wurden mindestens 16 Personen von Gangangehörigen entführt, die auf der Suche nach Mitgliedern der kriminellen Gruppierung “Los Rojos” vier Tage lang die Gemeinde kontrollierten.

Untersuchungen zufolge werden die Angriffe mit der Gruppe “Los Ardillos” in Verbindung gebracht, hinter der die Familie des Präsidenten des Regionalparlamentes von Guerrero, der PRD-Abgeordnete Bernardo Ortega Jiménez, steht.

Bei Twitter zeigten sich viele Mexikaner besorgt über diesen neuen Gewaltausbruch in Guerrero. Für die Userin Madame Déficit stellen die Ereignisse eine Fortsetzung der Gewalttaten in Tlatlaya und Ayotzinapa dar:

Tlatlaya, Ayotzinapa und nun Chilapa… Zweifelt irgendjemand noch daran, dass Präsident Peña die Kontrolle über das Land verloren hat?

Die Userin Claudia es Claudia hat durch die schlimmen Nachrichten überhaupt erst von dem Ort erfahren:

Ich gebe zu, dass ich Chilapa bis vor kurzem gar nicht gekannt habe, genauso wie ich erst von der Existenz Ayotzinapas aufgrund der Nachrichten über die dortigen Toten, Massakrierten und Verschwundenen erfahren habe.

Plumas Atómicas teilte dieses Bild:

In Chilapa herrscht die Gewalt: Verschleppungen und gehäutete Leichen.

Der User Yorch kommentierte die knappe Berichterstattung in den traditionellen Medien:

Und … warum werden die Verschwundenen aus Chilapa ignoriert? Weil es Bauern und Maurer waren? Nein. Sondern weil sie aus politischer Sicht nicht nützlich sind.

Ximena Medellín hingegen deutete auf die Ungewissheit über die tatsächliche Opferzahl hin:

Auf drei Regierungsebenen “wird im Fall Chilapa zusammen gearbeitet” und wir wissen immer noch nicht, wie viele Personen verschleppt wurden und wo sie sind.

Die “drei Regierungsebenen” sind hier die Bundes-, Bundesstaats- und Gemeindeebenen, die angeblich bei der Prävention von Gewaltverbrechen und bei der Strafverfolgung zusammenarbeiten.

Auch am 22. Mai 2015 hatte sich die Lage noch nicht entspannt, so dass der Lehrbetrieb in der Region eingestellt werden musste. Dazu das Nachrichtenportal SDP Noticias:

De las instituciones educativas que suspendieron clases, 44 forman parte del preescolar foráneo, 30 del preescolar indígena, 27 de primaria foránea, nueve de primaria indígena, 18 servicios estatales, cinco secundarias generales y seis secundarias técnicas, además el delegado reconoció que las comunidades de dicha zona no se encuentran resguardadas por elementos de seguridad.

La planta docente que dejó de laborar de manera indeterminada corresponde a 892 profesores y a 15 mil 631 alumnos que no tienen clases.

Zu den geschlossenen Bildungseinrichtungen gehören 44 Umlandsvorschulen, 30 indigene Vorschulen, 27 Umlandsgrundschulen, neun indigene Grundschulen, 18 staatliche Dienststellen, fünf allgemeine Sekundarschulen und sechs technische Sekundarschulen. Darüber hinaus, räumte der Vertreter ein, fehlte in den Gemeinden der betroffenen Region jeglicher Schutz durch Sicherheitskräfte.

Insgesamt 892 Lehrer werden auf unbestimmte Zeit nicht mehr unterrichten und 15.631 Schüler keinen Unterricht mehr haben.

Chilapa ist eine Region mit einem hohen Anteil indigener Bevölkerung, die unter anderem für ihre traditionellen “Tlacoleros und Maromeros-Tänze” und “Tigerkämpfe” bekannt ist. Sie liegt relativ nah bei Iguala, einer Region, die in den letzten Monaten durch die schreckliche Verschleppung und Ermordung von Studenten aus Ayotzinapa bekannt geworden war. Der Bundesstaat Guerrero, in dem auch Chilapa und Iguala liegen, grenzt an den Bundesstaat Michoacán, der ebenso ernst von der Welle der Gewalt im Zuge des so genannten “Drogenkrieges” betroffen ist.

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