Manga-Zeichner landete radioaktive Drohne auf der Residenz des japanischen Premierministers

Drone

Bild einer Drohne: Wikimedia.

Fürs Erste ist es Modellfliegern untersagt, in öffentlichen Parks Drohnen starten zu lassen. Mit diesem Verbot reagiert die Tokioter Stadtverwaltung auf wütende Proteste gegen eine Atommacht, die den japanischen Premierminister ins Visier genommen hatte.

Das Verbot von Drohnen in öffentlichen Parks ist am 28. April wirksam geworden, nachdem ein derartiger Quadrocopter am 22. April auf dem Dach der Residenz des japanischen Premierministers landete; mit Spuren einer radioaktiven Substanz an Bord.

Yasuo Yamamoto, Einwohner von Obama in der Präfektur Fukui, bekannte sich gegenüber der Polizei dazu, die Drohne gesteuert zu haben, die radioaktiv verseuchte Erde geladen hatte und zwei Wochen lang völlig unbemerkt auf dem Dach aufsetzte, bevor die Aktion bekannt wurde. Außerdem kam heraus, dass Yamamoto sein unbemanntes Luftfahrzeug klugerweise schwarz angestrichen hatte, um nicht vorzeitig entdeckt zu werden.

Am 24. April stellte sich Yamamoto der Polizei, die ihn jedoch erst am 15. Mai offiziell anzeigte.

Seit seiner Inhaftierung ist Yamamoto im Internet als “Drone Otaku” bekannt (Drohnen-Freak) oder auch als “Drone Ojisan” (Drohnen-Typ mittleren Alters).

Der Jack Blog meldet: Das ist waaahnsinnig (majikichiマジキチ): Der völlig überdrehte atomwaffenfreie Drohnen-Typ Yasuo Yamamoto hat ein Blog und das ist BESCHEUERT.

Die Tatsache, dass Tokios Stadtpolizei (警視庁, keishicho) dafür verantwortlich ist, die Sicherheit der Residenz des Premierministers zu gewährleisten, hatte wohl einen gewissen Einfluss auf die Entscheidung –  in, über und um Tokio herum – Drohnen zu verbieten.

Auch wenn in Tokio jetzt die Drohnen aus öffentlichen Parks verbannt worden sind, so gibt es doch kein Gesetz, das die Nutzung von Drohnen regelt; nicht einmal für Flüge in der Nähe öffentlicher Gebäude, wie dem Parlament oder dem Kaiserpalast im Zentrum Tokios.

Yamamoto sagte, dass sein Stunt als Protest gegen Japans Atomenergiepolitik gedacht war. In der Anzeige vom 15. Mai steht: Behinderung von Amtsgeschäften.

Yamamoto äußerte gegenüber den Ermittlungsbeamten, er hätte nicht beabsichtigt, einen terroristischen Akt zu verüben. Vielmehr sei es ihm darum gegangen, das öffentliche Bewusstsein für Japans Atompolitik zu schärfen, indem er eine Drohne benutzte, die er als trendy und spektakulär betrachtet.

Er behauptete auch, dass die radioaktive Erde, in der die Ermittler Spuren von Cäsium fanden (ein langlebiges radioaktives Isotop), aus der Präfektur Fukushima stamme, also vom Ort der Atomkatastrophe des Jahres 2011.

Die Präfektur Fukushima war im März 2011 Schauplatz der größten Atomkatastrophe, die Japan jemals erlebt hatte. Die großflächige radioaktive Verseuchung zwang Tausende dazu, die Präfektur Fukushima zu verlassen und löste in Japan eine starke und bis heute anhaltende Anti-Atomkraft-Bewegung aus.

Obama Port; the Ohi nuclear power plant is just on the other side of the peninsula.

Hafen von Obama: Das Atomkraftwerk Ohi liegt der Halbinsel genau gegenüber. Foto: Nevin Thompson

Yamamoto kommt aus der Kleinstadt Obama in der Präfektur Fukui. Fukui ist die Region mit der höchsten Konzentration von Atomkraftwerken weltweit. Der Reaktor von Ohi liegt in Sichtweite des Stadtzentrums von Obama.

Bis vor Kurzem hat er im Reaktor Sendai gearbeitet, in der südlichen Präfektur Kagoshima.

