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Titelzeile des Blogs von Zelalem Kiberet: ‘Lasst Freiheit erklingen’

Kategorien: Äthiopien, Bürgermedien, Meinungsfreiheit, Menschenrechte, GV Advocacy
Zelalem Kiberet at 25. Photo from Zelalem's blog. [1]

Zelalem Kiberet mit 25. Foto von Zelalems Blog.

Im April 2014 wurden neun Blogger und Journalisten in Äthiopien inhaftiert. Einige von ihnen waren für das Bloggerkollektiv Zone9 [2] aktiv, das über soziale und politische Themen in Äthiopien berichtete und sich für Menschenrechte und Rechenschaftspflicht der Regierung einsetzte. Vier von ihnen haben außerdem für Global Voices geschrieben. Im Juli 2014 wurden sie nach der Anti-Terrorismus-Gesetzgebung unter Anklage gestellt [3]. Seit dem befinden sie sich hinter Gittern und ihr Gerichtsverfahren wurde wieder und wieder verschoben.

Dies ist der dritte Teil unserer Serie “Sie haben Namen”, mit der wir auf die einzelnen Blogger aufmerksam machen möchten, die sich zur Zeit in Haft befinden. Wir möchten sie als Menschen wahrnehmen, nicht als bloße Zahlen, und wir möchten ihre jeweils eigene Geschichte erzählen. Diese Geschichte kommt von Endalk Chala, einem Gründungsmitglied des Zone9-Kollektivs, dem die Inhaftierung erspart blieb, da er sich zu der Zeit für sein Doktorstudium in den USA befand.

Ich habe Zelalem Kiberet 2012 getroffen. Ich kannte ihn bereits durch seinen Blog, auf dem er über kuriose und anregende Literaturerzeugnisse, über Kunst, Politik, Geschichte und Philosophie schrieb.

Für mich reichte die Nähe aber nicht aus, seine Beiträge über Philosophie zu lesen und gelegentlich mit ihm auf Facebook zu schreiben, daher wollte ich ihn unbedingt persönlich treffen. Damals war für mich immer besonders wichtig, meine Online-Freunde zu treffen. Das führte schließlich auch dazu, dass wir Zone9 [4] gründeten. An dem Tag damals war es Befeqadu, der Antrieb des Kollektivs, der unser Treffen organisierte. Wir trafen uns in einem Café, das Pizza hieß, im Herzen von Addis Ababa.

Befeqadu und ich trafen als erste ein und dann kam Zelalem zu uns. Er begrüßte uns herzlich. Wir saßen an einem Tisch in der Nähe der Tür. Er bestellte einen Macchiato und dann führten wir eines unserer besten Gespräche.

Zelalem war Absolvent der juristischen Fakultät der Addis Ababa Universität und unterrichtete auch Jura an der Universität Ambo. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich mit Zelalem zusammengearbeitet habe. Aufgrund seiner Intelligenz, seines humorvollen Schreibstils und seinen knallharten Sticheleien gegenüber Religion, gaben ihm seine Freunde den Spitznamen Zola, nach dem französischen Schriftsteller, den Zelalem selbst mit Begeisterung las. Die Liebe unseres Zolas zur Philosophie und der Kunst ist offensichtlich, das Banner seines Blogs ist das berühmte Gemälde “Sokrates, den Giftbecher trinkend [5]” von Jacques-Louis David.

The Death of Socrates, by Jacques-Louis David. Released to public domain. Image via Wikimedia. [5]

Sokrates, den Giftbecher trinkend von Jacques-Louis David. Bild von Wikimedia, lizenzfrei.

Zolas Tweets waren derart klangvoll und beliebt, dass ich es wage zu behaupten, dass Zola zur Zeit seiner Inhaftierung der auf Twitter am häufigsten gelesene Äthiopier war. Seine unterhaltsamen und gewitzten Tweets machten ihn zu einem aufstrebenden literarischen Talent, das man im Auge behalten sollte.

Zola kann auch längere und bewegende Werke verfassen. In einem seiner Blogbeiträge spottete er über etwas, was sich die Massenmedien aus Äthiopien bislang nicht zu thematisieren trauten. Mit seinem Artikel “Wie man sich seine eigene Religion bastelt? – Eine äthiopische Anleitung” [6] hat er eine lange Satire verfasst, die aufs Korn nimmt, wie staatliche Ableger Programme ausstrahlen, um einen Personenkult rund um den ehemaligen Präsidenten Meles Zenawi zu schaffen. Diese Art Beiträge haben Zola auf das Radar der äthiopischen Regierung gebracht. Heute, nach über einem Jahr im Gefängnis, sieht er sich erfundenen Unterstellungen von Terrorismus gegenüber, dafür, dass er ein wahrer Intellektueller ist, jemand, der Humor nutzt, um seine Kritik zu kommunizieren.

Auf dem Banner seines Blogs hat Zola geschrieben “Lasst Freiheit erklingen”. Solange er selbst sich hinter Gittern befindet, müssen wir für ihn diesem Wunsch nachkommen.

Wir haben ein eigenes Dossier [7], in dem weitere Informationen und Berichte zu den Zone9-Bloggern zu finden sind.