Die Reaktoranlage von Sendai war in diesem Frühjahr in den Nachrichten, nachdem das Bezirksgericht von Kagoshima eine Klage gegen das erneute Hochfahren des Atommeilers abwies.

Im Anschluss an Yamamotos Geständnis und Inhaftierung Ende April hatten Japans Netzbürger schnell entdeckt, dass er ein Blog hat und Original-Mangas oder Comics ins Internet hochlädt.

Tweets: Er war ein Manga-Künstler! Wir haben herausgefunden, dass Yasuo Yamamoto, der auf dem Dach der Residenz des Premierministers eine Drohne landete, auch ein Manga-Künstler ist. Jetzt ist klar geworden, warum er die Drohne so penibel auseinandergebaut und jedes einzelne Teil schwarz bemalt hat.

Siehe unten: Yasuo Yamamoto ist ein Manga-Künstler. Obwohl die Motive ziemlich brutal zu sein scheinen, kann man sich nicht von dem Gefühl lösen, dass man sie unbedingt gesehen haben muss. Man braucht sich bloß anzumelden und schon können die Mangas im Internet kostenlos betrachtet werden. Im Anschluss an seinen Drohnen-Stunt ist Yamamoto inhaftiert worden. Der Vorwurf lautet: Behinderung von Amtsgeschäften. Jedenfalls steht das so in seinem Blog.

In Hinblick auf sein Blog besteht im japanischen Cyberspace Einvernehmen, dass Yasuo Yamamoto höchstwahrscheinlich kein gutmeinender Anti-Atomkraft-Demonstrant ist, sondern etwas von einem Exzentriker hat.

Die japanischen Netzbürger finden seine frei verfügbaren Mangas allerdings unwiderstehlich.

Hier ist das Manga, das von Yasuo Yamamoto geschaffen worden ist, also von dem Mann, der im Verdacht steht, auf dem Dach der Residenz des Premierministers eine Drohne gelandet zu haben. Es ist total verblüffend, in verschiedener Hinsicht –  Yuuhi Shimbun.

Bildunterschrift: HELLO WORKER

Bildunterschrift: Yasuo Yamamoto hat sein eigenes Manga bei Nico Nico Manga hochgeladen, wo es geteilt werden kann. Yamamotos Manga heißt “HELLO WORKER” und ist im Internet total angesagt. Während die Motive verstörend wirken, ist Yamamotos Zeichenstil hinreißend.

Yamamotos Manga wirkt auf den Leser zwar befremdlich, erzeugt aber trotzdem einen gewissen Sog.

Hatte Yasuo Yamamoto den Traum, ein Manga-Künstler zu werden? Yamamotos Manga ist hinreißend und inzwischen total angesagt.

Der vorgenannte Tweet führt zur Zusammenfassung einer Diskussion auf 2chan, wo Auszüge aus Yamamotos Manga gezeigt werden und die dort eine rege Diskussion ausgelöst haben. 2chan ist Japans größte Online-Community, die in Größe, Umfang und Tonfall Reddit ähnelt.

Yasuo Yamamotos Heldentaten mit der Drohne haben auch die Aufmerksamkeit des berühmten Filmregisseurs Mamoru Oshii geweckt. Oshii, zu dessen weithin beliebten Filmen der Cyberpunk-Klassiker Ghost in the Shell [Geist in der Muschel] gehört, hat sich lange damit beschäftigt, auf welche Art und Weise Menschen mit Technologie interagieren.

In einem Interview mit dem Filmmagazin eiga.com, sagte Oshii:

「あれが出てきた瞬間に、テロの有効手段だと思った。撮影でも使ったし、現場でも“これに爆弾をつるせないか”という話もしていた」と大胆発言。そして、「映画はウソだからいいけれど、今は現実の方が先にいっているから、やりにくいといわれればやりにくい」

Sobald ich hörte, was in der Residenz des Premierministers passiert war, kam mir der Gedanke, dass Drohnen in den Händen von Terroristen eine effektive Waffe wären. In einigen Filmszenen habe ich selber Drohnen eingesetzt und am Drehort dachte ich: “Du weißt, mit dieser Drohne könntest Du eine Bombe transportieren”. Während Filme etwas glaubhaft machen sollen, was noch in der Zukunft liegt, rückt diese Vorstellung jetzt näher an die Realität.

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